Audi eröffnet Fahr- und Präsentationszentrum in Neuburg

30.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Vor ein paar Jahren waren hier noch Felder. Im August 2012 erfolgte der Spatenstich auf dem 47 Hektar großen Areal. Links außerhalb des Bildes liegt Heinrichsheim, rechts Bruck. Die Bürger der Neuburger Ortsteile klagen massiv über Lärm, der vom Audi-Standort ausgehe. - Foto: Audi

Neuburg (DK) Audi hat am Samstagvormittag sein neues Fahrerlebniszentrum im Neuburger Osten offiziell eröffnet. Hunderte geladene Gästen waren eingeladen, den Rundkurs, die Offroad-Strecke und die Dynamik-Fläche zu erleben, auf dem Beifahrersitz Rundfahrten in Sportwagen zu wagen und sich im Restaurant zu entspannen.

"Ingenieurskunst, Innovation und Automobiltechnik auf höchstem Niveau – das sind die Markenzeichen von Audi", lobte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer bei der Eröffnung. "Mit Audi Neuburg bekennt sich der Weltkonzern zu seinem Standort in der Region." Das schaffe Arbeitsplätze, bedeute Wachstum und sei eine Investition in die Zukunftsfähigkeit ganz Bayerns.

"Wir schätzen das investitionsfreundliche Klima und den Hightech-Standort Bayern", sagte Audi-Chef Rupert Stadler. "Das passt zum Vorsprung durch Technik." Mit Neuburg wachse die Audi-Familie weiter.


Auf der Handlingstrecke des "Audi driving experience center" können Kunden, Journalisten, Mitarbeiter und Händler bestimmte Modelle des Herstellers im Grenzbereich bewegen. Etwa Boliden wie den Audi R8. Eine große Bedeutung hat die Anlage für Audi auch, da hier nun Audi Sport angesiedelt ist – „Kompetenzzentrum Motorsport“ nennt sich das Ganze. Unter anderem werden hier Autos für die DTM (Deutsche Tourenwagen Meisterschaft) und die WEC (World Endurance Championship) aufgebaut. Im März 2015 wird noch die Abteilung Kundensport dazu stoßen. Von Neuburg aus werden dann die weltweit mehr als 120 R8 LMS in den verschiedensten Rennserien betreut. "Hier entwickeln und bauen wir unsere Hochleistungs-Rennwagen", kommentierte Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg.

Das Neuburger Gelände verfügt über verschiedene Teilzonen. Die Hauptstrecke ist ein 2,2 Kilometer langer Rundkurs, der bei Bedarf in zwei kürzere Parcours aufgeteilt werden kann. Nördlich davon befindet sich die sogenannte Dynamikfläche – ein ebenes, asphaltiertes Areal mit einer Größe von 30.000 Quadratmetern. Die automatisch bewässerte Fläche wird vor allem für Schleuderübungen benutzt.

Südlich des Rundkurses gibt es eine 1,2 Kilometer lange Strecke, bestehend aus zwei etwa 500 Meter langen Geraden, die mittels 180-Grad-Kurven verbunden sind. Dieser Teil soll vor allem für Tests der Fahrerassistenzsysteme dienen, bei Bedarf kann er aber auch mit dem Rundkurs kombiniert werden. Abgerundet wird das Angebot durch einen kleinen Offroad-Parcours im äußersten Süden des Areals. Hier können die Testfahrer steile Hügel erklimmen oder ein simuliertes trockenes Flussbett durchfahren.

Besonders erfreulich ist, dass im Kompetenz-Center attraktive Arbeitsplätze entstehen", sagte Peter Mosch, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der AUDI AG. "Zudem ist das Hightech-Projekt ein klares Bekenntnis zur Region und stärkt somit unser Stammwerk weiter als Ideenschmiede im Audi-Konzern."

"Die Eröffnung des Audi-Standortes ist für die Große Kreisstadt Neuburg an der Donau ein besonderer Moment", sagte Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. "Von den ersten Überlegungen über die gesamte Planungs- und Bauphase hinweg durften wir die Entstehung aktiv begleiten und haben dabei sowohl als Stadtrat, aber auch innerhalb der Stadtverwaltung stets nach Kräften unterstützt." Mit der Inbetriebnahme werde Neuburg nun offiziell zur Audi-Heimat . "Das macht uns Neuburger stolz." Für das aufstrebende Mittelzentrum sei die Ansiedlung ein echter Glücksfall und zweifelsohne die Wirtschaftsnachricht des Jahrzehnts.

Viele Anwohner der nahe liegenden Neuburger Ortsteile Heinrichsheim (westlich der Strecke) und Bruck (südöstlich) sind nicht ganz so begeistert. Ihnen ist es schlichtweg zu laut. Rund 300 Bürger kamen Anfang Juli zu einer Informationsveranstaltung in den Neuburger Kolpingsaal. Es gab lautstarke Proteste über den Lärm. Eine Anwohnerin aus dem Ortsteil Bruck sprach von „Psychoterror“. Ortssprecher Günter Steinwand monierte, dass an mehreren Tagen sechs bis acht Audi R8 sechs Stunden gefahren seien: „So viel Lärm am Stück, das ist einfach zu viel.“

Es gibt noch einen Nachbar, der vom Krach der Motoren alles andere als begeistert ist: der Wittelsbacher Golfklub. Nur einen Steinwurf östlich des Fahrzentrums beginnt das Grün der Golfer. Dabei ist man allgemein schon genug genervt von der nahe liegenden B16 und dem Zeller Militärflugplatz. Zusätzliches Unbehagen löste bei den Anwohnern die erst während der Bauphase verkündete Tatsache aus, dass auf der Strecke auch Motorräder fahren dürfen. Audi entgegnet, dass Ducati noch gar nicht zum Unternehmen gehörte, als die Planungen begannen.

Der Ingolstädter Autobauer gibt sich jedenfalls dialogbereit. "Wir wollen niemand ärgern und niemandem Probleme bereiten", versichert Audis Motorsportdirektor Wolfgang Ulrich. Zudem betont das Unternehmen, bereits sehr viel für den Lärmschutz zu tun, etwa mit dem Bau von Lärmschutzwällen von bis zu sechs Metern Höhe, mit dem Aufbringen von lärmminderndem Asphalt oder mit der Bewässerung der Dynamikfläche. Alle behördlichen Grenzwerte würden permanent überwacht und stets eingehalten.