Auf besondere Empfehlung

Alfred Lehmanns Doppelrolle als Berater eines Headhunters und Klinikum-Aufsichtsrat

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr
„Erfolgreicher Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt“: Das ist eine der Qualifikationen, mit denen sich der frühere Rathauschef Alfred Lehmann auf der Webseite des Personalberaters Labbé & Cie. präsentiert. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) „Leistung kann man kaufen“ – dieses Motto wird man kaum im Wahlprogramm einer Partei finden. Dafür aber auf der Webseite der Firma Labbé, für die Alt-OB Alfred Lehmann tätig ist. Kürzlich bekam Labbé & Cie. den Auftrag, einen Ärztlichen Direktor für das Ingolstädter Klinikum zu suchen.

Diese Suche war überaus erfolgreich. Egal wen man fragt, alle sind voll des Lobes über die Qualifikation von Andreas Tiete, der ab Januar Nachfolger des früheren Ärztlichen Direktors Günter Ochs wird. Tiete ist promovierter Facharzt für Herzchirurgie, aber auch studierter Gesundheitsmanager und derzeit Ärztlicher Leiter des Klinikums Bogenhausen.

Dass er ans Ingolstädter Klinikum kommt, hat er nicht zuletzt dem Headhunter Labbé zu verdanken. Die Dienste solcher „Kopfjäger“ werden gern in Anspruch genommen, wenn in Firmen oder öffentlichen Unternehmen auf möglichst diskrete Weise Führungspositionen neu besetzt werden sollen. Labbé formuliert es auf seiner Homepage so: „Diskrete Profis im Auftrag von Städten und Ministerien. Verschwiegenheit als Stammkapital, Vertrauenspartnerschaft als Schlüssel.“

Bei der Klinikums-Personalie kam der Kontakt über Alfred Lehmann zustande, der ganz offiziell als Mitglied des Labbé-Beirats firmiert und als solches natürlich bezahlt wird. In dem Gremium sitzt übrigens auch Ulrich Hemel, der 2008 zum Uni-Präsidenten in Eichstätt gewählt wurde, sein Amt aber nicht antreten konnte.
„Wenn ich daraus ein Geheimnis machen möchte“, sagte Lehmann zum DK, „würde ich ja nicht auf die Homepage gehen.“ Er sei schon deshalb kompetent für das Beratergremium, weil er vor seiner Zeit als Politiker Personalchef bei der Handwerkskammer war. „Ich kenne mich damit aus.“

Lehmann bestätigt, dass er dem damaligen Geschäftsführer des Klinikums, Heribert Fastenmeier, empfohlen habe, den Headhunter Labbé zu beauftragen. „Aber mehr nicht. Ich war bei keiner Verhandlung mit dabei. Ich sehe wirklich nicht, was daran nicht in Ordnung sein sollte.“ Auch in der Vergangenheit habe das Klinikum schon mit Personalberatern zusammengearbeitet. „Über die klassischen Wege findet man aufgrund der angespannten Situation kein Personal mehr.“ Alles in allem findet der Alt-OB, dass er „hundert Prozent korrekt gehandelt“ habe.

Gerd Werding, FW-Stadtrat und Aufsichtsrat am Klinikum, spielte bei der Stellenbesetzung eine wichtige Rolle, da er mit Lehmann zu der kleinen Findungskommission gehörte, die letztlich Tiete empfahl. Ihm wäre eine öffentliche Ausschreibung lieber gewesen, sagt Werding im Rückblick. Er habe am Abend vor der Beratung in der Kommission den Namen Labbé gegoogelt und erst dadurch erfahren, dass Lehmann für den Headhunter tätig ist. „Ich war schon etwas überrascht“, gesteht der Mediziner. „Hinterher hat er es mir von sich aus gesagt.“ Zwar habe der Alt-OB ihm dann die Auswahl des Kandidaten überlassen. „Aber grundsätzlich finde ich das nicht gut, man sollte diese Dinge sauber trennen. Im Nachhinein macht mir der ganze Vorgang Bauchschmerzen.“

In der Erinnerung von CSU-Aufsichtsratsmitglied Dorothea Soffner wurde Lehmanns Tätigkeit für Labbé im Gremium „nicht thematisiert“. Ihr gegenüber habe der CSU-Kollege zwar erklärt, dass er den Headhunter kenne. „Es war aber für mich nicht ersichtlich, dass er für die Firma arbeitet.“ Nach den jüngsten Vorgängen am Klinikum, meint Soffner, „sind wir alle sehr sensibel geworden“. 

Aufsichtsratsmitglied Anton Böhm (SPD) bestätigt, dass Lehmann sich bei der Auswahl des Kandidaten „total zurückgezogen“ und das Feld am Ende Gerd Werding überlassen habe. Über die Verbindung des CSU-Politikers zu Labbé habe Werding ihn informiert. „Ich war schon erstaunt, als er mir das gesagt hat.“ Böhms Einschätzung: „Lehmann hätte klar sagen müssen: ,Ich bin bei Labbé im Beirat.’ Dann wäre es ganz sauber gewesen.“