"Auch der Nachthimmel hat seinen Reiz"

27.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:33 Uhr

Wellheim (EK) Mit der derzeit diskutierten Nachtbeleuchtung in Wellheim beschäftigte sich die Ortsgruppe Wellheim des Bund Naturschutz bei ihren letzten Stammtisch in diesem Jahr. Die Ortsgruppe lehnt eine Beleuchtung der Ortsteile während der gesamten Nachtzeit ab.

Es seien nur sehr Wenige, die während der Abschaltzeit von ein bis fünf Uhr unterwegs seien. Diese könnten meist selbst für eine Beleuchtung an ihrem Haus oder ihrem Fahrzeug sorgen. Die Not- und Sicherheitsdienste hätten in Zeiten der Navigationsgeräte betont, dass sie keine Straßenbeleuchtung bräuchten. Vandalismus gebe es auch und gerade in beleuchteten Bereichen, wie ein Blick in die Zeitung zeige. Nicht die Kosten von rund 70 Euro jährlich pro Straßenlampe, die die Allgemeinheit belasteten, seien das zentrale Argument. "Die Kommunen müssen Zeichen setzen für die Einsparung von Energie und CO2", so Bernecker. Jeder mache sich Sorgen über den Klimawandel, so die Naturschützer. Wenn es aber nur minimale Einschnitte in die eigene Bequemlichkeit gebe, komme es gleich zu Protesten. "Auch der Nachthimmel hat seinen Reiz", forderte 2. Vorsitzende Eva Martiny auch hier mehr "Mut zur Natur".

Ein weiteres Anliegen der Ortsgruppe ist es, das Mähen von Seitenstreifen auf ein absolut notwendiges Maß zu reduzieren, da diese wertvollen Pflanzen und Kleinlebewesen wie Schmetterlingsraupen, einen Lebensraum böten. Der regelmäßige Einsatz insbesondere von Schlegelmähern vernichte diese Lebensformen, die neben den intensiv bewirtschafteten Agrarflächen hier einen Rückzugsraum gefunden hätten. Der Bund Naturschutz fordert eine schonende Pflege. "Man muss auch mal Mut zur Natur zeigen und nicht überall überzogene Ordnungs- und Sauberkeitsvorstellungen walten lassen", so Bernecker. Ein wichtiges Thema sei der Trinkwasserschutz. Hier müsse es endlich zu Vereinbarungen mit den Landwirten kommen, so die BN-Ortsgruppe. Auch wäre eine naturnahe Bewirtschaftung in Teilen des Gemeindewalds sinnvoll, um für Tiere und Pflanzen ein vernetztes System von Biotopen zu schaffen, so Schriftführer Claus Bauernfeind.

"Die Natur ist das einzige Kapital, das Wellheim hat", sagte Martiny. "Hier muss es eine zukunftsweisende Planung geben, wie die Gemeinde attraktiver werden kann. Das zahlt sich auch für den Tourismus aus." Eine weitere Zersiedelung des Talgrunds sei abzulehnen, der Flächenverbrauch zu reduzieren, eine attraktive und naturnahe Gestaltung der Gemeindeflächen anzustreben.

Zufrieden zeigten sich die Naturschützer mit der Resonanz, die die naturnah gestaltete Schutterquelle habe. "Das ist wohl der meistbesuchte Platz in Wellheim", so Bernecker. Auch viele Touristen fänden ihren Weg dorthin. Die Maßnahme war auf Initiative der Ortsgruppe sowie des Agenda-Arbeitskreises "Natur und Umwelt" geplant und durchgeführt worden. Auch für den weiteren Schutterverlauf gibt es eine abgeschlossene Planung für die naturnahe Gestaltung, die erheblich bezuschusst wird. "Nun muss der geplante Schuttermäander im Anschluss an die Quelle in Angriff genommen werden", so Bauernfeind. Erfreut zeigten sich die Naturschützer auch über den Rückkauf des Grundstücks mit den Hügelgräbern durch die Gemeinde.

Am 13. November hält die Ortsgruppe ihre Jahresversammlung im Gasthof Klettergarten in Aicha ab. Beginn ist um 20 Uhr. Hier wird es Gelegenheit zu ausführlicher Diskussion geben.