Ingolstadt
Audi, Bier und noch viel mehr

Gegen das Klischee von der öden Autostadt: Tourismusanbieter und Busreiseveranstalter lernten Ingolstadt kennen

07.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Eine Schau für die Reiseveranstalter: Oswin Dotzauer verkündete das Reinheitsgebot. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Sie kamen aus dem Süden und hielten auf Ingolstadt zu. Kurz vor München war der Wagen voller Österreicher ganz schnell von Glück erfüllt.

„Zuerst haben wir auf der Autobahn neben uns einen Audi R 8 gesehen. Als Audi-Fans haben wir natürlich rübergeschaut“, erzählt Michael Kurtze, ein Touristikexperte aus Zistersdorf in Niederösterreich. „Dann haben meine Mitarbeiterinnen zu ihrer Freude entdeckt, dass da der David Alaba am Steuer sitzt.“ Alaba! Verteidiger des FC Bayern und einer der größten Fußballhelden Österreichs in der Geschichte des Landes in seinem Dienstwagen aus Ingolstadt. Da setzten Kurtze und sein Team ihre Fahrt in die Audi-Stadt gleich noch beschwingter fort. Dort angekommen, waren sie auch schon beim Thema: Ingolstadt – die Audi-Stadt. Sonst nichts. Außer Autos. Derlei hört Kurtze von anderen Reisveranstaltern immer wieder. Die Vorstellung von der öden Industriestadt irgendwo hinter München ist bei vielen, die noch nie in Ingolstadt gewesen sind, immer noch fest verankert. Vorige Woche hat Kurtze einen weiteren Beitrag dafür geleistet, um das zu ändern. Er ist der Geschäftsführer von Busreisen CC, einer europaweit tätigen Service- und Planungsplattform für Busreisen. Die Tourismuswerber laden jedes Jahr Touristikanbieter und Veranstalter zu einem zweitägigen Busreisen-Workshop. Und der fand diesmal im Ingolstädter Stadttheater statt, in Zusammenarbeit mit der Ingolstadt Tourismus und Kongress GmbH. Rund 150 Anbieter und Einkäufer von Tourismusleistungen kamen da zusammen und lernten im gemütlichen Teil Ingolstadt von seiner schönsten Seite kennen – auf dass die zähen Klischees über die Schanz zerbröseln und umso mehr Veranstalter dieses Reiseziel entdecken.

„Ich kenne Ingolstadt schon seit 20 Jahren und finde die Stadt sehr reizvoll“, sagt Kurtze. „Vor allem die gut erhaltene Altstadt – so etwas sieht man in Deutschland gar nicht so oft.“ In den vergangenen zehn Jahren habe die Stadt touristisch noch mal deutlich zugelegt, berichtet der Geschäftsführer von Busreisen CC. Die Hotelkapazität stieg und die Eröffnung des Fabrikverkaufszentrums (FOC) schuf einen echten Magneten, sagt Kurtze. Er schätzt auch die Werksführungen bei Audi für Busreisegruppen. „Das machen die sehr professionell. Bei Mercedes oder Porsche tut man sich schwerer, was zu bekommen.“ Und schließlich das Thema Bier. „Damit wird die Stadt des Reinheitsgebots in Zukunft besonders punkten“, da ist sich Kurtze sicher. Er will den Busreiseveranstalter, die derzeit die Angebote für ihre neuen Kataloge einkaufen, ans Herz legen, Ingolstadt ins Programm zu nehmen. „Denn hier ist auf kleinem Raum eine Menge geboten.“ Und jetzt spielen die Ingolstädter auch noch in der ersten Fußball-Bundesliga! Chancen über Chancen.

Das hörte Jürgen Amann natürlich gern. Als Prokurist der Ingolstadt Tourismus und Kongress GmbH arbeitet er mit seinem Team „hart daran, einem breiteren Publikum bekannter zu machen, für was Ingolstadt noch alles steht“. Über Audi hinaus. Mit 40 000 Mitarbeitern gegenüber 130 000 Einwohnern könne man natürlich von einer Audi-Stadt sprechen. „Aber wir sind eben auch 1200 Jahre Geschichte – und das erkennt man auf Schritt und Tritt.“ Das Reinheitsgebot für Bier, das vor 499 Jahren in der Schanz verkündet wurde, „ist mehr als ein Kochrezept“. Es stehe auch für eine authentische Lebensart und eine blühende Gasthauskultur.

Um unter den Busreiseveranstaltern letzte Zweifel am Potenzial der Schanz – besonders beim Schwerpunktthema Bier – zu zerstreuen, bot die Tourismus GmbH eine bewährte Erlebnistruppe auf: Michael Klarner und Herzog Wilhelm IV. alias Oswin Dotzauer verkündeten vor den versammelten Reiseveranstaltern auf der Terrasse des Theaterrestaurants das Reinheitsgebot. Dann geleitete die Ingolstädter Stadtwache die Gäste in die Schanzer Rutschn, wo sie das Thema heiter in der Praxis vertieften.

Vielleicht bringt’s ja was.