Ingolstadt
Atemberaubender Flamenco

Compania Flamenca Vicky Barea in Ingolstadt

23.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:42 Uhr
Getanzte Gefühle: Die Compania Flamenca Vicky Barea beim Flamenco-Festival Ingolstadt. −Foto: Florian Schneider

Ingolstadt (DK) Flamenco ist Kunst, Flamenco ist Leben. Das zeigte das Konzert "Flamenco - Stimme meiner Seele" von Vicky Barea am Freitagabend im Kulturzentrum neun.

Die Tänzerin brachte die Kraft der spanischen Musik mit den beiden Tänzerinnen Samantha Alcon und Maija Lepistö auf die Bühne. Feurigen Flamenco-Gesang und sanfte Töne am Klavier lieferte Cristian de Moret, und Tino Van der Sman und David Chupete begleiteten den Abend an Gitarre und Percussion.

Spanische Wortfetzen fliegen durch die Halle, so schnell, dass ein einzelnes Wort kaum zu verstehen ist. Dann, da ist etwas: ein leises Rauschen. Anfangs noch kaum hörbar mischt es sich melodisch unter die Gespräche der Besucher. Lauter und lauter, schwingt es an, übertönt die Stimmen der Männer und Frauen, bis es sie gänzlich verschluckt. Dumpfes Pulsieren setzt ein, die Lichter im Saal schwinden - Dunkelheit umgibt alles.

Ein Scheinwerfer fängt eine weiß gekleidete Frau ein, die die Bühne betritt. Nebel tanzt im Licht, er fließt geradezu von der Bühne . Eine zweite Frau wandelt hinter der ersten, jetzt sind sie zu dritt. Dann, ein Mann direkt hinter ihr. Leise murmelnd sprechen sie miteinander. Es klingt wie das Klappern einer Schlange, als Vicky Barea leichtfüßig ihre Beine tanzen lässt. Spätestens jetzt hat sie das Gefühl ihrer Heimatstadt Sevilla in das Kulturzentrum neun nach Ingolstadt gebracht.

Mit sanfter Stimme singt Cristian de Moret, der Schmerz in seiner Stimme ist förmlich zu hören. Währenddessen verschmelzen die Bewegungen der Tänzerinnen mit der Musik. Plötzlich zieht das Tempo an, die Tänzerinnen klatschen rhythmisch mit den Händen, schnipsen mit den Fingern und ihre Beine arbeiten unermüdlich. Einige Zuschauer erheben sich von ihren Sitzen, stehen auf und verfolgen mit ihren Augen, wie Vicky Bareas Beine über die Bühne fliegen.

Dann verändert sich das Bühnenbild: Die Tänzerinnen, nun gänzlich in schwarzen Roben gekleidet, tragen Stühle auf die Bühne. Dramatische Töne füllen die Halle. Elegant, wie Schlangen winden sich die Körper der Frauen zu der Melodie der Musiker.

Mit jeder Facette von Flamenco, die die Künstler präsentieren, verändert sich das Lichtspiel. Lila und blaue Rauschwaden wabern in Richtung der Zuschauer. Tino Van der Sman entlockt seiner Gitarre ein schnelles Solo, die anderen Instrumente verstummen. "Olé", ruft er durch den Raum. Die Wand hinter der Bühne bietet ein Schattenspiel dar, als Vicky Barea mit punktuierter Gestik die Musik unterstreicht.

Ein letztes Mal für heute erscheint das Bühnenbild in neuer Gestalt: Lichter werfen Bilder an die Wand, wie ein kleines Blätterdickicht bilden sie den Hintergrund für die Darbietungen der Künstler. Trommeln wirbeln, die Tänzerinnen gleiten mit staccato-ähnlichen Schlägen ihrer Schuhe von der Bühne - ein fulminantes Ende einer Nacht, ganz im Zeichen des Flamencos. Und die ganze Zeit wünscht man sich, man könnte Spanisch, die Sprache des Feuers, verstehen.

Anna Hausmann