Nürnberg
Auf den letzten Drücker

Polter rettet dem 1. FC Nürnberg in der Nachspielzeit einen Punkt gegen Angstgegner Hannover

17.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:29 Uhr

Nürnberg (DK) Eine Premiere mit Happy End hat es gestern für den 1. FC Nürnberg in der Fußball-Bundesliga gegeben: Mit einem Last-Minute-Treffer von Sebastian Polter schaffte der Club noch ein 2:2 gegen Hannover 96 und setzte damit seine starke Heimserie auch nach der Umbenennung seines Stadions fort.

Nicht gegen die Bayern und auch nicht gegen Dortmund, nein, gegen keine andere Mannschaft als Hannover 96 hat der 1. FC Nürnberg in jüngster Zeit schlechter ausgesehen. Alle vier Spiele in den vergangenen beiden Spielzeiten verlor der Club mit seinem niedersächsischen Trainer Dieter Hecking gegen die Elf aus der niedersächsischen Hauptstadt. Doch mit dem neuen Trainer Michael Wiesinger ging die schwarze Serie gestern zu Ende: Trotz zweifachen Rückstandes schaffte der FCN noch ein Unentschieden, wobei der Nürnberger Held des Tages ausgerechnet ein Niedersachse ist: Sebastian Polter, der ausgeliehene Stürmer vom VfL Wolfsburg, machte in der Nachspielzeit das Happy End zum Einstand im Grundig-Stadion perfekt. Eine Flanke von Timothy Chandler drückte er aus wenigen Metern zum 2:2-Endstand ins Tor der Gäste.

Kein Wunder, dass sich Hannovers Trainer Mirko Slomka, der Mitte der zweiten Halbzeit von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer auf die Tribüne geschickt worden war, nach dem Abpfiff über „zwei verlorene Punkte“ ärgerte. Aber erstaunlicherweise beklagte sich auch Nürnbergs umjubelter Torschütze Polter über „zwei verschenkte Punkte“, was sein Trainer Michael Wiesinger wenig später folgendermaßen erklärte. „Wir sind nach unseren guten Phasen jedes Mal nachlässig geworden. Das darf uns einfach nicht passieren.“ So aber kam gestern ein aufregendes Heimspiel gegen Hannover zustande, das sich nach bedächtigem Beginn beider Mannschaften noch zu einem wilden Hin und Her entwickelte. Und obwohl beide Teams letztlich die verlorenen Punkte beklagten, hatten sie auch guten Grund, ein wenig zufrieden zu sein: Für den 1. FC Nürnberg ist es das achte ungeschlagene Heimspiel in Serie und ein weiterer wertvoller Zähler im Kampf um den Klassenerhalt, während Hannover nach fünf Auswärtsniederlagen am Stück wieder einmal punktete.

Und das, obwohl den Gästen anfangs das 1:3 vom Donnerstag in der Europa League bei Anschi Machatschkala noch schwer in den Beinen steckte. Doch der Club machte daraus trotz guten Beginns zu wenig: Nach einem messerscharfen Steilpass von Timmy Simons zu Hiroshi Kiyotake schlenzte der Japaner den Ball aus 16 Metern knapp am Tor vorbei (19.). „Das tut mir leid“, sagte Kiyotake hinterher. „Da muss ich das Tor machen. Wegen mir ist das Spiel für uns viel schwieriger geworden.“ Aber nicht nur wegen ihm, auch der Rest des Nürnberger Teams ließ zusehends nach und ließ Hannover kommen: Nach einem weiten Freistoß von Christian Pander rutschte der Ball an den langen Pfosten durch, wo Mame Diouf noch an Raphael Schäfer scheiterte. Fünf Minuten vor der Pause war es dann aber passiert: Bei einem der berüchtigten Blitzangriffe Hannovers ließ Szabolcs Huszti den Nürnberger Verteidiger Timm Klose ganz schlecht aussehen und vollendete frei vor Schäfer zum 1:0 für die Gäste. „Ein viel zu billiges Tor“, kritisierte sich Klose später selbst.

Doch gerade die beiden selbstkritischen Club-Spieler betrieben in der zweiten Hälfte bald gemeinsame Wiedergutmachung. Einen Freistoß von Kiyotake verlängerte Klose mit dem Kopf zum 1:1 ins lange Eck. Wenngleich der nächste Nürnberger Patzer nicht lange auf sich warten ließ: Nach einem schlampigen Rückpass von Kiyotake schnappte sich Mohammed Abdellaoue den Ball und passte in die Mitte zu Ya Konan, der mühelos zum 2:1 für Hannover einschob. „Mit unserer Erfahrung müssen wir das eigentlich heimbringen“, meckerte 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke, der auch dem vergebenen Matchball zum 3:1 nachtrauerte. Bei einem blitzschnellen Angriff in gefürchteter Hannover-Art hatte Sergio Pinto in den Nürnberger Strafraum gepasst, wo aber Mame Diouf an Schäfer scheiterte. So ergab sich für Hiroshi Kiyotake in der 90. Minute noch die Chance zur zweiten Wiedergutmachung. Seinen gewaltigen Distanzschuss wehrte 96-Keeper Ron-Robert Zieler mit den Fäusten ab. Doch in der Nachspielzeit kam ja noch Sebastian Polter – zum 2:2 auf den letzten Drücker.