Neuburg (DK) Der Neuburger Jazzclub öffnet nach der Sommerpause dieses Wochenende wieder seine Pforten. Auf dem Programm steht am Freitag Dusko Goykovich. Die Konzertreihe „Art of Piano“ feiert am Samstag ihre 175. Wiederholung mit dem Kevin Hays Trio.
Hat Jazz ein Verfallsdatum? Für ein originäres und sich ständig selbst erneuerndes Genre ist so etwas unmöglich. Und für Galionsfiguren wie Dusko Goykovich (kleines Bild) , die dieser Musik über Jahrzehnte hinweg ein Gesicht sowie einen Ton gegeben haben, erst recht. 84 wird der Grandseigneur an der Trompete am 14. Oktober, und niemand merkt ihm dieses Alter an. Er spielt, als habe er gerade eben seinen 60. Geburtstag gefeiert: kraftvoll, virtuos, jugendlich. Vor kurzem wurde Goykovich in seiner Wahlheimat München mit dem Musikpreis der Landeshauptstadt geehrt, jetzt eröffnet er zum wiederholten Mal die Jazzsaison in einem seiner erklärten Lieblingsclubs. Was könnte es auch für einen perfekteren Startschuss geben, als ein Gastspiel des Weltklasse-Trompeters, der mit Größen wie Miles Davis, Sonny Rollins, Chet Baker, Dizzy Gillespie, Stan Getz, Gary Burton, Dexter Gordon, Woody Herman oder Gerry Mulligan auf Augenhöhe spielte? In diesem Jahr bringt der Elder Statesman neben seiner etablierten Rhythmusgruppe um den Pianisten Bernhard Pichl, den Bassisten Rudi Engel und den Drummer Michael Keul den sensationellen Baritonsaxofonisten Ronnie Cuber als Stargast mit nach Neuburg. Wieder so ein typischer Dusko-Abend, bei dem man schon jetzt bereut, wenn man ihn aus unerklärlichen Gründen verpasst.
47 Jahre ist Kevin Hays mittlerweile alt, und sage und schreibe 32 davon arbeitet er schon als professioneller Musiker. Früher war er der „Sideman for all Seasons“. Sein Name fand sich in den Bands von Sonny Rollins, Joshua Redman, John Scofield, Benny Golson, Roy Haynes, Joe Henderson, Bob Belden, Vincent Herring, Eddie Henderson und Klaus Doldinger. Alle schätzten sie den freundlichen, zurückhaltenden Pianisten aus New York mit seinem feinen, geschmackvollen Händchen. Ein Gewinn für jede Band. Irgendwann jedoch wollte Kevin nicht mehr. Mit zunehmendem Alter ging es ihm vor allem darum, das zu realisieren, was in seinem eigenen Kopf herumspukte: Natürlich jener Jazz, wie ihn Bill Evans, Herbie Hancock oder Wynton Kelly spielten, aber auch klassische Farbtupfer von Stravinsky, Brahms, Beethoven, Bach, Berg, Webern, Schoenberg oder Pop von Stevie Wonder oder Roberta Flack. Am besten gelingt ihm dieser Spagat heute mit seinem New Day Trio um den Bassisten Matt Brewer sowie Schlagzeuger Greg Joseph. Dabei entstehen irrlichternde introspektive Momente, Klangexpeditionen, Unerwartetes, Unordentliches, Irritationen, aber auch Swing. Ein gewaltiges wie faszinierendes Sammelsurium aus Originalität und Schönheit, das auf verblüffende Weise in einem kleinen musikalischen Dreieck Platz findet.
Kartenservice: Telefonisch (0 84 31) 4 12 33, per Fax an (0 84 31) 4 63 87, übers Internet an reservierung@birdland.de oder ab 19.30 Uhr an der Abendkasse. Für den Freitag sind nur noch Sitzplätze links neben der Bühne verfügbar.
