Manching
Auf den Spuren eines faszinierenden Volkes

Sachbuch "Die Kelten in Bayern" im Museum Manching vorgestellt - Vortragsreihe ab 16. Oktober

09.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:53 Uhr
Bei der Präsentation des Buchs "Die Kelten in Bayern" im Museum waren mit dabei: (von links) Verleger Fritz Pustet, Herausgeber Prof. Thomas Fischer, Autor  Markus Schußmann, Herausgeber Karl Heinz Rieder und Museumsleiter Tobias Esch. −Foto: Verlag Friedrich Pustet

Manching (DK) Die Kelten gehörten zu den bedeutendsten Völkern der Antike.

Als Zeitgenossen der alten Griechen, Römer und Etrusker besiedelten sie weite Teile Mitteleuropas. Ein bedeutender Schwerpunkt ihres Siedlungsgebietes lag in Bayern. Der Archäologe Markus Schußmann (Freie Universität Berlin) ist ein Fachmann auf diesem Gebiet. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt in den vorgeschichtlichen Metallzeiten, zu denen er zahlreiche Ausgrabungen - darunter etliche keltische Höhensiedlungen und Befestigungsanlagen - leitete. Nun hat er ein Buch geschrieben, das jetzt im Kelten- und Römermuseum der Öffentlichkeit präsentiert wurde: "Die Kelten in Bayern. Archäologie und Geschichte".

Das Werk stellt Geschichte und Archäologie der Kelten in Bayern umfänglich dar und knüpft sie an die räumlich, kulturell und zeitlich übergeordneten Zusammenhänge an. Wie Schußmann in seiner Einführung betonte, will dieses Buch aber auch zeigen, dass es sich bei diesen Hinterlassenschaften eben nicht nur um "tote" Gegenstände in Museen und merkwürdig geformte Geländeunebenheiten handelt, sondern um wichtige Quellen, die "auf vielfältige Weise Erkenntnisse über die Geschichte in die schriftlose Zeit verlängern". In den vergangenen Jahren kamen in Bayern zahlreiche keltische Funde neu hinzu, die diese Epoche zum Teil in einem ganz neuen Licht zeigen. Mit "Die Kelten in Bayern" liegt jetzt ein reich bebildertes Sachbuch vor, das allgemein verständlich geschrieben ist und dennoch den aktuellsten Stand der Wissenschaft wiedergibt.

Im Rahmen der Buchpräsentation lauschten rund 70 interessierte Gäste den Ausführungen des Autors, der in einem kurzweiligen Vortrag sein aktuelles Projekt, die Ausgrabung auf dem oberfränkischen Staffelberg, in den Fokus rückte. Mit modernsten Methoden - darunter 3D-Modelle des Geländes und der Baubefunde sowie virtuelle Rekonstruktionen - untersucht Schußmann dort seit einigen Jahren das Westtor, das Zugang zur keltischen Siedlung auf dem Staffelberg gewährte und als monumentales Zangentor mit zwei getrennten Fahrbahnen gestaltet war. Bemerkenswert ist die massive Bauweise mit Trockenmauern, mächtigen Pfosten und zahlreichen Rückverankerungen. Trophäenschädel und Beutewaffen schmückten einst das Bauwerk. In Zukunft ist ein Wiederaufbau der Anlage durch den Landkreis Lichtenfels geplant.

Schußmanns Sachbuch "Die Kelten in Bayern" ist in der Reihe "Archäologie in Bayern" im Verlag Friedrich Pustet erschienen. Es umfasst 424 Seiten, ist durchgehend farbig bebildert und für 39,95 Euro im Shop des Manchinger Museums und im Buchhandel erhältlich.

Am Mittwoch, 16. Oktober, findet die erste Veranstaltung der Reihe "Manchinger Vorträge zur Archäologie und Geschichte" nach der Sommerpause statt. Prof. Dr. Frank Daubner (Universität Trier) hält im Museum ab 18 Uhr einen kostenfreien Vortrag zum Thema "Ein Erdbeben, ein Geschenk für Kaiser Tiberius und die Ziegen des Karanos - Makedonische Vergangenheit im römischen Kleinasien".

Was haben ein Erdbeben im kaiserzeitlichen Kleinasien, eine Statuen-Basis im Archäologischen Nationalmuseum von Neapel und die mythische Gründung des makedonischen Königreichs im 8. Jahrhundert vor Christus miteinander zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel, doch eine genauere Betrachtung offenbart spannende Querverbindungen. Im Jahr 17 ereignete sich im Hermos-Tal in der heutigen Türkei ein verheerendes Erdbeben, von dem auch die kleine Stadt Apollonis, in der Nähe von Pergamon gelegen, zerstört wurde. Kaiser Tiberius, eigentlich nicht für seine Freigiebigkeit bekannt, gewährte großzügige Wiederaufbauhilfen. Der Vortrag zeigt, wie die Bürger von Apollonis auf einem Ehrenmonument für Tiberius ein bisher unbekanntes Symbol des makedonischen Königtums nutzten, um ihrer Dankbarkeit für den Kaiser Ausdruck zu verleihen und zugleich auf eigene ruhmreiche Traditionen zu verweisen. Daran wird erkennbar, dass in einer experimentellen Frühphase der griechisch-römischen Kunst Nationalstolz, lokale Alleinstellungsmerkmale und Kaisertreue zu neuen Mischformen führten, die der Natur und dem Wesen des neuen Kaiserreichs gerecht zu werden versuchten. Die Dauerausstellung ist am 16. Oktober bis zum Beginn des Vortrages geöffnet.