Eichstätt
Auerochse wird zum Aushängeschild

Neues Naturschutzprojekt im Kreis: Heckrinder sollen ab April das Urdonautal beweiden

09.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:06 Uhr

Freut sich über das Naturschutzprojekt in seiner Gemeinde: Wellheims Bürgermeister Robert Husterer. Im Hintergrund sind die Moorflächen zu sehen, die ab April von zunächst sieben Heckrindern beweidet werden sollen. - Foto: smo

Eichstätt (EK) Das Altmühltaler Lamm bekommt ein Pendant: den Urdonautaler Auerochsen. Schon im April sollen sieben Heckrinder bei Wellheim beginnen, die Niedermoorflächen dort zu beweiden. Zunächst soll es ein Naturschutzprojekt bleiben, eine touristische Nutzung ist aber bereits angedacht.

Uwe Sachser von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt zeigte sich bei der Vorstellung des Projekts im Kreisausschuss ganz begeistert: Die Moorflächen des Urdonautal zwischen Wellheim und Hütting (siehe Grafik) hätten für den Landkreis eine „einzigartige Bedeutung“. Ähnliche Flächen gebe es noch bei Buxheim, allerdings nicht in der Größe. Und auch die Qualität des Moorkörpers sei „sehr gut, besser als die im Donaumoos“.

Die Bedeutung hatte der Landkreis wohl schon vor über 20 Jahren erkannt: Seinerzeit hatten Bemühungen begonnen, die Ackerflächen links und rechts der Schutter zu erwerben – mit dem Ziel, die Artenvielfalt hier zu sichern und, wie Sachser erklärte, „ein Stück unverwechselbare Landschaft“ zu erhalten. 30 Hektar gehören dem Landkreis mittlerweile.

Zum Erhalt ist aber auch eine entsprechende Pflege notwendig. Die übernehmen ab April Heckrinder, also Nachkommen des im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Auerochsen. „Diese Tiere sind für die Beweidung einer Moorlandschaft bestens geeignet.“ Davon hatten sich Sachser und auch Wellheims Bürgermeister Robert Husterer zusammen mit Landwirt Michael Schimmer, ein erfahrener Rinderhalter, bereits im Donaumoos überzeugt. Dort – in Pfaffenfeld – gibt es einen Heckrinderzüchter, der in ähnlicher Art in der Nähe von Sandizell ebenfalls Moorflächen bewirtschaftet. Schimmer wird die Tiere betreuen – „mit allen Rechten und Pflichten“, so Sachser.

Zunächst sollen die Moorflächen als Weide- und Kulturlandschaft entwickelt, der Moorkörper gesichert sowie der Lebensraum für spezifische Tier- und Pflanzenarten verbessert werden. Ein nächster Schritt soll eine Stärkung des Tourismus im Urdonautal werden. Das soll dann auch über ein eigenes Label passieren, den Urdonautaler Auerochsen (siehe Entwurf). „Wir könnten uns da beispielsweise Ochsenwochen in der Gastronomie, spezielle Wanderwege mit Informationstafeln sowie Lehrpfade vorstellen“, erklärte Uwe Sacher.

Der Wellheimer Bürgermeister Robert Husterer sieht in dem Projekt „gelebten Naturschutz“. Er habe mitgezogen, weil sich dadurch die Landschaft im Urdonautal erhalten lasse, sie aber auch durch die natürliche Beweidung verändert werde. „Sie wird wieder ursprünglicher werden“, sagt er. Er sieht aber auch den touristischen Nutzen: „Da kann man viel für das Urdonautal herausholen.“

Mitte April sollen die ersten Heckrinder eintreffen: ein Stier, vier Färsen (also weibliche Jungtiere) und eine Mutterkuh mit ihrem Kalb. Zunächst sind aber einige Arbeiten notwendig: So muss ein Weideunterstand her, der mit einem Heulager und einem kleinen Technikraum kombiniert wird. Heckrinder sind zwar grundsätzlich Tiere, die das ganze Jahr über im Freien gehalten werden, der Tierschutz verlangt allerdings einen solchen Unterstand. Für die Weidekoppel ist ein Elektrozaun vorgesehen, der über Photovoltaik versorgt wird. Das soll Mitte März passieren.

Das Naturschutzprojekt kostet 120 000 Euro, die Gelder stammen aus dem Bayerischen Naturschutzfonds.