Hainsberg
Auf den Spuren von Pfarrer Anton Kohl

Ein Frühlingsspaziergang in die Geschichte von Hainsberg mit Franz Kerschensteiner und Johann Dietz

18.04.2021 | Stand 23.04.2021, 3:34 Uhr
  −Foto: Dietz/Pfarrarchiv

Hainsberg - Einer der tatkräftigsten Stadtpfarrer von Dietfurt ist Anton Kohl (kleines Foto) gewesen.

 

Er wirkte vor gut 100 Jahren in Dietfurt und war zusätzlich Landtagsabgeordneter in München und später Reichtagsabgeordneter. Die Stadt Dietfurt dankte es ihm mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Schriftlich hat er einen Frühlingsspaziergang im Jahr 1893 nach Hainsberg festgehalten, den Heimatpfleger und Ehrenbürger Franz Kerschensteiner und Johann Dietz aus Mitteldorf nachgegangen sind.

"Lustig hüpfen alle Bronnen aus den Bergen durch die Bäume, um im Tale zu erzählen ihre langen Winterträume. Schwere Träume und der Kleinen zarten Elben (Elfen) frostiges Schaudern und der Riesen lautes Schnarchen und der Zwerge kluges Plaudern. " So schildert Kohl in Reimen seine Stimmung beim Spaziergang durch die Hainsberger Fluren,

Der Winter 1892/93 war schneereich und kalt, so dass bei einsetzendem Tauwetter und gefrorenem Boden Wassermassen zu Tale stürzten. Kohl beschreibt dies auf seinem Weg vorbei an der Ziegelhütte ( heute Bergstraße) durch die Schlucht, die auf die Hainsberger Höhe führt. "Auf der Höhe angekommen, sah ich, wie die verschiedenen Arme zusammenströmen, welche dann einen gewaltigen Bach bilden. Zu meiner Überraschung sah ich, wie das Wasser in drei Löcher einbrauste, in das Innere der Erde. Jedenfalls kommt es dann gereinigt durch langen Lauf unter der Erde irgendwo drunten als Quelle heraus. Wie das gurgelt", so Pfarrer Kohl.

Sein Weg führte weiter über den Kreuzberg, wo das Moos noch fest gefroren war und er sich in Prosa begibt über "das eigentümliche Himmelsblau das im Lenze wie frisch gewaschen aussieht". Er begegnet auch zwei Dietfurter Bürgern, "Nickl und Freihart", die ihn zum "alten Schloss," begleiten, die er auch als Heinrichsburg bezeichnet. Diese Bezeichnung für die Ödenburg verwendete auch Pfarrer Michael Schmidtner aus Staadorf, ein guter Kenner der Geschichte seiner Heimat, was er allerdings nie publizierte.

Kaum hatte Pfarrer Kohl die Ruine erreicht, sprudelt es auch schon wieder aus ihm hervor: "Und nun haucht der erste warme Frühlingsodem über die längst verfallenen Mauern und es ruft mich ein Geist längst vergangener Zeiten die an meine Dichterphantasie sich wendet. "

 

Auch die Natur nach dem "längsten und strengsten Winter des Jahrhunderts" beschreibt er und erwähnt dabei, dass er am 17. August 1892 bei 41 Grad Rèaumur (etwa 33 Grad Celsius) als Stadtpfarrer von Dietfurt am "heißesten Tag des Jahrhunderts" eingezogen war.

Der ihn begleitende Nickl zeigt ihm dann auch den Sturzbach. Gegenüber der Ödenburg entspringt am Premerzhofer Berg eine Quelle, das sogenannte Kornteuerloch. "Wenn im Frühjahr aus der Quelle kein Wasser entspringt, wird das Korn teuer", so schreibt Pfarrer Kohl.

Diese Quelle haben auch Kerschensteiner und Dietz gesucht. Johann Riepl aus Eismannsdorf wusste den Ursprungsort des in Premerzhofen auch als "Korndeierer" bekannten Loches. Ihm zufolge wurde die Quelle beim Bau einer Straße verschüttet. Dennoch tritt sie bei Schneeschmelze wieder aus und sickert rund einen Meter unterhalb der Straße aus der Böschung. In Premerzhofen wird der Korndeierer allerdings anders als von Pfarrer Kohl interpretiert. Schüttet er, so wird es ein nasses Jahr, das Korn verdirbt und wird daher teuer. Die beiden Dietfurter begleiten Pfarrer Kohl anno dazumal weiter und erzählen ihm von einem Elbenloch im Herrnholz bei Pestenrain, wo man einen Wildschützen eingegraben gefunden hatte, der von einem anderen Wildschütz erschossen worden war.

Dann bricht es auch schon wieder aus seiner Dichterseele heraus: "Und kommt der Frühling ganz ins Land, dann werde ich wohl gar oft einsam wandern durch diese Täler und auf diesen Höh`n, doch Horch! - Nein! Es war Täuschung, noch keine Lerche?"

Im selben Frühjahr wurde Kohl für den Wahlkreis Neumarkt Landtagsabgeordneter in München, so dass sein Frühlingspaziergang im nächsten Jahr wohl ausfiel. Er schrieb: "Nein oh nein, du armer Dichter! Voriges Jahr schweiftest du im Frühling durch Waldesdunkel über Frühlingssturzbäche?es ging die Stimme des großen Geistes durch meine Sinne. Und heute sitzt du täglich im Finanzausschuss bis tief in die Nacht hinein und schmiedest Berichte über diese langweiligen Sitzungen. "

Pfarrer Anton Kohl wurde in Kipfenberg geboren. Er wirkte von 1892 bis 1904 in Dietfurt und wurde ob der Verdienste die er sich um Dietfurt erwarb, zum Ehrenbürger ernannt. Die Stadt verdankt ihm unter anderem die Weiterführung der Bahnlinie von Beilngries bis Dietfurt. Der Pfarrer-Kohl-Weg, der von der Hainsberger Straße auf den Kreuzberg abzweigt, erinnert an ihn.

jhd