Gerade
Auerbach im Freibad

24.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:27 Uhr

Gerade sitze ich in unserem schönen Rundum-Wohlfühl-Insel-Freibad, lasse mir die Sonne auf die Wampe scheinen, beobachte vergnügt, wie sich meine Veteranen bei der Wassergymnastik abmühen und riskiere – unter dem jubelnden Applaus der Umstehenden – den dreieinhalbfachen Auerbach mit verzwirbelter Schraube vom Fünf-Meter-Turm. In solchen Momenten kommt mir in den Sinn, wie privilegiert der Eichstätter an sich doch ist.

Nicht tauschen möchte ich mit den armen Menschen in Dollnstein oder gar Wellheim, die wie Fische auf dem Trockenen vor sich hinzappeln müssen. Da hast du bestes Badewetter, der Chlorduft vor deiner Haustür steigt dir verführerisch in die Nase, und dann stehst du vor verschlossenem Gatter und kannst nach Eichstätt radeln – wenn es nur nicht so heiß wäre. So stelle ich mir die schlimmste Höllenstrafe vor.

Gut, in Dollnstein kann man jetzt wenigstens zeitweise im Wasser herumplanschen. Der Bademeister hat jetzt das Seepferdchen, Pardon, den Rettungsschwimmerschein natürlich, glücklich bestanden. Das hat ein bisschen gedauert. Womöglich hatte der Mann seine Stellenbeschreibung etwas missverstanden und befürchtet, er müsste alle versenkten Projekte in Dollnstein retten, und vor dieser Aufgabe ist er erst einmal zurückgeschreckt. Aber dann hat ihm der Bürgermeister wahrscheinlich glaubhaft versichert, dass es gar keine versenkten Projekte gibt und das Altmühlzentrum in Burg Dollnstein auf jeden Fall noch innerhalb dieses Jahrhunderts eröffnet wird. Somit ist dort wieder alles in schönster Ordnung.

Was man vom südlichen Nachbarn nicht behaupten kann. Den Wellheimern haben die im Landratsamt das Badewasser gründlich versalzen. Dabei hatten die Urdonautaler einen so schönen Plan ausbaldowert. Ein privater Verein betreut das ehrwürdige, einst von der Schließung bedrohte Schutterbad, und schwupps, schon braucht es weder einen Bademeister noch die vorgeschriebenen engmaschigen Wasserkontrollen. Und die Touristenscharen, die Wellheim regelmäßig überfluten, wurden mit einer tageweisen Mitgliedschaft im Schutterbadverein geködert. Das spülte Geld in die Kassen! Aber da hat das Landratsamt nun den Haupthahn zugedreht. Mitglied für einen Tag? Nix da. Vorspiegelung falscher Tatsachen, sagt das Landratsamt. Da wird arglosen Touristen ein Freibad vorgegaukelt, obwohl es doch nur ein besseres Planschbecken ist.

Recht so, sollen die Leute zu uns nach Eichstätt kommen. Da gibt es auch viel größere Attraktionen: Ich feile gerade am vierfachen Auerbach, und meine Invaliden üben Wasserballett ein – unter Anleitung vom Brandl Wolfgang.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach