Hilpoltstein
"Auch die Natur braucht ihr Recht"

Stelen informieren über die Besonderheiten der Biotope entlang des Main-Donau-Kanals

06.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:41 Uhr
Die neue Infostelen am Kanal präsentieren Stefanie Haacke (Landschaftspflegeverband), Matthias Stadler und Sandra Wünsche (beide Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt) sowie der wissenschaftliche Mitarbeiter der Regierung Stefan Böger (von links). −Foto: Tschapka

Haimpfarrich (tis) Die Naturvielfalt entlang des Main-Donau-Kanals kann sich sehen lassen. Der Bereich im Übergang vom Wasser zum Land ist schon seit Urzeiten ein Ort der Entwicklung des Lebens. Libellen und Jungfische setzen im flachen Wasser ihre Eier ab, haben dort ihre Kinderstube, Fledermäuse jagen entlang der Uferlinie nach Insekten als Beute.

Seit 2014 betreut der Landschaftspflegeverband Mittelfranken im Auftrag der Regierung von Mittelfranken ein Biodiversitätsprojekt zum Biotopverbund entlang der Kanalstrecke von Baiersdorf im Norden bis zur Schleuse Leerstetten im Süden. Im letzten Jahr wurde das Teilstück von Leerstetten bis zur Bezirksgrenze Mittelfranken-Oberpfalz in die Projektkulisse aufgenommen.

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Donau MDK schafft nördlich der Schleuse Eckersmühlen durch Pflege- und Unterhaltungsarbeiten ein Mosaik aus lichten Waldstrukturen und offenen Bereichen. Nun finden hier zahlreiche Insekten und Vögel, aber auch Reptilien wie die Zauneidechse, Nahrungs- und Lebensraum. Diese Arbeiten wirken sich nicht nur punktuell positiv auf diese abgegrenzte Fläche aus, sondern sind Teil eines weitgefassten Netzes an Biotopflächen in Verbindung mit dem Main-Donau-Kanal.

"Genau das ist auch unser gemeinsames Ziel: aus den einzelnen Biotopen einen funktionierenden Verband zu machen, in dem die Arten sich austauchen und ausbreiten können", macht die Biogeographin Stefanie Haacke vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken bei einem Ortstermin unweit der Schleuse Eckersmühlen deutlich. Zusammen mit Sandra Wünsche und Matthias Stadler vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Donau MDK, Außenbezirk Hilpoltstein, sowie Stefan Böger, der bei der Regierung Mittelfranken für die Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie zuständig ist, stellt sie die für die Öffentlichkeit platzierten Stelen vor, die über die Besonderheiten der Biotopen berichten.

Im gesamten Projektgebiet wurden in diesem Jahr an ausgewählten Pflegeflächen entlang von Wander- und Radwegen bis jetzt 17 Infostelen aufgestellt, an denen sowohl ein kurzer Text zur Situation vor Ort als auch ein QR-Code angebracht ist, mit dem man per Handy auf der Homepage www.landgang.info weitere Informationen zur Fläche oder zum gleichnamigen Pilotprojekt erhält.

Dass die Pflegearbeiten Früchte tragen, zeige unter anderem eine Kreuzotter-Kolonie in der Nähe von Eibach, welche die größte innerstädtische Population dieser geschützten Schlangenart in ganz Deutschland darstellt, berichtet Böger. "Diese ganze Struktur des Kanals stellt eine so große Fläche dar, auf der man viel erreichen kann", so der Umweltexperte. "Besonders wenn es darum geht, die Lebensräume der dort vorkommenden Arten zu verbinden und einer Inselbildung vorzubeugen oder neue flächenübergreifende Wege zu finden".

Das kann auch schon man ungewöhnliche Wege gehen - zum Beispiel mittels "Samentaxi". So zumindest nennt Matthias Stadler vom Wasserstraßen- und Schiffartsamt die Schafe, die schon lange entlang des Kanals zur Pflege der Dämme und angrenzenden Bereiche eingesetzt werden. Im Fell der Tiere werden nicht nur Pflanzensamen transportiert, auch für Insekten stellen diese wandelnden Rasenmäher ein attraktives Fortbewegung beziehungsweise Ausbreitungsmittel dar.

"Auch die Natur braucht ihr Recht", findet Sandra Wünsche, die Außenbezirksleiterin des Schifffahrtsamts. "Natürlich ist es nach wir vor unsere primäre Aufgabe, die Sicherheit der Wasserstraße zu gewährleisten, aber das unter Berücksichtigung des Umweltschutzes zu tun, stellt keine zweigleisige Aktion dar". Seit etwa zehn Jahren habe da ein Umdenken stattgefunden, früher stand ausschließlich die Funktionalität des Kanals im Fokus.

"Aber auch dank der Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband sind wir diesbezüglich sensibilisiert worden, und haben festgestellt, dass der Unterhalt des Kanals mit Rücksicht auf die Natur auch nicht mehr kostet als früher. Neben den drei Hauptpflegearten Mähen, Entbuschen und Heckenpflege gibt es eine Vielzahl anderer Pflege und Gestaltungsmöglichkeiten. Welche das sind, und viele weitere Infos gib es auf der Homepage www.landgang.info, wo interaktive Karte einen Überblick über laufende Maßnahmen des Biotopverbundprojektes am Main-Donau-Kanal zeigt.