Auch mit 95 begeisterter Gast im Heimkino

26.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:33 Uhr

Der BRK-Heimchor, mindestens ein Mitglied aus jeder Abteilung des Hauses, bringt Jubilarin Kreszenz Neumaier ein Ständchen. - Foto: lm

Neuburg (lm) Dass das Hören nicht mehr so mag, ist manchmal etwas hinderlich, gerade bei einem so geselligen Menschen wie Kreszenz Neumaier. Den Vorabend ihres 95. verbrachte sie im Heimkino, den Weg vom vierten Stock in die Gemeinschaftsräume ist ganz ohne fremde Hilfe kein Problem für sie. Am Jubeltag selbst richteten die Heim-Mitarbeiter wie Mitbewohner ein schönes Fest für sie aus.

Der Ministerpräsident schrieb, der OB kam persönlich vorbei, und dass Heimleiter Klaus Müller sowieso ihr heimlicher Schwarm ist, daraus machen beide Seiten keinen Hehl. Kreszenz Müller blühte richtig auf, als sie Ende 2000 in das Haus an der Richard-Wagner-Straße einzog.

Davor war’s ein bisschen leise geworden in ihrem Leben. Die mehreren Geschwister waren schon verstorben, eine eigene Familie hatte Kreszenz Neumaier nie. Da gibts auch keine Enkel und Urenkel als Gratulanten zum 95. Heute lebt nur noch ihr zehn Jahre jüngerer Bruder. Der ist aber so schlecht zu Fuß, dass Mittag noch gar nicht klar war, ob er zum Geburtstag vorbei schauen kann. Aber die noch beachtlich rüstige Schwester ist ihm nicht gram: "Mei, der Sepp kann halt nimmer so."

Ihr Leben war vor allem ein arbeitsames: Bei zehn Kindern daheim, in der kleinen Landwirtschaft in der Rohrenfelder Straße. "Zwei Kühe, Hühner, ein paar Ziegen", erinnert sich die Jubilarin, "und auch einen Ochsen". Das war was Besonderes in der damaligen Zeit. Und noch, als wär’s gestern gewesen, erzählt die Frau von dem schicksalhaften Unfall, als der Ochs einen Zimmerernagel verschluckte, damals ihm nicht geholfen werden konnte und er notgeschlachtet werden musste. Aber das Schlimmste für die Eltern: Für einen neuen Ochsen war kein Geld da.

Kreszenz Neumaier arbeitete dann im Büro, versorgte einem Arzt den Haushalt und musste auch als Frau, kinderlos und ohne Familie, in den Krieg. Als Funkerin kam sie bis nach Rom, die Erfahrungen, die Erlebnisse des Krieges haben sie stark geprägt.

Im Landratsamt arbeitete Kreszenz Neumaier später auch als Reinigungskraft. Ältere Neuburger kennen die freundlich-resolut auf ihre Reihen achtende Frau auch noch als Platzanweiserin im Hofgartentheater. Kleine Abstecher im und vors Haus, ansonsten ist der vierte Stock im BRK-Heim jetzt ihre kleine, aber, wie’s scheint, glückliche Welt geworden.