Mühlhausen
"Auf Abstand 1,5"

Fünf Künstler schaffen am Ludwig-Donau-Main-Kanal bei Mühlhausen eine Skulptur zur Corona-Pandemie

10.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:47 Uhr
Auf Abstand heißt das jüngste Kunstwerk, das jetzt offiziell enthüllt wurde. −Foto: Meyer

Mühlhausen - Etwas Einmaliges haben fünf Künstler aus der Umgebung geschaffen.

 

Sie meißelten ihre Inspirationen zur Corona-Pandemie in Stein und schufen innerhalb einer Woche an der Schleuse 25 des alten Ludwig-Donau-Main-Kanals eine fast drei Meter hohe Skulptur, die nun in Anwesenheit eines coronabedingt kleinen Publikums enthüllt wurde.

Eigentlich hätte heuer das Jubiläum "Zehn Jahre Bildhauer-Symposium" mit vielen Künstlern stattfinden sollen, das jetzt um ein Jahr verschoben wurde. Am Kanal schlängelt sich ein langer Skulpturenpfad entlang, das Ergebnis von einem Jahrzehnt Arbeit mit Stein. Alle Steine stammen aus einer aufgelassenen Schleuse im Gemeindebereich von Mühlhausen und bestehen aus Jura-Kalkstein. Das Motto des diesjährigen Bildhauertreffens lautete "Auf Abstand 1,5" Das Natursteinwerk Alois Regnet aus Unteremmendorf holte einen großen Block aus Mühlhausen ab und zersägte diesen in kleinere Teile. Fünf waren für die Bildhauer Michael Königer, Stefan Fürbacher, Günter Schinn, Michael Lynderup und Oskar Reihmeier vorgesehen. Die einzelnen Skulpturen wurden aufeinandergesetzt und - dem Motto gemäß - mit 15 Zentimeter großen Quadern auf Abstand gehalten. Jeder Bildhauer hatte einen Tag zur Verfügung, um seine Idee zu Corona zu verwirklichen. Stefan Fürbacher entwickelte eine Sanduhr, in die er Hölzer einsteckte, mit denen die Zeit symbolisch angezapft wird. "Corona hat die Zeit verändert. Sie läuft nicht so, wie wir es gerne hätten", erklärte er sein Werk. Michael Lynderup setzte die Pandemie um, indem er die Spaltung der Gesellschaft mit einem Riss in den Stein trieb. Oskar Reithmeier wurde von der fühlbaren Angst inspiriert. Seine Figurenreliefs laufen in unterschiedliche Richtungen. Sie wissen nicht, wie es weiter geht.

Michael Königer ritzte einen Totenschädel mit nachdenklichen Inschriften in den Stein. "Ich hoffe, dass die Pandemie die Menschen zurechtstutzt", erläuterte er. Günter Schinn, dessen Werk ganz oben aufgesetzt worden ist, trieb mit Pressluft einen senkrechten Krater in den Stein als Ausdruck dafür, wie Corona die Menschen zerrissen hat. Ein stilisierter Mensch wurde eingearbeitet. Der Betrachter hat Angst, dass ein Stück des labilen Materials abbrechen könnte. Das rund 550 Kilogramm schwere Kunstwerk wird am Rathausplatz als Mahnmal für spätere Generationen aufgestellt.

fxm