München
Attentats-Opfer: Mahnung gegen Rechts

26.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:29 Uhr
Das neue Dokumentationszentrum zum rechtsterroristischen Oktoberfestattentat am 26. September 1980. −Foto: Sven Hoppe/dpa

Überlebende des Oktoberfestattentats haben zum 40. Jahrestag eindrücklich ihre Geschichte geschildert und zum Kampf gegen Rechts aufgerufen. „Ich möchte endlich wieder auf einen Berg steigen, mit dem Rad um den Starnberger See fahren. Ich möchte einfach nur schmerzfrei drei Stunden durch den Tierpark marschieren oder beschwingt tanzen“, sagte die 73-jährige Renate Martinez am Samstag bei einem Gedenken. Am allermeisten aber habe sie sich gewünscht, dass die Täter verurteilt werden „und im Knast landen, wo diese vielfachen Mörder längst hingehören“. Solche Verbrechen dürften nie wieder geschehen.

Das Attentat dürfe nicht in Vergessenheit geraten, sagte die damals ebenfalls schwer verletzte Gudrun Lang. Sie habe ihre erste große Liebe verloren. „Das Attentat zwang mich und viele andere zu einer neuen Wegführung, mit der ich mich erst nur schwerlich zurechtfand“, sagte sie. Aber: „Aus Zerstörung muss wieder etwas erwachsen - nicht Hass, sondern die Hoffnung des Guten.“ Robert Höckmayr (52) sagte, die Kultur des Erinnerns sei ein starkes Signal einer wachsamen Gesellschaft gegen Rechts. „Wir können vielleicht einiges verdrängen - doch vergessen können wir nicht. So habe ich zwei Geschwister direkt beim Anschlag verloren. Vierzig Jahre Gedenken - das ist für mich daher vor allem ein Denken an ihre vierzig Jahre ungelebtes Leben.“

Dimitrios Lagkadinos (57), der beide Beine verlor, mahnte: „Die Weltanschauung des Rechtsextremismus nährt sich aus Hass und Ausgrenzung und geht selten von Einzelnen aus, sondern ist organisiert und vernetzt.“ Für die DGB-Jugend, die über Jahrzehnte das Gedenken maßgeblich aufrechterhielt, erinnerte Pia Berndt an den langen Weg bis zur Wiederaufnahme der Ermittlungen und zur Einstufung der Tat als rechtsextremistisch. Viele hätten seit 1980 gewusst, dass der Attentäter Gundolf Köhler kein verwirrter Einzeltäter war. „Es war wichtig, sich dafür einzusetzen, dass dieser feige Angriff - auf uns alle - nicht in Vergessenheit gerät. Sich dafür einzusetzen, dass das Attentat auch offiziell als „rechter Terror“ bezeichnet wird.“

Am Abend des 26. September 1980 hatte eine Bombe zwölf Wiesnbesucher sowie den rechtsextremen Bombenleger Gundolf Köhler in den Tod gerissen und mehr als 200 verletzt.

dpa