Lenting
Auch Heino und Erni Singerl waren da

03.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:43 Uhr

Die Schönheiten aus der Region, die Festköniginnen, zeigten sich in laufend zunehmender Zahl in Lenting. Sie standen im Blickpunkt bei den Gerstenköniginnenwahlen. - Foto: oh

Lenting (DK) Das Festzelt auf dem Bergfürst steht schon, die Schausteller gesellen sich nach und nach dazu. Kommenden Donnerstag gibt es das erste Prost auf das 45. Jurafest in Lenting.

Bei dieser halbwegs runden Zahl ist es naheliegend, dass sich nicht nur Lentinger an unvergessliche Tage von 1966 und in den darauf folgenden Jahrzehnten erinnern: "Da war vielleicht was los", ist auch heute noch immer wieder mal zu hören.

Das neue Volksfest war geradezu wie ein Komet hochgeschossen. "Der Komet", die Fachzeitschrift für deutsche Schausteller, schrieb über das Lentinger Jura-Herbstfest, es habe gefallen und begeistert, die Träger hätten damit ins Schwarze gezielt – und auch voll getroffen.

Einige Spürnasen aus der Wirte- und Brauerbranche hatten die große Chance gewittert. Sie fanden in Lenting einen Platz und offene Arme. Die kommunalen Spitzen hängten sich sofort ein, als sie die feste Zusage hatten, es werde da gewiss kein "Pamperlfest" aufgezogen. So geschah es auch. Zum Start am 10. September 1966 stand da in voller Größe Meyers’ Bierzelt vom Ingolstädter Volksfest.

Damit verknüpft ist auch die Schmunzelgeschichte um den Festwirt Meyers, der aus Sorge, es könnten zum Beginn nicht genug Gäste kommen, das Bierzelt mit einem Vorhang teilte. Am Eröffnungsabend, schon gegen 20 Uhr, wurde die Trennwand abgehängt, die Bude war voll. So sollte es – zur allgemeinen Überraschung und Verwunderung – über Jahrzehnte hinweg Gewohnheit bleiben.

Dabei wurde die Bierhalle bis an die 90 Meter verlängert. Besetzt, voll, in Lenting kriegst du keinen rechten Platz mehr, wenn du nicht rechtzeitig da bist. Das hatte sich herumgesprochen. Zumal das Programm mit berühmten Künstlern wie Franzl Lang und Erni Singerl ausstaffiert wurde. Heino, Marianne und Michael und ein Dutzend andere Künstler der vorderen Reihe kamen ebenso auf die Bühne wie die Kapellen Blum oder Linzer Buam.

Als weitere Massenveranstaltung kam schon 1967 die Wahl einer Jura-Gerstenkönigin hinzu. Auf dem Festplatz herrschte ebenfalls kein "Pamperlbetrieb", wenn man als Beispiel ein Fahrgeschäft wie "Allround" mit 24 Metern Flughöhe herausgreift, das als Neuheit im Jahr zuvor auf dem Münchener Oktoberfest stand. Da waren 1974 im Zelt auch die riesigen "tanzenden Fontänen" der Wasserorgel zu sehen, original wie vorher auf den Weltausstellungen in Brüssel und Montreal.

"Kruzitürkn, bei eich is vielleicht was los", äußerte sich Jodlerkönig Franzl Lang, "und as Bier lafft so schö owe." Namensvetter Franzl Lang, Landrat von Riedenburg, gehörte wie der Jodler auch zu den Sitzenbleibern, wegen der "unwahrscheinlichen Stimmung", wie er es begründete. "Oziagn deans wia de Bürschtnbinda", so die Beobachtung eines zufriedenen Brauers.

Ob bei Bürstenbindern oder anderen – das Jurafestmärzen mit erhöhtem Alkoholgehalt lief nur so, im Rekordjahr 1969 wurden 420 Hektoliter ausgeschenkt. An die 8000 Besucher, vollgestopfte Gänge im Mittelbau vor der großen Bühne – den Kellnerinnen, die die Arme voller Bierkrüge hatten, war zum Weinen. Strahlend dagegen die Gesichter der zwölf Mädchen auf der Bühne, die aus dem gesamten südlichen Jura zur ersten Wahl der Jura-Gerstenkönigin 1967 gekommen waren.

Es siegte die Irmentraut aus Kipfenberg. Ein Jahr darauf kam die Siegerin aus dem Umland von Kelheim, dann war Kösching an der Reihe, Lenting, Gaimersheim und viele andere Orte folgten.

Festzüge mit vielen Kapellen, Wagen, bis zu 70 Gruppen, bereicherten alle paar Jahre das Feiern in Lenting. Die Fachzeitschrift "Komet" kommentierte damals: "Es reiht sich würdig ein in die große Zahl der Feste des Volkes landauf und landab."