Köln
Auf einem neuen Weg

27.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:59 Uhr

Ansteigende Form zeigte zuletzt Norwegens U 21-Nationalspieler Bard Finne. Der Angreifer des 1. FC Köln war beim 2:1-Testspielsieg gegen den SC Cambuur-Leeuwarden an beiden Treffern beteiligt. - Foto: Speck/Witters

Köln (DK) Es gab Zeiten, da galt der 1. FC Köln in seinen weißen Trikots als das deutsche Real Madrid. Das waren die Zeiten, als der Visionär Franz Kremer die Richtung des Klubs allein bestimmte. Dann gab es Zeiten, in denen Manager Michael Meier forderte, der 1. FC müsste wieder mehr die „elitäre Arroganz“ früherer Tage pflegen. Da war der FC längst zu einer Fahrstuhlmannschaft geworden, an der auch Ikone Wolfgang Overath nichts zu ändern vermochte. Overath trat frustriert zurück und öffnete den Weg in die Neuzeit. Heute gilt die sportliche Leitung mit Trainer Peter Stöger und Manager Jörg Schmadtke als eines der größten Erfolgskapitel in der wechselvollen Geschichte des Vereins.

Was unterscheidet den aktuellen 1. FC Köln von der launischen Diva früherer Tage? Eine Begebenheit allein steht für den Unterschied: Lukas Podolski wünschte sich nach einer leidvollen Saison bei Arsenal London und Inter Mailand nichts so sehr wie eine Rückkehr zu seinem geliebten 1. FC Köln. Die Fans in Köln hätten Prozessionen veranstaltet, wenn ihr Liebling wieder für den FC gespielt hätte. Die neue Klubführung aber beschied klipp und klar, dass Podolski nicht mehr zur Philosophie des Vereins passt. Damit war das Thema erledigt. Keine Proteste, keine Demonstrationen vor dem Geißbockheim oder wie früher am Marathontor des alten Stadions – nichts. Die Fans akzeptieren den neuen Weg.

 

Wer sind die entscheidenden Akteure des neuen 1. FC Köln? Dass der Österreicher Peter Stöger von Austria Wien den Weg nach Köln gefunden hat, muss als Glücksfall für den Verein gewertet werden. Dieser Trainer ist in seinen Analysen kritisch, klar und stimmig. Stöger besitzt trotz seiner unstrittigen Nähe zu den Spielern die Fähigkeit zu klaren Entscheidungen. Dass Schmadtke mit diesem Trainer den Vertrag vorzeitig verlängern will, spricht eine deutliche Sprache. Da haben sich zwei gefunden, die eine klare Linie verfolgen, die sich der Tradition dieses Vereins be-wusst sind, aber nicht den Fehler machen, zu glauben, dass die Herrlichkeit früherer Tage automatisch zurückkehrt. Im Geißbockheim wird für die Zukunft gearbeitet und nicht von vergangenen Zeiten geträumt. Ideal ergänzt wird das Duo in der Geschäftsführung von Alexander Wehrle, der vom VfB Stuttgart nach Köln wechselte.

 

Was war der Coup auf dem Transfermarkt? Für den Manager ist das Philipp Hosiner. Stöger wollte seinen Landsmann schon früher holen, ein Nierentumor und die damit verbundene Operation verhinderten den Wechsel jedoch seinerzeit. Jetzt ist der Österreicher, mit dem Stöger in Wien Meister wurde, in Köln und erzielte im ersten ernsthaften Test sofort drei Tore. Man habe Hosiner nicht wegen irgendwelcher Sentimentalitäten geholt, sondern weil man von seinen Fähigkeiten überzeugt ist, stellte Schmadtke klar.

Wie lauten die Ziele des 1. FC Köln? Der Manager spricht trotz einer erfolgreichen Saison nach dem Wiederaufstieg in die Bundesliga in seiner Zielsetzung vom „Klassenerhalt und 40 Punkten“. Weil Schmadtke weiß, dass die zweite Saison nach dem Aufstieg immer die schwerste ist. Schmadtke hofft darauf, dass Köln in der neuen Saison in der Offensive nicht ähnlich leicht ausrechenbar ist wie in der Vergangenheit.

Kann der 1. FC Köln wieder an frühere Zeiten anknüpfen? Früher sprach man in Köln schon nach drei gewonnenen Spielen von der europäischen Perspektive des FC. Um dann nach drei Niederlagen in Folge am Trainer zu zweifeln. Diese Zeiten sind vorbei. Und das ist die Garantie dafür, dass man in diesem Klub erst dann wieder von europäischen Perspektiven reden wird, wenn man sie realistisch besitzt. Dass die Fans immer davon träumen, weiß der Verein. Umso wichtiger ist es, dass die entscheidenden Leute Bodenhaftung beweisen. Momentan besteht daran nicht der geringste Zweifel, auch wenn der FC inzwischen ein offiziell etablierter Karnevalsverein ist.

Abgänge: Kevin Wimmer (Tottenham Hotspur/7 Mio.), Anthony Ujah (Bremen/4,5 Mio.), Daniel Halfar (Kaiserslautern/500 000), Maximilian Thiel (Union Berlin/ 250 000), Bruno Nascimento (CD Tondela/Leihe), Adam Matuschyk (Braunschweig/ablösefrei), Thomas Bröker (Duisburg/ablösefrei), Patrick Helmes (Karriereende), Deyverson (Belenenses Lissabon/Leih-Ende).

Zugänge: Anthony Modeste (Hoffenheim/4,5 Mio.), Milos Jojic (Dortmund/2,9 Mio.), Leonardo Bittencourt (Hannover/2,2 Mio.), Frederik Sörensen (Juventus Turin/2,5 Mio.), Dominique Heintz (Kaiserslautern/1,5 Mio.), Philipp Hosiner (Stade Rennes, Ausleihe).

 

 

Nächste Folge: Christian Heidel ist der Transferkönig der Liga. Dank seines Managers steht der FSV Mainz 05 blendend da.