Manching
Auch nach 615 Einsätzen ist noch nicht Schluss

DFB-Pokal, Bayernliga, internationale Testspiele: Der Ex-Manchinger Keeper Thomas Geisler hat im Fußball viel erlebt - Mit 43 immer noch im Tor

02.02.2021 | Stand 02.04.2021, 3:34 Uhr
Torchance vereitelt: Im Landesliga-Derby pariert Thomas Geisler (rechts) 2015 im Trikot des SV Manching einen Schuss des Gerolfingers Florian Ihring (links). −Foto: Meyer

Manching/Ingolstadt - Seine Liebe zum Fußball ist ungebrochen.

 

Und deshalb steht Thomas Geisler auch im Alter von 43 Jahren immer noch im Tor. Inzwischen beim Kreisligisten DJK Ingolstadt, nachdem er zuvor viele Jahre in der Bayern-, Landes- und Bezirksliga auf Punktejagd gegangen ist. Mit dem TSV Aindling verpasste der Ingolstädter im Jahr 2009 als Bayernliga-Zweiter nur denkbar knapp den Aufstieg, mit dem SV Manching schaffte er den Sprung in die Landesliga.

Im Alter von sechs Jahren begann Geislers Karriere in Augsburg bei seinem Heimatverein TSV Göggingen. Es folgten die Stationen TSV Bobingen, Droylsden FC (England) und TSV Schwaben Augsburg, ehe er schließlich nach Aindling kam.

Es sollten die neun erfolgreichsten Jahre werden, in denen die Trainer nahezu konstant auf die Fangkünste des Lehrers (Sport und Englisch) bauten, der parallel zum Fußball inzwischen am Ingolstädter Apian-Gymnasium angeheuert hatte. Leidtun konnten einem in dieser Zeit seine Stellvertreter im TSV-Tor, denn Geisler war nie verletzt oder krank, stand praktisch immer zur Verfügung. "Geisler überzeugt mit sachlichem Spiel?, lobte Aindlings früherer Coach Stefan Anderl einst den beständigen Schlussmann, der sich als "unaufgeregten" und "mitspielenden" Torhüter beschreibt.

Und so verpasste Geisler in den neun Jahren auch nur eine Partie - aufgrund einer Rotsperre nach einem Handspiel außerhalb des Strafraumes. Insgesamt stand er 311-mal für den TSV zwischen den Pfosten und brachte es auf rekordverdächtige 294 (! ) Bayernliga-Spiele am Stück. Zusammen mit seinen 31 Partien für Schwaben Augsburg kommt er auf 342 Bayernliga-Einsätze. In der Spielzeit 2004/05 blieb er in der damaligen vierten Liga acht Spiele in Folge ohne Gegentor. Eine Marke, die bis heute alles andere als alltäglich ist. "Ich war seinerzeit einer der wenigen Spieler, die es bis in die Bayernliga geschafft haben, ohne je in einem Nachwuchsleistungszentrum eines Profiklubs gespielt zu haben?, gibt Geisler zu Bedenken.

Unvergessen aus seiner Zeit beim TSV bleibt für den 43-Jährigen das Heimspiel in der ersten Runde des DFB-Pokals am 22. August 2004 gegen den Bundesligisten Hertha BSC Berlin. "Wir haben gut mitgespielt, das war das Highlight in meiner Laufbahn?, erinnert er sich. Bis zur 85. Minute hielt Aindling gegen den klaren Favoriten ein 0:0, die Verlängerung schien greifbar. Dann zog der spätere Bayern-Trainer Niko Kovac auf Seiten der Hertha ab: "Seinen Schuss konnte ich gerade noch abwehren, aber gegen den Nachschuss von Andreas "Zecke" Neuendorf war ich machtlos. Mehr als schade, aber wir haben nach dem 0:1 unter großem Beifall und mit erhobenen Köpfen den Platz verlassen?, erzählt Geisler. Als weitere Höhepunkte nennt der Lehrer, der in diesem Jahr im Übrigen innerhalb Ingolstadts vom Apian- zum Katharinen-Gymnasium wechselt, den Vergleich mit der Auswahl des Bayerischen Fußball-Verbandes gegen Togo im Vorfeld der WM 2006. Auch das TSV-Testspiel gegen die von Christoph Daum betreute Elf von Fenerbahce Istanbul bleibt unvergessen.

Als Geisler den TSV 2013 verließ, war er schon 36 Jahre alt - zum Aufhören aber offensichtlich noch zu jung. Prompt lotste ihn der damalige Trainer Uwe Neunsinger zum SV Manching, wo er noch einmal sechs Jahre - unter anderem 37-mal in der Landesliga - das Tor hütete. Zusätzlich unterstützte er das Team als Torwart- und Co-Trainer und stand nach dem Abschied von Tobias Strobl auch zwölf Partien als Chefcoach an der Seitenlinie. Diese erste Trainerstation endete 2017 übrigens mit der Meisterschaft und dem Aufstieg in die Landesliga.

Besonders gern erinnert sich Geisler an sein letztes Spiel mit Manching am 18. Mai 2019 beim SC Grüne Heide Ismaning. In der 87. Minute gab es einen Foulelfmeter für Manching, den Geisler zum 3:0-Endstand verwandelte: "Das war das einzige Tor in meiner Karriere, das vergesse ich nie. ?

Es hätte im Alter von inzwischen 41 Jahren nun endgültig sein letztes Punktspiel sein sollen - war es aber wieder nicht. Und das lag nicht zuletzt daran, dass die Schule, an der er tätig ist, genau neben der Sportanlage der DJK Ingolstadt liegt. "Die Klub-Verantwortlichen haben mich am Rande eines Sportunterrichts gefragt, ob ich als Torwart aushelfen könnte. Da habe ich dann wieder mal nicht ,Nein' sagen wollen?, erzählt Geisler mit einem Grinsen.

In der immer noch andauernden Saison 2019/20 hat er bereits wieder zwölf der bisher 17 Saisonspiele absolviert und liegt mit der DJK auf einem achtbaren sechsten Rang. Die Gesamtzahl seiner Einsätze im Herrenbereich stieg somit auf 615, aber ein Ende ist noch nicht absehbar. "Die DJK ist ein angenehmer Verein, es macht richtig Spaß. Wenn ich gesund bleibe, kann ich mir vorstellen, dass ich noch eine Saison dranhänge", sagt Geisler.

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