Aschenkreuz und Schollenfilet

06.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:09 Uhr

Das Aschenkreuz spendete Pfarrer Josef Hernoga gestern Nachmittag in der Kirche St. Christoph. Der Gottesdienst am Aschermittwoch gehört für viele Ingolstädter einfach dazu. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Gottesdienst mit Aschenkreuz und Schlangen an den Fischtheken: Die meisten Ingolstädter begehen den Aschermittwoch traditionell. Nach dem Fasching sind erst einmal leisere Töne angesagt.

Viele Menschen beginnen die 40-tägige Fastenzeit auch in der heutigen Zeit mit einem Gang zur Kirche. "Erstaunlicherweise wird das sehr gut angenommen", sagt Dekan Josef Blomenhofer. Schon beim 9-Uhr-Gottesdienst in seiner Pfarrgemeinde St. Augustin sei die Kirche voll gewesen wie am Sonntag. Viele, so Blomenhofer, kämen erst zur Abendmesse. Denn den Brauch, dass Arbeitgeber ihre Angestellten zum Empfang des Aschenkreuzes für die Zeit des Gottesdienstes freistellen, gebe es schon lange nicht mehr.

"Nein – Fleisch esse ich am Aschermittwoch nicht", sagt Rita Hallmeyer bestimmt. Sie steht in einem Supermarkt an der Fischtheke. In ihrem Einkaufswagen liegen wenig später Heilbutt und Scholle.

Verkäuferin Monika Hübsch ist normalerweise an der Wurst- und Fleischtheke. Am Aschermittwoch hilft sie beim Fisch aus. "An der Fleischtheke ist sowieso ganz wenig los", sagt sie. "Haben Sie Thunfisch da", fragt eine junge Frau. Der ist kurz nach 12 Uhr nicht mehr zu bekommen.

Der größte Ansturm war "gegen 10 Uhr", erinnern sich die Frauen an der Verkaufstheke. Eine lange Schlange von Kunden wartet auf den Einkauf fürs Aschermittwochsmahl. Lachsfilet, Kabeljau, Seelachs, Heilbutt und Schollenfilet, aber auch Jakobsmuscheln, Sepia und Austern gehen über den Ladentisch. "Wir haben ein Geschäft wie am Wochenende", erzählt die Verkäuferin. Etwa drei Mal so viel wie an einem normalen Wochentag.

Um die Mittagszeit kommen auch die Angestellten eines Fischgeschäfts in der Innenstadt kaum nach. Am Straßenverkaufsstand steht eine etwa sieben Meter lange Schlange, um sich mit Fischsemmeln, Matjes und Ähnlichem zu verköstigen. Eine Auskunft, wie das Geschäft an diesem Tag läuft, ist allerdings nicht zu bekommen.

Ein paar Meter weiter steht eine Gruppe Jugendlicher vor einem Schnellrestaurant. Es gibt Burger in den verschiedensten Variationen. Von Fleischverbot an Aschermittwoch wollen sie nichts wissen. "Döner-Kurt", dessen Wagen vor einem Supermarkt in der Münchener Straße steht, verzeichnet dagegen Umsatzeinbußen. "Normalerweise ist hier um die Mittagszeit viel mehr los", sagt er. Aber egal: "An diesem Tag darf man eben bei euch kein Fleisch essen."

In einer Ingolstädter Metzgerei geht das Geschäft deutlich schlechter als an einem anderen Tag. Und auch in den Restaurants wird bevorzugt Fisch aufgetischt: "Trilogie vom Zander, Pangasius und Lachs an ,schwarz-rot-goldenem’ Saucenspiegel mit Zitronenreis und Salat", steht beispielsweise in einer Tagesbar auf der für diesen Tag eigens kreierten Fischkarte. Von einigen Ausnahmen abgesehen, ist heute fleischlos angesagt: "Beim Frühstück haben viele sogar den Schinken weggelassen", erzählt die Bedienung.