Auf dem Boden der Tatsachen

12.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:53 Uhr

Äußerst robust sind die Plastikteile, aus denen die beiden Spielflächen zusammengesetzt sind. Falls doch einmal ein Stockschlag oder Bremser für Schäden sorgt, dann können Florian Janisch und die anderen freiwilligen Helfer die einzelnen Elemente schnell austauschen. - Foto: Rehberger

Ingolstadt (DK) Die Inline-Hockey-WM steuert auf das Finale am heutigen Samstagabend zu. Freiwillige Helfer sorgen dabei dafür, dass die Spielfläche bis zum letzten Spiel in Topzustand ist. Aus Brandschutzgründen bleiben die jungen Leute sogar nachts auf dem Boden der Tatsachen – und bewachen die Halle.

Rund um die Saturn-Arena hat sich in der vergangenen Woche ein solides Inline-Hockey-Fieber entwickelt. Die Veranstaltung reißt auch die freiwilligen Helfer vollends mit. "Das ist schon Wahnsinn, was sich hier abspielt", sagt Florian Janisch, der aus den ersten Treffen noch die Skepsis im Ohr klingen hat. Wie wird die Resonanz der Ingolstädter sein? "Eine super Stimmung" findet er heute.

Janisch ist seit Monaten eingebunden in die Planungen, er absolviert ein Praktikum beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB). Und der 24-jährige FH-Student aus Germering ist ein kleines bisschen so etwas wie der Herr über den Hallenboden geworden. Er mag gar nicht so herausgestellt werden, sagt er. "Ich mache das ja nicht allein, wir helfen da alle zusammen." Knapp 25 freiwillige Helfer waren zum Beispiel beteiligt, als innerhalb weniger Stunden die beiden Böden auf das 60 mal 30 Meter große Feld verlegt wurden. "Das war eine Heidenarbeit, weil wir die Platten in den Ecken zuscheiden mussten", berichtet Janisch. In den Plastikelementen (25 auf 25 Zentimeter), die wie Lego zusammengesteckt werden, steckt viel Know-how. Löcher darin sorgen dafür, dass der Puck wie auf einem Luftkissen schweben kann. Er gleitet fast wie auf Eis. Entsprechend rasant kann das Spiel laufen.

Janisch ist in Ingolstadt selbst zum einem Fan geworden. Für sie schlägt er sich mit anderen freiwilligen Helfern sogar die Nächte um die Ohren – mehr oder weniger freiwillig. Denn der Boden muss nachts bewacht werden. Das ist Vorgabe des städtischen Bauamtes.

Nach Meinung der Experten erfüllt die Plastikspielfläche nicht die Brandschutzverordnung B1. Sie ist angeblich nicht schwer entflammbar. "Normalerweise brennt da nie im Leben was", ist Eckard Schindler, Hauptorganisator der WM, überzeugt. Doch freilich musste sich der DEB-Funktionär der Auflage beugen. "Wir empfinden das jetzt nicht als Schikane oder sonst irgendwas", sagt er. Doch mit ein bisschen mehr Vorlauf hätte der Bodenhersteller – ein Sponsor der WM – noch reagieren können. "Die Information, dass die Norm nicht erfüllt wird, kam aber wirklich etwas spät", sagt Schindler. Die Auflage ist umso überraschender für den Organisator, da der Boden ja nicht neu ist. Der in der großen Saturn-Arena liege sonst in Passau. "Da wird regelmäßig darauf gespielt." Auf dem in der kleinen Arena-Schwester sei vor zwei Jahren sogar die WM in Landshut ausgetragen worden. Stets ohne Auflagen.

Ansonsten hat Schindler aber nur Lob für Ingolstadt. Vor allem natürlich für seine Helfer. "Da bekommt ja keiner einen Cent von denen. Das Engagement ist wirklich toll." Aber auch für den Rest. "So perfekte Voraussetzungen gibt es wohl nirgends", sagt er. Optimal sei etwa die Hallengröße der Saturn-Arena mit fast 5000 Plätzen. Und unmittelbar angrenzend liegt die zweite Spielfläche. Auch für die freiwilligen Helfer ist das angenehm: Ihre nächtlichen Kontrolltouren wurden so nur zu kurzen Rundgängen.