Pipinsried
Auch Fabian Hürzeler mag nicht mehr

Nach Roman Plesche und Muriz Salemovic verliert FC Pipinsried seinen dritten Erfolgsarchitekten

31.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:17 Uhr
Wird seine Anweisungen in der kommenden Fußballsaison 2020/21 nicht mehr im Dachauer Hinterland geben: Spielertrainer Fabian Hürzeler. −Foto: M. Schalk

Pipinsried - "Es wird bei uns trotzdem weitergehen", so Uli Geschäftsführer Bergmann am Freitagmittag.

Aber wie? Nach Roman Plesche und Muriz Salemovic hat nämlich nun auch der dritte "Vater " des derzeitigen Erfolges, Fabian Hürzeler, erklärt, dass er den FC Pipinsried am Ende der laufenden Fußballsaison verlassen werde.

Der Manager: schon jetzt weg. Die beiden Spielertrainer werden's dann im Juni sein. Weshalb das so ist? Diese Frage stellt sich umso mehr, wenn man bedenkt, dass das Trio eigentlich gerne im Dachauer Hinterland geblieben wäre. "Wir hätten schon weitergemacht", bestätigte Hürzeler am Freitagvormittag gegenüber der Schrobenhausener Zeitung. Wenn, ja wenn sich die Vereinsführung frühzeitig zu einer Vertragsverlängerung hätte durchringen können. Aber eindeutige Signale in diese Richtung kamen eben nicht, warum auch immer. Was eben zu den jetzt auf den Tisch liegenden Konsequenzen führte.

Hürzeler war am letzten Tag des Januars nun der Letzte aus dem Pipinsrieder Fußballtriumvirat, der sich gegen einen Verbleib beim FCP entschied. Leicht fiel ihm dieser Entschluss nicht, das war dem 26-Jährigen deutlich anzumerken. Immer wieder betonte er, wie sehr ihm der Verein am Herzen liege. "Und doch ist alles von mir jetzt sehr gut überlegt. Mit Roman sowie Muriz werden im Sommer zwei absolute Vertrauenspersonen von mir weg sein, mit denen ich zuletzt bestens zusammenarbeitete - daher glaube ich, dass es auch für mich der richtige Schritt ist, neue Wege zu beschreiten. "

Welche das sind? Kopfschütteln beim in Texas geborenen Fußballfachmann, der in der laufenden Spielzeit ja auch als Co-Trainer der deutschen U18-Nationalmannschaft fungiert: "Ich weiß es wirklich noch nicht, was ich in der neuen Saison tun werde. Ich will nun erst einmal meine Zeit beim FCP erfolgreich abschließen, das genießt bei mir Priorität. "

Ins Dachauer Hinterland gekommen war Hürzeler im Sommer 2016 - dank Konrad Höß, der ihn damals völlig überraschend, im Alter von erst 23 Jahren, zum Spielertrainer gekürt hatte. "Ich werde dem Konny für diese Chance immer dankbar sein", so der Münchner. "Viel Leidenschaft, viel Zeit und viel Herzblut" habe er in seine Tätigkeit in Pipinsried hineingesteckt - mit dem Aufstieg 2017 in die Regionalliga als bisherigen Höhepunkt, den Abstieg 2019 als bisherigen Tiefpunkt. "Die vier Jahre beim FCP werden mir als lehrreiche und sehr tolle Zeit in Erinnerung bleiben", betonte Hürzeler am Freitag: "Für jede einzelne Erfahrung, für jede einzelne Kritik, für jedes einzelne Erlebnis hier bin ich sehr dankbar. "

Und trotzdem konnte er sich jetzt nicht mehr dazu durchringen, bei den Gelbblauen zu bleiben. "Ich habe mir durchaus Gedanken gemacht, ob es nicht doch tun sollte und wen ich anstelle von Muriz mit ins Boot holen könnte", so der 26-Jährige: "Aber je länger ich überlegte, umso mehr kam ich zum Entschluss, dass beiden Seiten eine Neuorientierung ab dem Sommer gut tun wird - mir ebenso wie dem Verein. "

