Ingolstadt
Auf der Pole-Position

Die achtjährige Claudia ist das einzige Mädchen der Jugendkart-Abteilung des Motor-Clubs

14.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:23 Uhr

Fühlt sich sichtlich wohl in ihrem gelben Kart: Claudia Breme ist mit acht Jahren das jüngste Mitglied des Motor-Clubs. Neben ihr kniet der 81-jährige ehemalige Deutsche Meister Gustl Hobl - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der Motorsport in der Schanz kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Seit über 80 Jahren vereint der Motor-Club die Freunde des Rennsports und der Geschwindigkeit – egal ob jung oder alt.

Mit sieben saß sie zum ersten Mal in einem Kart. Das ist viele Runden her. Mittlerweile ist Claudia Breme acht. Und doch schon ein kleiner Profi. Und noch dazu das einzige Mädchen in der Trainingsgruppe der Kart-Abteilung des Motor-Clubs Ingolstadt. „Das macht mir aber nichts aus“, erzählt sie. Über ihren älteren Bruder Marc ist sie zum Motorsport gekommen. An der Seite ihrer Mutter hat sie so lange beim Training zugeschaut, bis sie sich irgendwann selbst ins Kart setzen wollte. „Am Anfang hatte ich schon ein bisschen Angst“, gibt sie zu. „Aber es macht Spaß, wenn man Gas geben kann.“

Im Sommer fährt sie mit 6,5 Pferdestärken Kart, im Winter bevorzugt sie die tierischen Pferdestärken und nimmt Reitunterricht. Und auch sonst liebt die Kleine die Geschwindigkeit. „Mittlerweile fahre ich auch ziemlich schnell Fahrrad“, erzählt sie und grinst dabei schelmisch.

Bereits 1928 taten sich die motorsportbegeisterten Ingolstädter zusammen und gründeten den Motor-Club. In den folgenden Jahrzehnten konnte der Verein so manchen großen Erfolg verbuchen. Einer der bekanntesten Motorradfahrer Deutschlands war in den 1950er Jahren Gustl Hobl, der zweimal die Deutsche Meisterschaft in den Klassen 350 und 125 Kubikzentimetern gewann. Sein größter Erfolg war die Vizeweltmeisterschaft 1956 in der 350-Kubikzentimeter-Klasse.

Seit 1992 konzentriert sich der Verein hauptsächlich auf seine Jugendkart-Abteilung. Derzeit trainieren zehn Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren jeden Samstag auf dem Audi-Parkplatz gegenüber dem Tor 10. Das Gelände ist für die Karts bestens geeignet – nicht jedoch, um Autoslalom zu fahren. Dafür hat der Verein noch kein passendes – und vor allem finanzierbares – Gelände gefunden.

Die Karts sind alle mit einem Honda-Zweitakter-Motor ausgestattet und haben 6,5 PS. Maximalgeschwindigkeit: 60 Stundenkilometer. Auch Claudia weiß schon genau, wie sie mit ihrem Fahrzeug umgehen muss. „In den Kurven muss man das Gas wegnehmen.“ Selbst bei den Kleinen geht es manchmal richtig zur Sache: „Als es einmal im Training geregnet hat, und ich zu schnell in die Kurve gefahren bin, stand das Kart auf einmal nur auf zwei Reifen.“

Mit der Nachwuchsarbeit steht es allerdings nicht zum Allerbesten, berichtet der zweite Vorsitzende, Roland Weng. „Wir haben das gleiche Problem wie viele andere Vereine. Gegen iPhones und iPads ist schwer anzukommen.“ Doch der Motor-Club gibt nicht kampflos auf – und stemmt sich gegen den Trend. Auf Schulfesten haben sie schon ihre Kartbahnen aufgebaut und auch beim Ferienpass des Stadtjugendrings bieten sie Schnupperkurse an. Thomas Maul, der sportliche Leiter des Vereins, betont, dass Motorsport entgegen den üblichen Vorurteile keineswegs ein Sport für Reiche sei. „Die Karts stellen wir, genauso wie die Helme.“ Ein Training, rechnet er vor, kostet gemessen am Jahresbeitrag nur sechs Euro. Die sportliche Herausforderung beim Kartfahren besteht vor allem in der Geschicklichkeit. Die Parcours sind gerade einmal 20 Zentimeter breiter als die Karts selbst. Immer nur ein Fahrzeug ist auf der Strecke – anders als bei der Formel 1 kann man seine Konkurrenten nicht überholen. Für jede umgefahrene Pylone bekommen die Fahrer zwei Strafsekunden aufgebrummt.

Im vergangenen Jahr durfte Claudia aus Altersgründen nur trainieren. Bald beginnt für sie jedoch ihre erste richtige Rennsaison. Die geht die Achtjährige entspannt und doch motiviert an: „Ums gewinnen geht’s mir nicht so sehr. Aber mein Bestes geb’ ich schon.“