Roth
Auf der sicheren Seite

Die British Blues All Stars bescheren den 23. Rother Bluestagen ein guten, aber keinen herausragenden Start

30.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:53 Uhr

Mit einer Weltpremiere sind die 23. Rother Bluestage am Samstagabend gestartet, noch nie zuvor standen die British Blues All Stars zuvor live auf der Bühne - Foto: Tschapka

Roth (HK) Einen launigen Auftakt haben am Samstagabend die British Blues All Stars den 23. Rother Bluestagen beschert. Und das gleich mit einer Weltpremiere. Standen doch Dave Kelly, Gary Fletcher, Zoot Money, Bernie Marsden und Pick Withers zwar oft gemeinsam auf der Bühne, aber eben nie in dieser Formation.

Neu für die Rother Bluestage war auch die Technik, die die Briten in Szene setzte. Denn wie Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer bei der Begrüßung verriet, hat die Stadt kräftig in die Kulturfabrik investiert. Für mehr als 130 000 Euro habe man eine neue Verstärkeranlage und LED-Licht angeschafft. Eine Investition, die sich gelohnt hat, wie man am Samstag in der gut besuchten Kulturfabrik hören und sehen konnte.

Die All Stars sind in jeder Beziehung eine beachtliche Band, nicht nur, dass sie es altersmäßig auf über 300 Jahre bringen, auch musikalisch ist jeder einzelne mindestens 40 Jahre im Geschäft – und das bei den britischen Blues ebenso stilprägenden wie maßgeblichen Formationen. Allen voran die Blues Band, die Bassist Gary Fletcher und Gitarrist Dave Kelly 1979 mit Paul Jones, Tom Mc Guiness und Hughie Flint gründeten. Pick Withers rührte bei den Dire Straits die Trommel, und zwar in der Zeit, als die Band noch richtig Musik machte und noch nicht als Werbeikone für digitale Tonträger fungierte. Zoot Money hat sich vor allem als Studio- und Sessionmusiker einen Namen gemacht, spielte aber auch bei den Animals. Bei Bernie Marsden fallen ungeachtet unzähliger Projekte vor allem die Jahre bei Whitesnake ins Gewicht.

Bei diesem Übermaß an Background und Erfahrung lag es natürlich auf der Hand, sich auf klassisches Material aus dem eigenen Repertoire und Standards von Muddy Waters, Otis Redding oder Chuck Berry zu verlassen. Wobei gerade das die Krux am Samstagabend war. So zeigten die Blueshaudegen in der Kulturfabrik ohne Zweifel, welch Könner sie sind und über welch beachtliche Routine sie verfügen. Sonst wäre es wohl auch nicht möglich, ohne größeren Vorlauf aus dem Stand ein mehrstündiges Konzert über die Bühne zu bringen, das aus einem Guss ist. Dabei spielte Bernie Marsden in der vergangenen Woche noch mit den Allman Brothers im New Yorker Beacon Theatre.

Doch bei aller Begeisterung über die neue Anlage und die gute Laune der All Stars machte sich mit der Zeit auch eine gewisse Gleichförmigkeit breit. Dabei konnte man allem, was in der Kulturfabrik aus den Lautsprechern kam, ohne Zögern die Note Gut geben. Das Rhythmusfundament von Withers und Fletcher war ohne Fehl und Tadel, Moneys Orgelteppich weich und flauschig und das Spiel der beiden Gitarristen wie es sich gehört: Die Stratocaster von Dave Kelly schön röhrig gespielt und die Les Paul von Bernie Marsden fett und hart.

Aber bei Musikern dieser Größenordnung darf man durchaus auf etwas Besonderes hoffen. Und eben dieser Aha-Effekt blieb aus. Auf hohem Niveau, aber ohne Überraschungen, verging der Abend. Dazu kommt noch, dass keiner der All Stars ein wirklich begnadeter Sänger ist. Dave Kelly, der die meisten Lieder sang, hat eben nur ein Register. Nicht umsonst steht bei der Blues Band Paul Jones am Mikro.

Die All Stars werden demnächst ein eigenes Album aufnehmen und dann im Herbst auf eine ausgedehnte Tour gehen. Dann ist zu hoffen, dass die Briten die Komfortzone verlassen und etwas wagen – vielleicht auch den einen oder anderen Sänger hinzunehmen. Roth hat die Weltpremiere einer Formation gesehen, die ihr großes Potenzial noch nicht komplett ausschöpfen konnte.