Weichering
Auf dem Weg zur Smart Factory

Diskussionsrunde der SPD Neuburg-Schrobenhausen zur Zukunft von Audi

05.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:21 Uhr

Über die Zukunft von Audi diskutierten (von links) Sabine Schneider, stellvertretende Landrätin, Werkleiter Albert Mayer, SPD-Bundestagskandidat Werner Widuckel und Gesamtbetriebsratsvorsitzender Peter Mosch. - Foto: Nadja Saadati

Weichering (DK) "Jetzt ist da auch noch ein Unfall", dachte sich Albert Mayer, als er 2014 an seinem ersten Arbeitstag als Leiter der Produkt- und Werkplanung auf der Fahrt zur Arbeit bei Dünzlau feststeckte. Der jetzige Werkleiter irrte, wie er bald feststellen sollte: Es war kein Unfall, sondern der tägliche Stau im Berufsverkehr.

Der gebürtige Neuburger erzählte am Dienstagabend im Gasthaus Vogelsang in Weichering dieses Erlebnis, um einen der künftigen Megatrends zu erläutern, die Audi bewältigen muss: Mobilität und Digitalisierung. Eingeladen hatte der SPD-Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen, um über das Thema "Audi und die Region. Zukunft und soziale Verantwortung" zu diskutieren.

Mayer stellte zu Beginn kurz das zweitgrößte Automobilwerk Europas an den Standorten Ingolstadt, Neuburg, Neustadt und Münchsmünster vor. 44 000 Beschäftigte produzieren vier Baureihen, 19 Modelle und im vergangenen Jahr 592 000 Fahrzeuge: Produktionsrekord.

Smart Factory heißt die Fabrik der Zukunft. Die Kooperation Mensch-Maschine sei ein Teil davon, aber mit Robotern am Fließband und nicht in irgendeinem Käfig. Mayer nannte weitere Handlungsfelder: virtuelle Planungen, Transporte ohne Fließband oder Fahrer, Vernetzung, 3D-Druck, bionische und intelligente Werkzeuge oder Augmented Reality, also beispielsweise die Datenerfassung mit speziellen Brillen oder Helmen. Der Roboter soll laut Mayer den Mitarbeiter nicht ersetzen, sondern ihm vorrangig monotone oder gefährliche Arbeiten abnehmen. Dazu ist freilich eine weitere Qualifizierung der Beschäftigten nötig.

Digitalisierung und Mobilität sowie Nachhaltigkeit bezeichnete er als Megatrends. Bei der Standortstrategie für 2035 gelte es, Schwerpunkte und Profil zu bestimmen. Audi müsse der "Veränderungstreiber" und Keimzelle für neue Technologien bleiben. Aber das gehe nur mit der Stadt Ingolstadt und den Landkreisen, weshalb auch der Standortinfrastrukturkreis gegründet wurde.

Peter Mosch wies auf die Verlängerung der Beschäftigungsgarantie bis 2020 hin. Auf Wunsch der Beschäftigten gebe es auch Vereinbarungen über mobiles Arbeiten (also von zu Hause aus) und den Erhalt des Drei-Schicht-Systems in der Fertigung, so der Gesamtbetriebsratsvorsitzende. "Ängste abbauen und die Menschen mitnehmen" müsse das Ziel für die Zukunft sein. Man könne beispielsweise Datenbrillen ruhig ausprobieren, so Mosch: Aber das Unternehmen müsse auch bereit sein, mal etwas zurückzunehmen oder einen Schritt zurück zu gehen. Digitalisierung und Elektromobilität bestimmen für ihn den künftigen Weg - und natürlich die Mitbestimmung und die Rechte der Arbeitnehmer. "Auch über Visionen wie eine Seilbahn oder eine Schwebebahn sollte man einmal nachdenken", sagte Mosch, der nicht versäumte, auf die vielen sozialen Aktivitäten hinzuweisen.

"Wir wissen, was wir an Audi haben", sagte Werner Widuckel. Doch man sollte nicht nur von neuen Technologien reden, sondern auch von der Veränderung der Gesellschaft, so der SPD-Bundestagskandidat, der kurz seine Vorstellungen skizzierte. Für Megacitys beispielsweise seien andere Mobilitätskonzepte wie etwa autonome Fahrzeuge nötig. "Wer die Herrschaft über die Daten hat, bestimmt die Wertschöpfung", sagte er zu neuen Technologien. Angesichts des demografischen Wandels sei es vernünftig, bestimmte Tätigkeiten zu automatisieren. "Ich sehe aber nicht die menschenleere Fabrik", sagte Widuckel. Die Globalisierung bewirkt nach seiner Auffassung eine Veränderung der internationalen Arbeitsteilung. Neben der Nachhaltigkeit werde auch die Verteilung des immer knapper werdenden Raums in den immer zahlreicheren Großstädten ein großes Thema werden.

Eine höhere Vernetzung und Digitalisierung zählt für Widuckel ebenso zu den Zukunftstrends wie beispielsweise neue Geschäftsmodelle: Statt ein Auto zu kaufen, bestellt man beim Werk oder Händler Kilometer. Die Beschäftigten werden künftig höhere Qualifikationen brauchen, was natürlich Konsequenzen für die Ausbildungslandschaft hat. Schließlich werde es zu einer anderen Verteilung von Beschäftigung und Erträgen kommen.

Die Konsequenzen für die SPD? "Wir brauchen eine gut entwickelte Hochschulinfrastruktur vor der Haustür", forderte Widuckel. Deutlich verbessern werden müsse auch die digitale Infrastruktur: "30 Mbit langen nicht. So kann man nicht arbeiten", kritisierte er die Staatsregierung. Die SPD werde auch den sozialen Dialog unterstützen, nötig sei eine "gelebte Mitbestimmung".

Im Anschluss hatten die Anwesenden noch Gelegenheit, Fragen zu stellen.