Audi übernimmt Leiharbeiter

24.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:07 Uhr

Ingolstadt/Neckarsulm (dk) Passend zum bundesweiten Aktionstag der Gewerkschaften für faire und sichere Arbeit verkündet der Automobilhersteller Audi eine erfreuliche Nachricht: Demnächst sollen wegen der guten Auftragslage rund 200 Leiharbeiter in Neckarsulm und Ingolstadt übernommen werden. Die IG Metall Ingolstadt begrüßt diesen Schritt.

Bis Ende März  will Audi in Neckarsulm rund 100 Leiharbeiter fest einstellen. Die genaue Zahl werde noch geprüft, teilte der Konzern an diesem Donnerstag mit. Auch in Ingolstadt sollen heuer 100 Leiharbeiter in die feste Audi-Belegschaft aufgenommen werden.
 
Dies entspreche der Personalpolitik bei Audi, so Personalvorstand Thomas Sigi. So arbeite der Konzern nur dann mit Leiharbeitern, wenn erhöhter Bedarf an Arbeitskräften bestehe. "Sobald sich herausstellt, dass wir einen nachhaltigen Bedarf haben, prüfen wir eine Festanstellung, so wie dies jetzt auf Grund der hohen Nachfrage nach unseren Automobilen der Fall ist. Damit profitieren auch die Leiharbeitnehmer vom Aufschwung bei Audi", sagte Sigi.

IG Metall ist mit Audi zufrieden
 
Zurzeit arbeiten bei Audi nach eigenen Angaben rund 1400 Zeitarbeiter, bei einer Gesamtbelegschaft von 46.700 Personen. Ihre Bezahlung orientiert sich am Metalltarif. Johann Horn, 1. Bevolmächtigter der Gewerkschaft IG Metall in Ingolstadt, bestätigt das: "Audi verhält sich beim Thema Leiharbeit gut und zahlt Leiharbeitern nahezu die gleichen Löhne wie der festen Belegschaft." Die angekündigte Übernahme von Leiharbeitern begrüße er sehr.  
 
Seit den frühen Morgenstunden protestieren Gewerkschaften mit einem deutschlandweiten Aktionstag gegen Leiharbeit und prekäre Beschäftigung. Die IG Metall hatte angekündigt, in rund 1000 Betrieben in der Bundesrepublik aktiv zu werden. In Ingolstadt fand am Mittag zum Beispiel eine Kundgebung vor der Firma Rieter statt. Bei Audi würden Arbeiter in allen drei Schichten ihre Pausen verlängern, "um ihren Unmut über die Leiharbeit zur Kenntnis zu bringen", so Horn von der IG Metall Ingolstadt.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi beteiligt sich eigenen Angaben zufolge an rund 300 Aktionen. Hinzu kommen zahlreiche weitere Veranstaltungen anderer Gewerkschaften und des Dachverbands DGB.

"Arbeitnehmer zweiter Klasse"
 
DGB-Chef Michael Sommer sagte am Donnerstag bei MDR Info, die Gewerkschaften demonstrierten, weil sie in den letzten Gesprächen mit der Bundesregierung nicht weitergekommen seien. "Wir müssen verhindern, dass immer mehr Menschen, die arbeiten, arm werden, dass sie ungleich behandelt werden, dass sie zu Arbeitnehmern zweiter Klasse degradiert werden." Insbesondere gehe es dabei um die Gleichstellung der Leiharbeiter mit den Stammbeschäftigten. Häufig komme es vor, dass Leiharbeiter,"für die gleiche Arbeit ein Drittel bis zur Hälfte weniger Lohn bekommen", sagte Sommer.
 
Im Kampf gegen Lohndumping würden die Gewerkschaften weiter am Ball bleiben. "Im Zweifelsfall wird das ein Thema zu den Bundestagswahlen 2013", erklärte der DGB-Chef. Der Bundestag berät am Donnerstag in erster Lesung einen Gesetzentwurf, nach dem Dumpinglöhne verhindert werden sollen. Auch soll es künftig nicht mehr möglich sein, Angestellte zu entlassen, um sie anschließend zu schlechteren Konditionen wieder einzustellen.