Ingolstadt
Audi-Chef Rupert Stadler in Untersuchungshaft

Verdacht auf Verdunkelungsgefahr

18.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
  −Foto: Weigel/dpa

Ingolstadt (DK) Audi-Chef Rupert Stadler ist im Zuge der Abgasaffäre am Montag festgenommen worden. Dies bestätigte Audi gegenüber unserer Zeitung.

Ein Audi-Sprecher sagte zum DK: "Wir bestätigen, dass Herr Stadler am heutigen Morgen vorläufig festgenommen worden ist. Der Haftprüfungstermin, der über eine mögliche Untersuchungshaft entscheidet, dauert an. Darüber hinaus werden wir uns vor dem Hintergrund der laufenden Ermittlungen nicht äußern. Für Herrn Stadler gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung." Stadler sei den Ermittlungsrichterin vorgeführt worden, die den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet habe. Der Haftbefehl stütze sich auf den Haftgrund der Verdunkelungsgefahr, so eine Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Stadler ist seit elf Jahren Audi-Chef. Vor einer Woche hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, ein Ermittlungsverfahren gegen ihn sowie ein weiteres Mitglied des Vorstands der VW-Tochter eingeleitet zu haben. Sie legt ihnen "Betrug sowie mittelbare Falschbeurkundung zur Last". Die beiden hätten Dieselautos mit manipulierter Abgasreinigung in Europa in den Verkehr gebracht. Zur Sicherung von Beweismaterial waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Privatwohnungen von Stadler und dem nicht genannten Vorstandsmitglied durchsucht worden. Die Zahl der Beschuldigten stieg damit auf 20.
Stadler soll nach der Aufdeckung der Manipulationen in den USA von den falschen Abgaswerten auch in Europa gewusst haben, aber anders als in den USA keinen Vertriebsstopp angeordnet haben. Die Ermittler stützten sich auf die Auswertung von Korrespondenz, verlautete aus Ermittlerkreisen. Im März 2017 und im Februar 2018 hatte es in der Audi-Zentrale in Ingolstadt und im Werk Neckarsulm Razzien gegeben. Neben Stadler sitzt als Beschuldigter auch ein ehemaliger Chef der Audi-Motorenentwicklung und Porsche-Entwicklungsvorstand in Untersuchungshaft. Er war im September 2017 verhaftet worden. Einer seiner früheren Mitarbeiter bei Audi in Neckarsulm war nach mehreren Monaten Untersuchungshaft im November 2017 wieder freigekommen. Audi soll in den USA und Europa von 2009 an rund 220 000 Dieselautos mit Schummelsoftware verkauft haben. Seit Ende 2015 hatten sechs Audi-Vorstände ihren Hut nehmen müssen. Gegen Stadler waren immer wieder Rücktrittforderungen laut geworden.

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