Ingolstadt
Auf geht’s zur Bethlehemrallye

Traudl und Helmut Well erzählen von Weihnachten in einer Musikerfamilie

02.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:45 Uhr

 

Ingolstadt (DK) OB Alfred Lehmann und Dekan Bernhard Oswald haben am Samstag mit einer sehr stimmungsvollen Feier im Münster den 15. Ingolstädter Krippenweg eröffnet. Traudl Well, 93 Jahre alt, ihr Sohn Helmut sowie dessen Frau Silvia musizierten und erzählten amüsante Anekdoten rund ums Fest.

Wie alt war jetzt das erste der 15 Well-Kinder, als sie einst im Landtag vor Ministerpräsident Alfons Goppel musizierten? 24, sagt Helmut Well. „A Schmarrn!“, unterbricht ihn seine Mutter, die es besser weiß. Und die Worte der 93-Jährigen hallen erhaben durch das halbdunkle Münster, bis sie ins Gelächter der Zuhörer übergehen.

Die genießen eine amüsante Feier mit weihnachtlichen Anekdoten in Fülle. Schließlich haben Traudl Well, ihr Mann Hermann und die 15 Kinder aus Günzlhofen bei Fürstenfeldbruck eine Menge erlebt, als sie früher in der Adventszeit von Auftritt zu Auftritt zogen.

Das war logistisch eine echte Herausforderung, denn neben der Kinderschar galt es ja noch, ein umfangreiches Instrumentarium zu transportieren. „Unser Vater hatte ein Gogomobil, da haben grad drei Kinder reingepasst“, erzählt Helmut Well, diesmal ohne Einspruch seiner Mutter. Also halfen Freunde der Familie mit größeren Autos und karrten die Wells zu ihren Konzerten. Oft drei am Tag. „Bethlehemrallye“ nannten sie das – aber augenzwinkernd, denn die Wells haben immer schon mit nie nachlassender Freude musiziert. Und das überall: in Kirchen, Altenheimen, bei Vereinen. Stets ehrenamtlich („Unser Vater hat nie was verlangt“), dafür gab es meistens was Gutes zu essen. „Aber irgendwann konnten wir keine Würstl mehr sehn“, erzählt Well.

Wo nahmen sie alle die Motivation her, will Gerald Huber wissen, der die stimmungsvolle Stunde moderiert. „Es war oiwei so“, antwortet Traudl Well. Ihr Mann war halt ein Vollblutmusiker, der unermüdlich komponierte, probte und aufspielte. Die Kinder taten es ihm gleich. „Wir waren nie was anderes gewohnt, als auf der Bühne zu stehen.“ Nicht zu vergessen ihr Krippenspiel, das der Vater immer wieder veränderte, an die Zeit anpasste. „Und dazu die schönen alten Lieder!“

Jetzt, mit 93, spürt Traudl Well langsam ein bisschen Wehmut. „Früher ham d’Leit mehr zamg’haltn. Ich vermiss’ die Zeit fast scho a bisserl“, sagt sie. „Aber mir macha weider!“

Sie hat noch eine nette Geschichte: Auf einer Bethlehemrallye verlor sie mal den Überblick. Abends klingelte eine Frau mit einem Buben an der Hand und sprach: „Ihr habt’s oan vergessen!“ Well erinnert sich. „Der Hans war hinter der Bühne eingeschlafen.“

Als Gerald Huber die Noten des „Stoiber-Landlers“ entdeckt, muss er doch mal nachfragen. Denn mit Stoibers aller Art haben es die Well-Kinder eigentlich nicht so, schließlich sind Hans, Michael und Stofferl Well – die Biermösl Blosn – einst von der CSU angefeindet und daher vom Bayerischen Rundfunk boykottiert worden. Doch keine Sorge: Der Landler-Stoiber, so erfahren die Zuhörer, lebte im Bayerischen Wald und hatte nie etwas mit Politik zu tun. Die weihachtliche Harmonie im Münster war also zu keiner Zeit gefährdet.