Ingolstadt
Auf jeder Bahn ein Ass

Vor 50 Jahren wurde am Auwaldsee der erste Ingolstädter Minigolf-Club gegründet – ein Rückblick

24.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Morgen auf den Tag ist es 50 Jahre her, dass sich in Ingolstadt der erste Minigolf-Club gegründet hat. Seine Heimat und Spielstätte hat der Verein am Auwaldsee, wo 1963 die erste Minigolf-Anlage im Stadtgebiet entstanden ist. Nur ein Zeitvertreib ist der Sport aber nicht: Bislang hat der OMGC Ingolstadt fünf Deutsche Meister hervorgebracht.

 

Seine Lieblingsbahn sei die 13 gewesen, sagt Günter Peters. Ausgerechnet, soll sein Lachen wohl bedeuten, als er davon erzählt. Pech hat ihm die zwölf Meter lange Betonpiste mit der vermeintlichen Unglückszahl zu seiner Zeit als aktiver Minigolfer zumindest nicht beschert: „Hier muss man einfach ein Ass machen“, sagt der 74-Jährige und erklärt, wie es geht: Über zwei Seitenwellen muss der Golfball in einer leichten S-Kurve rollen, an zwei steinernen Hindernissen vorbei und dann im günstigsten Fall – nach einem Bandencheck – mit einem Schlag ins Loch kullern. Und das ist Peters meistens gelungen – sagt er.

Günter Peters gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Oberbayerischen Minigolf-Clubs Ingolstadt (OMGC). Am 26. Februar 1965 wurde der Verein aus der Taufe gehoben. Eine Minigolfbahn gab es zu dem Zeitpunkt am Auwaldsee, wo der Club beheimatet ist, schon – erbaut von drei Ingolstädter Geschäftsleuten auf 2000 Quadratmeter Grund. Beim Spazierengehen mit seiner Frau hat der frühere Zeitsoldat und Audi-Mitarbeiter sie entdeckt. „Also haben wir gesagt: Spielen wir mal.“ Bald kamen Freunde und Bekannte hinzu. Sogar der aus Ingolstadt stammende ehemalige FC Bayern-Profi Gustav Jung war Stammgolfer auf der Anlage.Es entstand schnell die Idee, einen Verein zu gründen. „Ob ich der erste Minigolfer in Ingolstadt war, weiß ich nicht“, sagt Peters. „Aber ich gehörte zu den ersten drei.“

Sein erstes Turnier spielte der Freundeskreis jedoch schon zuvor. „Wir haben allerdings miserabel abgeschnitten“, räumt Peters verschmitzt ein. „Wir hatten noch nicht die Schläger und Bälle, mit denen anderswo professionell gespielt wurde.“ Also schauten sie sich an, wie andere Vereine ausgerüstet waren, und zogen nach. Das Geschicklichkeitsspiel, das zu den Präzisionssportarten zählt, war zu diesem Zeitpunkt schon seit etwa 15 Jahren bekannt. 1953 entstand bei Locarno im Schweizer Kanton Tessin der erste genormte Platz mit 18 Bahnen nach Plänen des Schweizer Gartenarchitekten Paul Bongni. 1962 existierten rund 120 Anlagen in Europa.

Die Glanzzeit von Peters als Vereinsgolfer kam Ende der 1960er Jahre. 1967 wurde er Bayerischer Vizemeister im Einzel und Bayerischer Mannschaftsmeister (im Bild die Medaille). Als er 1980 für zehn Jahre Ingolstadt aus beruflichen Gründen verlassen musste, hängte er den Golfschläger gleich mit an den Nagel. Für ihn war Minigolf aber nicht nur ein Ausgleichs- und Leistungssport. Durch die vielen Reisen zu Turnieren hat der gebürtige Westfale auch seine Wahlheimat Bayern kennengelernt. „Wir haben ja in fast jedem Ort gespielt“, sagt er. Doch auch der sportliche Ehrgeiz war ihm stets wichtig. Und der stellt sich beim Minigolfen – so spielerisch leicht es für Unbedarfte auch aussehen mag – nicht von alleine ein.

Anton Grabrucker beispielsweise schwor auf dem Höhepunkt seiner Karriere vor dem Spiel auf Atemübungen und täglich bis zu drei Stunden Training. „Minigolf ist reine Konzentrationssache. Das meiste spielt sich im Kopf ab“, weiß der 66-jährige erste Vereinsvorsitzende, der dem Club seit 1973 angehört und mit 20 Schlägen den Bahnrekord hält. „Ziel ist es, jede Bahn mit einem Ass abzuschließen. Man steht also wirklich unter Strom.“ Grabrucker besitzt rund 400 Golfbälle. Etwa 50 nimmt er mit zu Turnieren. „Insgesamt gibt es etwa 1000 verschiedene“, sagt der Senioren-Europameister von 2002. Sie unterscheiden sich in Härte, Sprunghöhe und Gewicht. „Ein sogenannter toter Ball legt sich perfekt an der Schiene an und bleibt dort bis zum Loch“, erklärt er.

Aktuell kann der OMGC auf fünf Deutsche Meisterschaften, zehn Deutsche Vizemeisterschaften und alleine seit 2001 auf acht erste und zweite Plätze bei Welt- und Europameisterschaften in der Mannschaft blicken. Zudem spielt ein Team in der Zweiten Bundesliga Süd. Sorge bereitet dem Verein, der aktuell 76 Mitglieder zählt, der Nachwuchs. Und das, obwohl Minigolf als idealer Familiensport gilt. Aber Jugendliche seien heutzutage schwer zu begeistern, wenn sich nicht gleich der Erfolg einstellt, weiß der zweite Vorsitzende Alfred Lindauer aus Erfahrung. „Da geht schnell die Lust verloren. Dann ist es egal, wo der Ball nach dem Abschlag landet.“

 

Am Sonntag, 12. April, veranstaltet der OMGC den 47. Donaupokal, zu dem rund 100 Teilnehmer erwartet werden. Anlässlich des Vereinsjubiläums werden die treuesten unter ihnen mit Gastgeschenken belohnt.