Dietfurt
Auf internationaler Bühne erfolgreich

Koller Gruppe startet Produktion in Mexiko Serienfertigung von Kunststoff-Spritzgussteilen wird nach Degerndorf verlegt

27.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:44 Uhr

Nur etwa zehn Kilometer von Puebla entfernt ist das neue Koller-Werk in Mexiko. Hier hat im Januar die Serienproduktion begonnen. - Fotos: Koller

Dietfurt (DK) Das Unternehmen Formenbau Koller im Dietfurter Ortsteil Oberbürg gibt es seit 22 Jahren. Es befindet sich auf massivem Expansionskurs. Neben den Standorten in Oberbürg, dem fränkischen Schwaig und dem ungarischen Pecs wurde im Frühjahr 2016 mit dem Bau neuer Hallen bei Lupburg begonnen.

Das neue Areal in Degerndorf umfasst eine 3000 Quadratmeter große Produktionsfläche, 1000 Quadratmeter Büro- und Sozialräume sowie eine 1500 Quadratmeter große Lager- und Versandhalle. Gestartet wird hier mit 20 Mitarbeitern, insgesamt werden dort bald schon bis zu 100 Beschäftigte arbeiten. Damit soll die komplette Serienfertigung der Kunststoff-Spritzgussteile von Oberbürg nach Lupburg verlagert und der Fokus am Stammsitz wieder vermehrt auf den Werkzeugbau und die Entwicklung konzentriert werden.

Die Produktion in Lupburg steht bereits in den Startlöchern. Im April beginnt im neuen Leichtbau- und Spritzgusszentrum die Herstellung von Leichtbauteilen wie Carbonfaser-, Hybridbau- und Kunststoffteile, wobei verschiedene moderne Produktionstechnologien eingesetzt werden. Auch auf internationaler Ebene bewegt sich das Unternehmen weiter auf Expansionskurs. Im März 2016 wurden in Mexiko auf 5000 Quadratmetern Produktionsmaschinen, Büros und Einrichtungen aufgebaut, Anfang Januar startete die Serienlieferung. Das Werk befindet sich in Puebla, etwa zehn Kilometer vom VW-Werk entfernt. Dort werden die Kofferraumladeböden für den Golf und bald schon Ladeböden für den Tiguan Long Allspace, einen Fünf- bis Siebensitzer, gefertigt. Derzeit sind rund 30 Mitarbeiter in Puebla beschäftigt, bis Mitte des Jahres werden es 150 sein, prognostiziert Max Koller.

Mit dem Werk untermauert die Koller-Gruppe den Anspruch bestmöglicher Kundennähe: "Fakt ist, dass bei allen großen Automobilherstellern wie Audi oder VW die Lokalisierung der Produktion groß geschrieben wird", erklärt Firmenchef Max Koller. Sowohl der Werkzeugbau als auch die Entwicklung sind in Deutschland angesiedelt. Schließlich werde der Technologie-Standort Deutschland gewünscht und sei weiterhin sehr gefragt. Aktuell wird das mexikanische Werk von drei Mitarbeitern vor Ort, dem Kernteam und einem Projektteam der Koller-Gruppe unterstützt. Florian Marksteiner, gebürtiger Österreicher, betreut seit einem Jahr den Aufbau des Standortes. Er kann auf die enorme Unterstützung eines internationalen Teams aus den Reihen des Koller-Konzerns zurückgreifen, welches sich um den Aufbau der Produktion, der Implementierung der administrative Prozesse, dem Ausbau der Hallen und um die Lieferungen und Logistik kümmert. So seien beim Aufbau sowohl deutsche, ungarische als auch mexikanische Mitarbeiter involviert. Dabei spielen die Erfahrungswerte, die das Unternehmen schon vor 17 Jahren durch die Errichtung eines europäischen Standorts in Ungarn sammeln konnte, eine wichtige Rolle.

Mit Mexiko betritt das Unternehmen die internationale Bühne und stellt trotz aller positiven Entwicklungen auch Kulturunterschiede fest: "Die mexikanischen Mitarbeiter sind mit ihrer südamerikanischen Kultur sehr kreativ und improvisieren gerne. Sie arbeiten auch gut mit. Was allerdings Termintreue, Pünktlichkeit oder Genauigkeit anbelangt, muss dies noch auf Spur gebracht werden", hat Marksteiner feststellen müssen.

Zudem müssten Facharbeiter erst einmal angelernt werden, da die Mexikaner ein verglichen mit Deutschland ganz anderes Ausbildungssystem haben, ergänzt Koller. Positiv sei am Standort Puebla die gut funktionierende Infrastruktur, auf die dort zurückgegriffen werden könne, schließlich produziere Volkswagen schon seit 50 Jahren dort. Florian Marksteiner und Max Koller sehen allerdings gerade, was die Mentalitäts- als auch Sprachunterschiede betrifft, die größte Herausforderung im Projekt Mexiko. Damit die Sprachbarrieren nach und nach verschwinden, erhalten Mitarbeiter von Koller Sprachkurse in Englisch und Spanisch. Auch eine gute Kommunikation sei im Hinblick auf das Ziel einer gelungenen Expansion zu bewerkstelligen: in Online-Meetings werden wichtige Themen besprochen. Dabei müsse auch immer der Zeitunterschied von sieben Stunden berücksichtigt werden.

Spannend sei es gerade, so Marksteiner, die neuen Technologien nach Mexiko zu bringen. Man sei, so Max Koller, zuversichtlich, dass heimische Technologie sowie die Serien-Erfahrungen, die sowohl in Deutschland als auch in Ungarn gesammelt werden konnten, in Mexiko ein gutes Zusammenspiel erfahren werden. Schließlich setze das Unternehmen allen voran auf Qualität, und für den Fortschritt sei jede Menge investiert worden, so Marksteiner. Um auch die Firmenkultur in Mexiko zu etablieren, bei der gegenseitiger Respekt, ein ordentlicher mitmenschlicher Umgang sowie der Teamgedanke im Vordergrund stünde, sei viel Fingerspitzengefühl gefragt, erklärt Max Koller. Von großer Bedeutung für den Erfolg der Koller Gruppe gesamt sei eben auch die hohe Motivation der Mitarbeiter. Hierfür versuche man, die bestehenden Mitarbeiter für weitere Aufgaben zu qualifizieren und auch neue Mitarbeiter für die zukünftigen Herausforderungen zu gewinnen. Für die Zukunft plant die Koller Gruppe eine weitere Intensivierung der Internationalisierung und will auch Standorte in China und den USA errichten.