Wolnzach
Auch ohne Krone glücklich

Isolde Koppenwallner aus Wolnzach war unter den Finalistinnen zur Wahl der "Miss 50plus Germany"

03.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:06 Uhr

−Foto: Manfred Behrens

Wolnzach (WZ) Die Krone der "Miss 50plus Germany" und den Modelvertrag hat eine andere bekommen. Doch darüber ist die Wolnzacherin, die mit 19 anderen Frauen aus über 500 Bewerberinnen für das Finale in Berlin ausgewählt war, nicht traurig: "Es war eine tolle Erfahrung", sagt Isolde Koppenwallner.

Die zwei Tage in der Hauptstadt stecken ihr immer noch in den Knochen. Und in den Füßen. Denn die haben vom vielen Gehen und Stehen in hochhackigen Schuhen Druckstellen und Blasen bekommen. Das ist aber schon das Einzige, was ein wenig schmerzt. Denn ansonsten hat die 51-jährige Wolnzacherin, die sich um den Titel der "Miss 50plus Germany" beworben hatte und tatsächlich nach einem Vorcasting in Frankfurt in die Runde der letzten 20 nach Berlin eingeladen war, ganz viel Positives von diesem Wettbewerb mitgenommen. "Es war wirklich toll", sagt sie. "Ich bereue nicht, dass ich das gemacht habe."

Der Titel - gar nicht so wichtig. Tragen darf ihn seit Montag die älteste Bewerberin des Wettbewerbs, die 64-jährige Christine Lösch-Schleier aus Niedersachsen. "Wirklich hübsch, eine tolle Frau", sagt auch die Wolnzacherin, die seit Allerheiligen wieder daheim ist. Die 64-Jährige war ihr schon beim Vorcasting in Frankfurt aufgefallen, "wegen ihrer wahnsinnig schönen Haut". Aber auszuwählen, wer denn nun tatsächlich die neue Miss sein sollte? Da ist die Wolnzacherin ganz froh, dass sie das nicht entscheiden musste. "Es ist wirklich so, dass all meine 19 Mitbewerberinnen sehr nett, freundlich und sympathisch sind", sagt sie. Da habe es kein Konkurrenzdenken gegeben, aber dafür ganz viel Hilfe: Wenn der Reißverschluss beim Anziehen klemmte, eine Haarsträhne verrutscht war oder die Blasen an den Füßen schmerzten. "Ich hatte Blasenpflaster dabei und alle schön verteilt", so die 51-Jährige.

Gegenseitige Hilfe war auch gefragt, denn von den 20 Finalistinnen, die am vergangenen Sonntag in Berlin aus allen Teilen Deutschlands und sogar aus Florida anreisten - eine Bewerberin hatte extra ihren Urlaub unterbrochen - wurde alles abverlangt. Der Sonntag war durchgetaktet mit Meetings, Ablaufbesprechungen mit dem Organisationsteam der Miss-Germany-Corporation (MGC), Kleideranproben und natürlich den Choreografiestunden mit einem gestrengen Profi. Und das alles, nachdem die Wolnzacherin schon um 3 Uhr morgens aufgestanden und um 6.20 Uhr von München nach Berlin geflogen war. Aber nach Schlafdefizit fragte niemand in Berlin. Die Show musste laufen.

"Da herrscht schon ein rauer Ton", schmunzelt Isolde, wenn sie an die scharfen Kommandos des Choreografen denkt. "Gottseidank sind wir ja alle schon reife Frauen, die sich von so etwas nicht erschrecken lassen." Und vielleicht habe man ja auch mal ein wenig zu viel geplaudert, gesteht sie lächelnd. Nach den Proben am Sonntagnachmittag gab es eine kurze Pause zum Abendessen - und dann ging es noch einmal weiter bis 22 Uhr. "Dann waren wir echt platt und wollten nur noch ins Bett." Gut, dass sich die Wolnzacherin schon in Frankfurt mit einer Mitbewerberin arrangiert hatte. "Wir waren uns gleich sympathisch und haben da schon ausgemacht, uns ein Doppelzimmer zu teilen."

Kurz war die Nacht, denn nach dem Frühstück ging es am großen Tag, am vergangenen Montag, dann gleich wieder weiter, schließlich sollte die Miss-Show am Abend möglichst reibungslos steigen - unter laufenden Fernsehkameras und im Blitzlichtgewitter internationaler Fotografen. Also hieß es, weiter proben, laufen drehen, so dass die auf beiden Seiten das Laufstegs sitzende Jury möglichst nur Schokoladenseiten zu sehen bekam.

Mittagessen, kurze Pause, dann ab zum Styling, Haare machen, schminken. Wie lange das gedauert hat? Isolde weiß es nicht genau, verlor die Zeit - so viel auf einmal war zu denken und zu tun. Reporter wollten Fotos, Interviews, auch von ihr. Eines hat sie gegeben, dann hielt sie sich lieber im Hintergrund: "Das ist nicht so mein Ding." Sicher weiß sie, dass um 19.30 Uhr dann alle da sein mussten, denn um 20 Uhr begann die Show. Die Bewerberinnen liefen im Dirndl, das ihnen tags zuvor angepasst worden war. "Da ging noch alles gut", sagt Isolde. Anders als bei der Präsentation des Business-Outfits, denn da fiel plötzlich der Strom aus und eine Gruppe musste ohne Musik und ohne hörbare Moderation laufen. Aber: "Da mussten wir halt improvisieren, was soll's."

Im Abendkleid präsentierten sich die 20 Finalistinnen am Ende - während die Jury fleißig notierte, bewertete - und am Ende die Punkte zusammenzählte. Als die fünf Kandidatinnen mit den höchsten Punktzahlen ausgerufen wurden und die Nummer 8, Isolde Koppenwallners Startnummer, nicht darunter war, da war sie nicht enttäuscht. Zwei Gründe nennt sie dafür: Erstens hätte sie eh nie gedacht, überhaupt aus über 500 Bewerberinnen zunächst zum Casting nach Frankfurt und dann auch noch zum Finale nach Berlin eingeladen zu werden; zweitens habe ihr ihre Zimmergenossin etwas verraten, was ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. Um die 300 Auftritte soll die letzte gewählte Miss 50plus gehabt haben: "Das hätte ich ja gar nicht machen können", ist Isolde aus dieser Sicht ganz froh, dass die Krone an ihr vorübergegangen ist. So könne sie sich ganz dem widmen, was ihr am wichtigsten im Leben ist: ihrer Familie.