Audi rechnet mit Schwächephase in China

Unterwegs in unruhigen Märkten

30.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr
Rupert Stadler −Foto: Jürgen Schuhmann

Ingolstadt (dpa/dk) Audi stellt sich nach dem Ende des jahrelangen Booms noch auf eine längere Durststrecke in China ein. Der Weg dort bleibe in den nächsten Monaten steinig, sagte Konzernchef Rupert Stadler bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in Ingolstadt.

Bislang wollte die VW-Tochter in ihrem wichtigsten Markt heuer 600.000 Autos verkaufen. Diese Zahl bekräftigte der Vorstand auf Nachfragen aber nicht mehr und sprach nur noch von weiterem Wachstum. In den vergangenen Monaten waren die Verkaufszahlen in China rückläufig. Der Markt bleibe angespannt, sagte Vertriebsvorstand Luca de Meo. "Das wird sich nicht über Nacht ändern." Entscheidend sei aber, dass Audi seine führende Position nochmals ausgebaut habe.

Der bisherige Audi-Chef in China, Dietmar Voggenreiter, kehrt zum Jahresende nach Ingolstadt zurück. Stadler stellte aber klar, dass dieser Wechsel seit langem geplant sei und nichts mit den aktuellen Verkaufszahlen zu tun habe. Derartige Spekulationen seien "Bullshit" und machten ihn wütend, sagte Stadler. Niemand habe erwarten können, dass der Markt in China dauerhaft im zweistelligen Prozentbereich wachse. Viele Kunden hätten den Kauf eines Neuwagens verschoben. "Aber wir sehen ganz klar weiteres Wachstum für den chinesischen Markt." Neben China sorgt auch Russland derzeit für wenig Freude: Dort gingen die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr um knapp ein Drittel zurück.

Weltweit will Audi in diesem Jahr aber trotz der nachlassender Nachfrage in diesen Auslandsmärkten einen weiteren Verkaufsrekord einfahren und die Zahl von 1,74 Millionen Fahrzeugen aus dem Vorjahr übertreffen. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres waren es mehr als 900.000 - ein Plus von 3,8 Prozent. Gut lief es unter anderem in den USA, Italien und Spanien. Der Umsatz legte um 11,6 Prozent auf rund 29,8 Milliarden Euro zu, der operative Gewinn stieg um gut neun Prozent auf 2,9 Milliarden Euro.

Die operative Umsatzrendite sank leicht von 10 auf 9,8 Prozent. Allerdings hat Audi auch heuer wieder kräftig investiert, was das Ergebnis belastet. Allein von Januar bis Juni investierte Audi im operativen Geschäft rund zwei Milliarden Euro; fast 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. De Investitionen finanzierte Audi aus dem Cashflow, der sich in den ersten sechs Monaten leicht auf 3,8 Milliarden Euro erhöht hat. Bis 2019 sollen insgesamt 24 Milliarden Euro in neue Modelle, Technologien und den weltweit kontinuierlich wachsenden Produktionsverbund fließen.

Audis Wachstum spiegelt sich auch in den Mitarbeiterzahlen wider: Bis Juni schuf Audi bereits 2000 neue Arbeitsplätze in Deutschland, bis zum Jahresende sollen weitere 2000 hinzukommen. Insgesamt beschäftigt Audi rund 58.000 Menschen in seinem Heimatmarkt.