Neuburg
Auf grüner Route durch den Landkreis

13.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:56 Uhr

 

Neuburg (DK) Die Szenen glichen einer Völkerwanderung: Acht Privatgärten waren gestern ein begehrtes Ziel beim Tag der offenen Gartentür. Tausende Besucher wandelten auf der grünen Route. Kreisgartenfachberaterin Sabine Baues-Pommer sprach von "einem umwerfenden Erfolg".

Der Gartentourismus beginnt Schlag neun Uhr. Weil die Nachfrage bereits vor zwei Jahren riesig gewesen sei, habe man heuer die Anfangszeit um eine Stunde vorverlegt. An den Pforten der Besichtigungsobjekte sitzen vorwiegend Mitglieder aus Gartenbauvereinen, die fleißig ihre Besucher-Strichlisten führen. Nach Torschluss zeigt sich Sabine Baues-Pommer überwältigt: "In jedem Garten wurden rund 2000 Besucher gezählt", verkündet sie abends im Gespräch mit dem DONAUKURIER.

Viele Grüne Daumen haben alle acht Gärten zwischen Rettenbach, Lichtenau, Burgheim, Unterhausen und Neuburg auf ihrer Agenda. Umweltfreundlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad, aber auch mit Auto und sogar Bus, geht es allein oder in der Clique schon in der Früh zu den Freiluftoasen, von denen jede ihre ganz eigene Aura verströmt. Neun Stunden Zeit bleiben für die Tour im Zeichen von Erholung, Kreativität, Blumen und Natur.

Komplimente verteilt

Es ist kurz nach 11 Uhr: Im Garten von Petra und Georg Fronius wuselt es wie in einem Ameisenhaufen. Auf schmalen, verschlungenen Pfaden und an einladenden Sitznischen auf dem 3000-Quadratmeter-Areal – überall Menschen, die sich angeregt unterhalten oder still staunen über die Harmonie, die sich hier im Einklang mit der Natur entfaltet.

Das Ehepaar Fronius hat sein grünes Paradies am Neuburger Schmidweg zum ersten Mal für die Öffentlichkeit aufgemacht, bis zum Stichtag noch viel erledigt und ist über den Ansturm erstaunt. "Allmählich löst sich bei mir die Anspannung", gesteht die Hausherrin lachend. Fast verlegen wirkt sie, als ihr eine ältere Dame "ein riesengroßes Kompliment" für das gelungene Ensemble mit Blumenwiese, knorrigen Bäumen, 1,80 Meter tiefem Schwimmteich, Stegen, Stauden und nordisch anmutendem Gartenhaus ausspricht. "Das kommt ganz frisch vom Schreiner und ist gerade noch rechtzeitig fertig geworden", deutet Petra Fronius auf den schmucken blau-weißen Holzbau, vor dem zwei Schaukelstühle stehen. Lange bleiben sie nicht leer: Die Besucher nutzen sie gerne für ein Verschnaufpäuschen zwischen Fuchsien und Seerosen. Von der Terrasse des Wohnhauses führt sanftes Gefälle hinunter in die sattgrüne Anlage, in der die Natur bei aller Pflege und gestalterischer Kraft noch ausgiebig zu ihrem Recht kommt.

"Ein Garten muss passen"

Mit der Kamera hält Sofie Stiefel die schönsten Impressionen ihrer Rundtour fest: "Ich bin jedes Jahr beim Gartentag. Eine wunderbare Aktion", sagt die Neuburgerin, die selbst einen Schrebergarten hat. So manches, was sich hinter den Pforten, die der Allgemeinheit sonst verschlossen bleiben, entdecken lässt, habe sie schon inspiriert für ihr eigenes grünes Glück, das sie auch nach diesem Spaziergang durch traumhafte Landschaften von zum Teil beträchtlichen Dimensionen zu schätzen wisse: "Ein Garten muss einfach zu einem passen", sagt Sofie Stiefel, strahlt, und macht sich motiviert weiter auf den Weg.

Georg Fronius, der seinen Traum von Garten seit 1992 sukzessive umsetzte, beantwortet die vielen Fragen der Besucher. "Als wir hierher kamen, war das alles Kartoffelacker", erklärt er. Aber ein Garten müsse eben wachsen und auch jetzt, da er sein Konzept verwirklicht habe, sei das Grundstück noch immer einem Veränderungsprozess unterworfen: Zum Beispiel habe der Gemüseanbau mehr dem Ziergarten weichen müssen: "Die großen Bäume warfen einfach zu viel Schatten." Zwei, drei Mal im Jahr nehme er für die Pflege professionelle Hilfe in Anspruch, "ansonsten machen wir alles selber".

Ideen, die man selbst umsetzen kann – das ist für Sabine Baues-Pommer ein ganz entscheidender Punkt dieses Tages der offenen Gartentür, der seit 1999 steigende Besucherzahlen verbuche. "Die Rückbesinnung auf den Garten als Refugium hat viel mehr Bedeutung gewonnen." Mancherorts wurden gestern zugunsten lokaler Projekte Kaffee und Kuchen verkauft, "überall herrschten spürbare Begeisterung und reger Austausch über die Generationen hinweg". Doch in erster Linie sei dieser Erfolg den Gartenbesitzern zuzuschreiben, die fremde Blicke in ihren Privatbereich zuließen, stellt sie heraus.

Petra und Georg Fronius sind sich einig: "Wir haben zwar viel gewerkelt, würden aber wieder mitmachen", versichern sie. 2012 besteht dazu die nächste Gelegenheit. Denn: "Eine Neuauflage ist sicher", verspricht Baues-Pommer.