Steinsdorf
Auf dem Weg zum Bierzeltpunk

16.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr
Tuba und Akkordeon gespielt von den Musikern Christian Winkler und Hias Riegler (Foto) prägen in Kombination mit Schlagzeug, Akustikgitarre und Bass den Stil der Band. −Foto: Nadja Morales

Steinsdorf (DK) Die Steinsdorfer Band D'Hundskrippln hat mit "Ja oder Na" die erste Single ihres Debütalbums "Lederhosn amore" veröffentlicht. Der Song stellt einen Meilenstein in der Geschichte der Gruppe dar und liefert einen Vorgeschmack auf den ganz eigenen Stil der Band: Bierzeltpunk aus Steinsdorf und Umgebung.

Eigentlich haben die Hundskrippln bei ihrem Song "Gloana Bauer" nur gemacht, was sie immer machen: bayerische Stimmungsmusik. Für das, was dann geschah, sieht der deutsche Sprachgebrauch die Metapher "durch die Decke gehen" vor. Rund 9,4 Millionen Aufrufe bei YouTube, über 1,8 Millionen bei Spotify, regelmäßige Präsenz im Radio - und sogar Wheatus postete das Video auf Facebook und lud die Band zum Konzert nach München ein. "Das hätten wir uns nie erträumt", sagt Riegler.

Gstanzlsänger Hias Riegler hatte die Idee, auf die Melodie von "Teenage Dirtbag" der US-Band Wheatus den Hundskrippln-Stil zu münzen. Mit eigenem Text und Instrumenten wie Posaune und Akkordeon. "Wir haben den Song eigentlich gaudimäßig aufgenommen", erzählt Riegler, der im Zuge dieses Songs zur Band stieß. Aufnahme und Videodreh bezahlten sie aus eigener Tasche.

2012 hatte die Formation um Keyboarder Christian Winkler den Staffelstab von der Gründergeneration um Winklers Vater übernommen. Bislang heizte die Steinsdorfer Coverband auf Volksfesten in souveräner Regelmäßigkeit den Festzeltbesuchern ein. Und dafür war ursprünglich auch der Song "Gloana Bauer" gedacht.

Doch nun erreicht der Traum ganz andere Dimensionen. Inzwischen hat das amerikanische Musiklabel Universal die Hundskrippln unter Vertrag genommen. Der Weltmarktführer der Musikbranche hat jetzt also nicht nur Robbie Williams und die Rolling Stones in seinem Portfolio, sondern auch sieben Jungs aus Steinsdorf und Umgebung.

So ein Plattenlabel möchte aber natürlich auch gerne ein Album sehen, und das erscheint am 6. April. "Lederhosn amore" lautet der Titel und markiert nicht nur einen Meilenstein in der Bandgeschichte, sondern auch eine tiefgreifende Veränderung. Zwar wird auch "Gloana Bauer" auf dem Album vertreten sein, ansonsten "sind aber nur eigene Lieder dabei", erklärt Riegler. Bislang habe man ausschließlich Coversongs gespielt. "Das ist ein komplett neuer Schritt."

Eigene Lieder auf einem eigenen Album, die Hundskrippln haben eine Findungsphase hinter sich. Mit "Lederhosn amore" entwickeln die jungen Musiker einen individuellen Stil, den der Produzent des Albums treffend mit dem Begriff "Bierzeltpunk" beschreibt: fetzige Musik, die nach vorne geht, also vom Trommelfell direkt in die tanzenden Gliedmaßen. Aber immer garniert mit bayerischen Elementen wie Horn, Posaune oder Quetschn. "Das zieht sich durch das ganze Album", erklärt Riegler, der aber auch auf sentimentalere Stücke verweist.

Einen Vorgeschmack liefert die Band gleich mit der ersten Singleauskopplung. In "Ja oder Na" geht es um eine Liebesgeschichte, die nicht so richtig in Schwung kommt. Der Protagonist des Videos - Frontsänger Michael Hecker - wäre durchaus interessiert an einer längerfristigen Liaison mit einer hübschen Dame. Die Auserwählte ziert sich aber. Der Titel des Liedes suggeriert das Anliegen des Junggesellen: Ja oder Na - eine Entscheidung braucht es. "Du woaßt ned recht, wosd wuist, und des regt mi wos auf." Bairische Mundart, deftige Hörner kombiniert mit Schlagzeug und Gitarre - Bierzeltpunk eben.

"Wir sind nervös wie Sau, wie das Lied ankommt", gibt Riegler zu. Mit der zweiten Single seit "Gloana Bauer" könnte sich entscheiden, wohin die Reise geht. Die Plattenfirma hätte die Hundskrippln gerne als hauptberufliche Musiker gesehen, doch das lehnten die sieben Jungs aus der Gemeinde Altmannstein ab. "Wir wollen die Musik weiter als Hobby betreiben", sagt Riegler.

Dass sich dieser Freizeitvertreib intensivieren dürfte, ist der Band aber bewusst. Schon im Zuge des neuen Albums kasernierte sich die Band zweimal für ein paar Tage auf einer Selbstversorgerhütte in Österreich ein. Die Terminfindung für Proben und Schreiben der Songtexte war bei sieben Musikern, die alle arbeiten oder studieren, nicht einfach. Nachdem das Album im Tonstudio Magic Mango Music in Denkendorf abgemischt wurde, freuen sich jetzt aber alle auf die Rückmeldung der Fans. "Es war eine coole Erfahrung mit einem Produzenten zu arbeiten, aber am Ende will man es einfach öffentlich machen", sagt Riegler.

Der Rummel um die Band dürfte künftig noch größer werden. Eine gewisse Eigenständigkeit wollen sich die Oberbayern aber nicht nehmen lassen. Die Videoidee zu "Ja oder Na" kam von der Band, auch die Kneipe "Rosengasse" in Ingolstadt als Drehort schlugen die Musiker selbst vor. Für die weibliche Hauptperson des Videos organisierte aber Universal ein Model. Sobald das Album auf dem Markt ist, wird es mit einer Promo-Tour beworben, Auftritte auf diversen Festivals in und um Bayern inklusive.

Wohin wird das alles die Band führen? Der Titel "Ja oder Na" trifft auch die Hin- und Hergerissenheit der Musiker zwischen Hobby und mehr ganz gut. Bei künftigen Konzerten wollen sie nur noch eigene Lieder spielen. Die ersten Reaktionen auf die neue Single lassen vermuten, dass sich das Publikum eher für Ja als für Na entscheiden dürfte. Wie auch die umworbene Dame im Video übrigens. "Hey, werd mei Mo", heißt es da. Doch auf einmal beginnt der junge Mann ob des unverhofften Erfolgs zu zaudern: "Jetzt, wo sie endlich mecht, woaß I auf amoi nimmer recht."