Hexenagger
"Auf Feuer und Panik vorbereitet"

27.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

Fluchtweg für den Ernstfall: Eberhard Leichtfuß zeigt den Wehrgang, der für die Sicherheit der Gäste geöffnet wurde. - Foto: Limmer

Hexenagger (DK) Die Sicherheit der Besucher ist für Eberhard Leichtfuß, den Besitzer des Schlosses Hexenagger, wichtigste Punkt für seine Veranstaltungen. Mit einem Sicherheitskonzept und geschulten Mitarbeitern sieht er sich für den Ernstfall eines Feuers oder einer Massenpanik gut gerüstet.

Die schrecklichen Bilder von der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg haben die Menschen noch vor Augen. Auch Eberhard Leichtfuß lassen die Gedanken an diese Katastrophe nicht mehr los. Es sei unverantwortlich gewesen, die Menschen von zwei Seiten durch den Tunnel zu schleusen, meint Leichtfuß. Seit dem Unglück erreichen ihn Telefonate und E-Mails besorgter Menschen, die nach der Sicherheit vor allem beim Weihnachtsmarkt auf Schloss Hexenagger fragen.

 
Leichtfuß versucht die Ängste zu zerstreuen, dass sich beim Weihnachtsmarkt, zu dem jedes Jahr mehrere zehntausend Besucher strömen, ein ähnliches Desaster ereignen könnte. Zwar sei absolute Sicherheit nie gegeben, doch wir sind gut vorbereitet, versichert der Schlossherr. Im Zuge des vorhabenbezogen Bebauungsplans hat Leichtfuß zusammen mit einer Firma ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet. "Wir haben Ventile geschaffen, damit die Menschen bei einer Panik in verschiedene Richtungen flüchten können." Vom Schloss-Gelände aus könnten die Besucher nördlich auf die Felder in Richtung Frauenberghausen entkommen, oder auf dem Weg den Schlossberg hinab. Für Leichtfuß ist es auch unverständlich, wie die Veranstalter der Duisburger Loveparade die Menschenmassen zwischen einer Autobahn und einer Bahntrasse einpferchen konnten. Die Bauzäume, die beim Weihnachtsmarkt als Absperrung dienen, könnten laut Leichtfuß schnell aus ihrer Verankerung gehoben werden, um Platz zu schaffen: "Sie sind nicht mit Kabelbindern zusammen gebunden."

Eine kritische Situation musste der Schlossherr beim Weihnachtsmarkt 2009 miterleben. Auf dem Fußweg hinauf zum Schloss drängten sich die Menschen in beiden Richtung. Es sei zu einem Stau gekommen, erinnert er sich. Doch seine Mitarbeiter hätten schnell reagiert und die gesperrte Schlossbergstraße kurzzeitig für die Fußgänger geöffnet und so die Situation in den Griff bekommen.

Seine Mitarbeiter spielen in Eberhard Leichtfuß’ Sicherheitskonzept eine wesentliche Rolle. Rund 100 Sicherheitskräfte arbeiten während des Weihnachtsmarktes. Sie würden bereits im Vorfeld geschult, wie Menschen bei einer Panik oder Feuer reagieren. "Wir brauchen Mitarbeiter, die ortskundig sind und die den Besuchern den richtigen Fluchtweg zeigen können", spricht Leichtfuß ein Problem des Schloss-Areals an. Denn mit den kleinen Plätzen und vielen Gebäuden ist das Schloss ziemlich verwinkelt und die Besucher würden vor allem in der Dunkelheit schnell die Orientierung verlieren. Doch in der Kleinteiligkeit des Geländes sieht Leichtfuß auch eine Chance. So könnten immer wieder Orte geschaffen werden, an denen die Menschen einen ruhigen Platz finden und so der Besucherstrom entzerrt wird.

Außerdem sieht das Sicherheitskonzept auf Schloss Hexenagger für jeden Bereich des Weihnachtsmarktes einen verantwortlichen Mitarbeiter vor, der die Situation ständig beobachtet. Die Helfer sind mit ihren Warnwesten für die Besucher deutlich zu erkennen. Auch in den Gebäuden wie dem Marstall werden Türsteher eingesetzt, die nur einer begrenzten Zahl Besucher Eintritt gewähren. "Sie müssen an die Geduld der Besucher appellieren, die auch hinein wollen. Aber das funktioniert sehr gut", so Leichtfuß. In den vergangenen Jahren habe man sich intensiv mit der Sicherheit beschäftigt.

Doch nicht nur auf den Sicherheitskräften beruht das Konzept. "Sicherheit braucht einen ganzheitlichen Ansatz", so Leichtfuß. Dazu zählen auch bauliche Veränderungen oder ein Verkehrskonzept. So wurde der Wehrgang als Rundgang geöffnet und es wurden neue Durchgänge gebaut. In Absprache mit den Ausstellern wurde die Gangbreite zwischen den Buden vergrößert. Das habe laut Leichtfuß zwei Vorteile: Erstens können die Besucher in Ruhe die Auslagen der Verkaufsstände anschauen. Und zweitens wird so auch einem Gedränge vorgebeugt.

"Es geht um die Frage, wie man für Entspannung sorgt", sagt Leichtfuß mit Blick auf einen Besucheransturm. Der Schlossherr räumt ein, dass kein Fest mit dem anderen zu vergleichen ist. So gebe es beim Weihnachtsmarkt ein ständiges Kommen und Gehen, anders als bei der Loveparade oder einem Rockkonzert, das sich auf einen festen Zeitraum beschränkt. Nach einer Auflage des Landratsamtes Eichstätt dürfen nur 10 000 Besucher täglich auf den Weihnachtsmarkt. "Die sind aber nie gleichzeitig auf dem Gelände", weiß Leichtfuß. Dennoch werden die Besucherzahlen sehr genau kontrolliert. Ein neuralgischer Punkt ist der Aufgang zum Schlossgelände. Um hier für Entlastung zu sorgen, plant Leichtfuß zwei weitere Wege – auf der Riedenburger und Altmannsteiner Seite. Der aktuelle Weg hinauf zum Schloss könnte so als zusätzlicher Fluchtweg genutzt werden. Obwohl ein Restrisiko nicht auszuschließen sei, glaubt Eberhard Leichtfuß: "Auf ein Szenario wie Feuer oder Panik sind wir gut vorbereitet."