Ingolstadt
Auf der Suche nach einer neuen Bleibe

Die einzige Reinigung in der Altstadt muss bis zum Jahresende aus dem Haus in der Münzbergstraße raus

01.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:17 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Ihre Kunden sind ihr zum Teil seit Jahrzehnten treu. „Die Ingolstädter sind da sehr zuverlässig“, sagt Margarete Behr, die die Donau-Expressreinigung in der Münzbergstraße betreibt. Es ist die mittlerweile einzige Reinigung in der Altstadt.

Und auch sie könnte bald verschwinden. Denn das Gebäude soll einer neuen Nutzung zugeführt werden und wird deshalb zum Teil abgerissen. Die Pläne für den Neubau sind schon genehmigt. Spätestens zum Jahresende muss die Reinigung raus. Margarete Behr, die sie zusammen mit ihrer Schwiegertochter und einem Dutzend Mitarbeitern betreibt, sucht dringend nach einer neuen Bleibe. Doch die Aussichten sind gar nicht schlecht.

„Wir haben uns kürzlich Räume in der Beckerstraße angeschaut“, sagt die quirlige Frau, der man ihr Alter – Margarete Behr ist 76 – nicht ansieht. Das Gebäude wäre geeignet und außerdem groß genug. Momentan erstreckt sich die Donau-Expressreinigung auf eine Fläche über knapp 300 Quadratmeter. Das ist kein Meter zu viel, vor allem in dem rückwärtigen Gebäudeteil ist alles dicht gedrängt. Hier stehen die riesigen Reinigungsmaschinen – eine davon kostet rund 100 000 Euro und fasst bis zu 16 Kilo Wäsche –, monströse Trockner, die Heißmangel und diverse dampfbetriebene Geräte zum Bügeln von Hosen, Sakkos oder Hemden. „Es wäre schön, wenn wir künftig ein bisschen mehr Platz hätten“, sagt Behr. So hätte die eigentlich schlechte Nachricht, dass der Reinigung der Mietvertrag gekündigt wurde, auch etwas Gutes. Doch das Geschäft ist offenbar nicht der einzige Interessent für die demnächst leer werdenden Räume in der Beckerstraße. Behr: „Ich hoffe, dass wir den Zuschlag bekommen.“

Im Laden hinter dem Tresen ist die Zukunft des Betriebes momentan das beherrschende Thema. „Das wäre ja furchtbar, wenn es in der Altstadt keine Reinigung mehr geben würde“, sagt eine Kundin. Schon die Tatsache, dass der Betrieb hier raus müsse, sei „sehr, sehr schade“.

Neben Ingolstädtern, die seit Jahrzehnten kommen, um vom Hemd bis zum Abendkleid ihre empfindlichen Textilien zur Reinigung zu bringen, gehören auch das Stadttheater Ingolstadt und verschiedene weitere Bühnen zum Kundenstamm. „Sogar die Theaterkleidung aus Oberammergau wurde schon bei uns gereinigt“, erzählt Behr. Seit 15 Jahren betreibt sie das Geschäft in der Münzbergstraße. Zuvor hatte sie fast 20 Jahre eine kleine Reinigung am Münzbergtor. „Ich habe dieses Geschäft 1983 von Anna Bockmann übernommen. Zuvor war sie ein halbes Jahr bei ihr sozusagen in die Lehre gegangen. Behr setzt in ihrem Betrieb auf Kontinuität. „Man braucht gute Leute. Aber die kriegen Sie nur, wenn sich die Leute sicher fühlen.“ Deshalb gibt es bei ihren Mitarbeitern auch kaum Wechsel, die meisten sind seit vielen Jahren da. Der Vorteil: „Alle wissen, was sie zu tun haben.“ Nur so sei die gleichbleibende Qualität der Arbeit gewährleistet. Die Ingolstädter wissen dies zu schätzen: „Ich hab’ Kunden, die kommen seit 30 Jahren.“

Doch gibt es, wenn eine Reinigung umzieht, nicht viele Altlasten? Margarete Behr verweist auf ihre modernen, umweltgerechten Geräte, in die sie sehr viel Geld investiert habe. Auch sie setzt für die Textilreinigung auf Perchlorethylen (PER). „Das hat die beste Reinigungswirkung“, sagt sie. Das Lösungsmittel wird in einem aufwendigen Verfahren gereinigt und kann auf diese Weise wiederverwertet werden. Der zurückbleibende Schlamm kommt in Sondermüllfässer und wird fachgerecht entsorgt.