Titting
Auf dem Kinderschuhmarkt Fuß fassen

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner besuchte gestern das junge Tittinger Unternehmen Clevermess

09.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:49 Uhr

Seit Juni läuft die Serienproduktion: 500 Clevermess-Geräte werden inzwischen pro Woche unter anderem von Franziska Balke (rechtes Bild) montiert. Erfinderin und Firmengründerin Nicole Oberhofer (linkes Bild, links) begrüßte gestern gemeinsam mit Bürgermeister Andreas Brigl die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zur Betriebsbesichtigung in Titting - Fotos: Chloupek

Titting (DK) Die junge Firma Clevermess ist gerade dabei, den Markt zu erobern: Das digitale Messgerät für Kinderfüße und Kinderschuhe ist seit Juni in der Serienproduktion. Gestern bekam Erfinderin und Firmenchefin Nicole Oberhofer Besuch von Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

Aigner war mit einem Tross von Journalisten auf Entdeckertour, um Bayerns innovative Gründerszene kennenzulernen. Mit im Bus war der Geschäftsführer der BayStartup GmbH, Carsten Rudolph, der die Tour mitorganisiert hatte. „Wir bemühen uns, junge Existenzgründer da zu fördern, wo sie sitzen. Deshalb haben wir einmal keinen Spaziergang durch München gemacht, sondern sind nun auf der Reise durch das Land“, erklärte er. Freilich würden die ersten Kontakte meist in München geknüpft. Dort lassen sich auch die „Startup-Angels“ finden, jene Investoren, die bereit sind, Geld in eine neue Idee zu stecken und auf eine Firmenbeteiligung zu setzen.

Auch die Tittinger Jungunternehmerin Nicole Oberhofer hat bei BayStartup ihre ersten Schritte gewagt. Sie hatte eine Methode entwickelt, mit der für jedes Kind zuverlässig der passende Schuh gefunden werden kann. Sie meldete ihr Patent an und sammelte einige Erfinder- und Gründerpreise – darunter den Gründerpreis der Stadt Ingolstadt in der Kategorie Technologie im Mai dieses Jahres und den BayStartup-Preis. Deshalb machte Aigner auf ihrer Rundreise, bei der sie fünf Betriebe besuchte, nun auch in Titting Halt.

Inzwischen ist Nicole Oberhofer 31 Jahre alt, seit Juni läuft die Serienproduktion ihrer Clevermess-Geräte: 500 Stück pro Woche, komplett „made in Bavaria“, wie sie betont. Die Kunststoffteile werden in Gunzenhausen gefertigt, die Digitaltechnik inklusive der äußerst sensiblen Sensoren kommt aus Wassertrüdingen. Montiert wird alles in Titting. Seit der Markteinführung im Juni sind schon 70 000 Euro umgesetzt, inzwischen gibt es Vertriebspartner in Österreich und in der Schweiz. Als die Ministerin gestern zu Besuch kam, stand die erste Palette für die Schweiz im Hausflur: 1000 Clevermess-Geräte versandfertig und abholbereit, um auf dem Schweizer Kinderschuhmarkt Fuß zu fassen.

In den nächsten Wochen soll die Zahl der Mitarbeiter von zwei auf fünf erhöht werden, ab nächstem Jahr sollen es dann 14 Mitarbeiter sein. Gut möglich, dass die Firmenräume am jetzigen Standort im Wohngebiet dann zu klein werden. Tittings Bürgermeister Andreas Brigl ist da schon hellhörig und würde den Betrieb bei der nächsten Vergrößerung natürlich gerne im eigenen Gewerbegebiet ansiedeln. Allerdings holpert es noch mit der Finanzierung zur Betriebserweiterung. Nicole Oberhofer lobte die Angebote für Existenzgründer in Bayern, nutzte die Gelegenheit des Ministerinnenbesuchs aber auch, um Aigner auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, die ein junges Unternehmen, das noch keine Bilanz vorweisen könne, angesichts einer geplanten Erweiterung bei Hausbanken haben könne. Aigner, die auch Vorsitzende im Verwaltungsrat der Landesförderbank Bayern ist, hörte hier aufmerksam zu.

Die Wirtschaftsministerin zeigte sich sehr angetan von dem „cleveren Gerät“. Sie lobte Nicole Oberhofers Unternehmertum auch deswegen besonders, weil es eine „Gründerin ist, die ein reales Produkt herstellt und keine weitere App.“