Angst, dass nach Bekanntgabe seiner Entscheidung nun die Mannschaft ins Schlingern kommen, dass der Gewinn des Meistertitels in der Bayernliga Süd doch nochmals in Gefahr geraten könnte - all das hat Hürzeler übrigens nicht. "Wir werden dadurch sogar noch enger zusammenrücken, dafür werden Muriz sowie ich definitiv sorgen", so der Münchner: "Die große Chance, noch mehr Geschichte zu schreiben, werden wir uns keinesfalls entgehen lassen. "

Und bei diesen Sätzen war sogar ein kleines Lächeln in seinem Gesicht zu entdecken. Weil er mit der aktuellen FCP-Truppe rundum zufrieden ist, weil er mit "den Jungs" einfach supergerne zusammenarbeitet. "Das sind alles wahnsinnig tolle Charaktere, die mir alle irgendwie ans Herz gewachsen sind", wurde der 26-Jährige am Freitag nicht müde zu betonen: "Gerade für sie tut es mir unendlich leid, dass ich den FCP im Sommer verlassen werde. Aber für mich persönlich ist's definitiv das Richtige. "

Zurück zur Pipinsrieder Klubführung an sich, zurück zu Bergmann. Sie werden sich am morgigen Sonntag zusammensetzen, um laut dem Geschäftsführer "die Lage zu analysieren und dann weiterzusehen". Von Hürzelers Entschluss zeigte er sich am Freitagmittag nicht wirklich überrascht - zumindest nach außen hin. "Fabi arbeitet mit Muriz gut zusammen. Und da in dieser Woche klar wurde, dass er ihn am Saisonende verlieren wird, ist es für uns nachvollziehbar, dass der Fabi ebenfalls bei uns aufhören möchte. Das wird von uns absolut akzeptiert. "

Enttäuscht oder gar sauer sei er jetzt nicht auf Hürzeler. "Das ist nun einfach so", so Bergmann: "Das Einzige, was mir nicht wirklich schmeckt, ist die die Vorgehensweise vom Fabi, dass er seinen Entschluss ohne Absprache mit uns öffentlich gemacht hat. Ich kann jetzt immer nur reagieren, eine gemeinsame Presseerklärung wäre mir deutlich lieber gewesen - zumal er bei unserem Treffen am Sonntag eigentlich dabei sein sollte. "

Wer nun im Sommer den Pipinsrieder Trainerposten übernehmen könnte? "Ich habe da auf jeden Fall noch zwei interessante Namen in meinem Notizblock stehen, die auch die für die Regionalliga nötige A-Lizenz besitzen", ließ Bergmann am Freitagmittag wissen: "Mit ihnen werde ich in Bälde telefonieren. " Wer die Beiden konkret sind? Schweigen bei ihm, verbunden mit einem schelmischen Lächeln - wobei Sascha Mölders wohl nicht (mehr) zu ihnen zählt. Der Goalgetter des TSV 1860 München, der in den vergangenen Wochen immer mal wieder mit dem FCP in Verbindung gebracht worden war, wird seinen Vertrag bei den "Löwen" jetzt wohl doch um ein weiteres Jahr verlängern - und erst 2021 ins Spielertrainergeschäft einsteigen.

In Sachen "Nachfolger für Plesche" gibt es von Pipinsrieder Seite zwar ebenfalls noch nichts Konkretes - aber hier rückt zumindest gerüchteweise immer mehr der Name von Tarik Sarisakal in den Fokus. Der einstige Coach des TSV Jetzendorf, der aktuell beim FC Schwabing 56 in der Bezirksliga Oberbayern Nord beschäftigt ist, bald im Dachauer Hinterland? Bergmann hierzu: "Er ist auf jeden Fall ein Kandidat. "

Spätestens bis zum ersten Punktspiel 2020 (7. März beim FC Deisenhofen) wollen FCP-Verantwortlichen Klarheit in allen wichtigen Personalangelegenheiten schaffen - definitiv, hundertprozentig. Damit sich die aktuelle Mannschaft komplett auf die restliche Saison konzentrieren kann - und damit ihren Versuch, als komplett ungeschlagenes Team in die Bayernligageschichte 2019/20 einzugehen. Historisches gelang den Pipinsriedern allerdings schon jetzt - denn einen Bayernligaspitzenreiter mit 19 Punkten Vorsprung nach 22 Partien, der nach dem Saisonende sowohl seinen Erfolgsmanager als auch seine beiden Erfolgsspielertrainer verlieren wird, den hat es zuvor tatsächlich noch nie gegeben.

SZ

Roland Kaufmann