Auf dem Bauernhof funkte es vor 50 Jahren

15.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:08 Uhr

Gratulant Kurt Schreyer (rechts) überbringt Helene und Rudolf Spielvogel Glückwünsche zur Goldenen Hochzeit. - Foto: Heumann

Neuburg (lm) Sechs Kinder, neun Enkelkinder, zwei Urenkel: Da kommt eine ganz schöne Familienfeier zusammen. Anlass: die Goldene Hochzeit von Helene und Rudolf Spielvogel. Unter den Gratulanten auch Sozialreferent Kurt Schreyer, der die Grüße des Oberbürgermeisters und den zu diesem Datum obligaten Präsentkorb der Stadt brachte.

Die Spielvogels gehören zu den Letzten von der alten Belegschaft auf Gut Rohrenfeld. Als sie 1962 hierher kamen, hatte das Gut noch eine respektable Viehherde, mästete man Schweine.

Fasane sind heute die letzten verbliebenen Tiere auf dem großen Hof, und natürlich die Hühner von Helene und Rudolf Spielvogel. Ganz so frei dürfen die gut 20 Hennen heute nicht mehr herumspazieren auf dem Areal, seit es hier ein "Gästehaus" gibt. Aber der Garten ist groß genug, und den geräumigen Hühnerstall hat Rudolf Spielvogel selbst gezimmert.

Hinlangen, wo man gebraucht wird, und auch hinlangen können, das hat der gebürtige Schlesier gelernt, der in einem kleinen Ort unweit von Neuburgs Partnerstadt Jesenik zur Welt kam. Das war 1935, sprich: Krieg, Verlust der alten Heimat, ein Neuanfang mit praktisch Nichts. "Ja, ich habe arbeiten müssen", zieht Rudolf Spielvogel seine nicht unzufriedene persönliche Bilanz, denn "wir haben auch Glück gehabt." 1957/58 etwa. Er arbeitete bei einem Bauern im Ries, war Knecht. Und da gab’s halt auch eine fesche Dienstmagd namens Helene . . . Die kam aus der Umgebung, ging mit dem Mann fürs Leben und bald auch schon Vater ihres ersten Kindes nach Neuburg. 1963 bekam Rudolf Spielvogel seine Anstellung als Schlepperfahrer auf Gut Rohrenfeld, was er 35 Jahre blieb. Zahlreiche Jagdtrophäen im Hausgang erzählen noch von den "etwas anderen" Tagen auf Gut Rohrenfeld; die Wildfütterungen im Winter zählten für Rudolf Spielvogel zweifelsohne zu den schönsten Tätigkeiten. Der Jäger vor Ort, ein eigener Förster, der Schmid auf dem Hof, zeitweise sogar zwei, ein eigener Wagner: Das Gut war ein Mikrokosmos mit heute rar gewordenen Berufen noch.

Die Spielvogels sind übrig geblieben aus der alten Zeit . . . und Dinge, die einfach dazu gehörten: Dass man sein eigenes Holz macht, die Hühner hat, das Auto nur nimmt, wenn’s nicht anders geht, vor allem seit die Frau die dritte Hüftoperation hinter sich hat, sonst aber mit dem Radel in die Stadt fährt. Aber damit sind die Alten schon wieder ganz heutig.