Neuburg
Auf den Spuren junger Prinzessinnen

Im Rahmen des Ingolstädter Ferienprogramms begeben sich Kinder auf Entdeckungstour nach Neuburg

28.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:21 Uhr
Katrin Kretzmann
Den richtigen Hofknicks mussten auch Kinder beherrschen. Und wie er aussehen sollte, übten die kleinen Hoheiten im Rahmen ihrer Entdeckungstour durch das Neuburger Schloss. −Foto: Kretzmann

Neuburg (DK) Hoheitliche Gäste sind durch die Räume des Neuburger Residenzschlosses geschritten.

Aus der Region angereist waren Prinzessin Julia von Ingolstadt, Königin Johanna I. von Ingolstadt sowie aus dem Nachbarland Österreich die Kaiserinnen Nadine und Lisa. Mit edlen Kronen auf dem Haupt erkundeten sie die Räume und gingen auf Spurensuche, um zu erfahren, wie die Kinder zu Zeiten von Pfalzgraf Ottheinrich in Neuburg lebten. Ihre Titel bekamen die vier Hoheiten aber erst gestern verliehen, denn der Besuch war Teil des Ferienprogramms des Ingolstädter Stadtjugendrings.

Wie sah sie aus, die Kindheit in einem Schloss? Lebten die jungen Bewohner wie im Märchen? Was mussten sie damals lernen? Um eine Antwort auf all diese und viele weitere Fragen zu bekommen, erforschten Julia Seitner (7), Nadine Kreiner (8), Lisa Wilhelm (8) und Johanna Seitner (5) zusammen mit den beiden Museumspädagoginnen Daniela Schwarzmeier und Jessica Krause das Schloss. Doch zuvor wurden die hoheitlichen Namen an die vier Mädchen aus Ingolstadt verliehen und es wurde eine prächtige Krone gebastelt, mitsamt Schleier und Juwelen in Stickerform, "um standesgemäß durchs Schloss zu gehen".

Staunende Gesichter gab es gleich zu Beginn, als das Quartett die Badewanne des Pfalzgrafen entdeckte - fast drei Meter lang und über einen Meter breit. "Ottheinrich war groß und ist irgendwann sehr dick geworden, er wog 200 Kilo", erklärte Krause. Baden sei früher generell ein großer Aufwand gewesen, sowohl für die Erwachsenen als auch für die Kinder, schließlich gab es noch kein fließendes Wasser, geschweige denn einen Anschluss. Um sich eine Vorstellung davon zu machen, wie die Körpermaße des Pfalzgrafen waren, holte Krause ein Leinenhemd aus ihrem Korb, das seiner Größe entspricht - und alle vier Mädchen passten auf einmal hinein. Wie die Kinder zur Zeit der Renaissance gekleidet waren, erklärten die beiden Pädagoginnen anhand mehrerer Porträtmalereien. "Fotografien gab es damals noch nicht, deshalb hat man die Menschen gemalt - leisten konnten sich das aber nur die Wohlhabenden", sagte Schwarzmeier. Der Nachwuchs habe immer Kleidung getragen, die der der Eltern ähnlich war. "Typisch waren auch steife Halskrausen. "

Vor einem Stammbaum der adeligen Familie erfuhren die jungen Kaiserinnen, die Prinzessinnen und die Königin, dass die Kinder damals ganz viele Vornamen hatten, nur innerhalb von Adelskreisen nach einem potenziellen Ehemann oder einer Ehefrau Ausschau gehalten wurde und die jungen Menschen damals gar nicht richtig wussten, wen sie heiraten werden. "Oft haben sie nur ein Porträt zu Gesicht bekommen oder ein Diener kam mit einem Ring an den Hof, was man als Trauung per Stellvertreter bezeichnete", erklärte Krause. Es sei zudem üblich gewesen, dass die Kinder bereits im Alter von sieben oder acht Jahren versprochen wurden.

Vor einer prächtig gedeckten Tafel ging es dann um die Tischmanieren, in welcher Reihenfolge man das Besteck benutzte und darum, "dass die Kinder erst dann, wenn sie die Regeln bei Tisch gelernt hatten, mit den Eltern essen durften". Zum guten Ton gehörte es damals ebenfalls, den Hofknicks zu beherrschen - und nachdem die Mädchen erfahren hatten, wann er überall gemacht wurde, übten sie ihn auch fleißig, ebenso, wie das aufrechte Gehen mit kerzengeradem Rücken.
 

Katrin Kretzmann