Stammham
"Asylverfahren deutlich verkürzen"

Stammhamer Freundeskreis informiert über seine Hilfe für die 29 Flüchtlinge im ehemaligen Schloss in Westerhofen

05.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:41 Uhr

Stammham (DK) Das Anliegen wurde klar formuliert: „Die Bearbeitungsdauer der Asylanträge muss deutlich verkürzt werden.“ Denn die tägliche Ungewissheit, ob das Asylersuchen Anerkennung findet, sei für alle Flüchtlinge in der Gemeinde Stammham eine große Belastung, so Helmut Reichgeld.

Der Sprecher des seit rund einem Jahr bestehenden Freundeskreises Asylsuchende in der Gemeinde informierte am Mittwochabend über die Situation der Flüchtlinge im ehemaligen Schloss in Westerhofen und über die Aktivitäten der ehrenamtlichen Helfer. Dass das Thema Asyl in Stammham und im Landkreis Eichstätt die Bürger interessiert, zeigte sich bei der Infoveranstaltung mit Landrat Anton Knapp im Gasthaus Schmid: Rund 150 Besucher waren gekommen.

Reichgeld teilte mit, dass vor rund 15 Monaten die ersten Flüchtlinge in das Schloss, das sich in Privatbesitz befindet, eingezogen seien. Derzeit leben in der dezentralen Unterkunft (zehn Wohnräume) 23 Erwachsene und sechs Kinder, unter anderem aus Afghanistan, dem Senegal, aus Syrien und dem Kongo. „Bis zu 30 Personen können hier untergebracht werden“, so Reichgeld. Er monierte, dass noch erhebliche Reparaturen im Gebäude notwendig seien. Auch kritisierte er: „Die meisten Bewohner im Schloss sind seit 15 Monaten hier. Bislang sind nur zwei Familien als Flüchtlinge anerkannt worden.“

Der Sprecher gab umfassend Einblicke in den Freundeskreis Asylsuchende Stammham. Vor rund einem Jahr habe sich ein kleiner Kreis von ehrenamtlichen Helfern gebildet. Mittlerweile seien 25 Frauen und Männer tätig, um „Hilfesuchende bei der Integration in unsere Gesellschaft zu unterstützen“. Laut Reichgeld wurde der Freundeskreis mittlerweile in mehrere sogenannte Aktivitätsgruppen aufgeteilt. Diejenigen, die sich um die Sprachförderung der Asylbewerber kümmern, bilden das größte Team. Mit am stärksten gefordert seien die Mitglieder, die für die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft Kontakte zu Ämtern und Behörden knüpfen – und bei der Jobsuche behilflich sind. Die meisten Bewohner im Schloss hätten eine Arbeitserlaubnis bekommen, weil sie seit mehr als drei Monaten in Deutschland leben. „Und sie möchten gerne für ihren Lebensunterhalt sorgen“, hat Reichgeld festgestellt.

Weiter berichtete der Sprecher über die Tätigkeiten der Mutter-Kind-Gruppe, den regelmäßigen Fahrdienst für die Flüchtlinge und über die Unterstützung bei Arztbesuchen. Reichgeld zufolge sind nämlich viele Asylsuchende nach oft wochenlanger Flucht krank geworden. Auch kümmert sich der Freundeskreis darum, dass sich die Asylbewerber in die Gesellschaft integrieren. Hier nannte Reichgeld unter anderem Wanderungen, Kegelabende und die Teilnahme an Festen.

„Wir sind stets auf der Suche nach Aktivitäten, um unsere neuen Bewohner aus ihrem oft tristen Alltag zu holen“, sagte er. Nach seinen Worten haben auch die Helfer durch den Umgang mit anderen Kulturen profitiert: „Wir haben lernen müssen, toleranter zu sein, ohne aber alles zu tolerieren.“

Landrat Anton Knapp teilte mit, dass im Landkreis Eichstätt derzeit 479 Flüchtlinge in dezentralen Unterkünften untergebracht seien. Rund 1000 Asylbewerber sollen es bis Jahresende sein. Knapp: „Erst diese Woche hat die Regierung von Oberbayern dem Landratsamt mitgeteilt, dass uns jede Woche 20 bis 30 Flüchtlinge zugeteilt werden.“ Deshalb suche der Landkreis weiterhin nach Wohnungen und Häusern. Er betonte, dass die sozialpädagogische Begleitung von Flüchtlingen wichtig sei.

Simon Kolbe von der Caritas-Kreisstelle Eichstätt appellierte an die ehrenamtlich Tätigen: „Sie sollten den Flüchtlingen dabei helfen, sich selbst zu helfen.“ Wie er weiter ausführte, befänden sich derzeit 51 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Kriegen und Krisenherden.