Argumentation nicht sehr überzeugend

23.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:07 Uhr

Zu den Kammerspielen und dem geplanten Standort hinter der Donaukaserne:

Wenn provinziell bedeutet, dass man mit seiner Umwelt rücksichtsvoll und mit den vorhandenen Steuergeldern verantwortungsvoll umgeht, dann sollte man so einen Provinzialismus ausdrücklich loben. In der letzten Stadtratssitzung, in der es um den Planungsauftrag für die neuen Kammerspiele ging, fand sich von den Stadtratsmitgliedern der SPD, der Grünen und der ÖDP nicht eines, das gegen den geplanten Bauplatz im kleinen Park hinter der Donaukaserne stimmte, obwohl beispielsweise ÖDP-Stadtrat Raimund Köstler zugab, den Standort nicht zu lieben. Man hält also an einer ökologisch unsinnigen und finanziell problematischen Standortwahl fest, um Verlässlichkeit zu demonstrieren.

Erhebliche Teile der Bevölkerung dürften das beim Drama um Kaufhof-Karstadt und weiter sinkenden Steuereinnahmen nicht sehr überzeugend finden. Weil man sich weigert, über einen anderen Theaterstandort auch nur nachzudenken, opfert man zunächst einen beliebten kleinen Park in der Altstadt, um die Innenstadt später mit aufwendigen Maßnahmen wieder zu begrünen.

Laut dem Bericht des DONAUKURIER hat neben Albert Wittmann von der CSU nur Christian Pauling von den Linken auf ökologische Bedenken hingewiesen. Auch die finanzielle Situation der Stadt nach der Corona-Krise und während des Umstrukturierungsprozesses bei Audi spielte bei der Diskussion eine untergeordnete Rolle.

Wenn man Hans Stachel und den Freien Wählern auch vorwerfen kann, dass sie das Thema Theatersanierung und Kammerspiele zusammen mit der CSU nicht energisch genug angegangen sind, so wird von ihnen doch eine Alternative zum Bauplatz hinter der Donaukaserne wenigstens gesucht. Nicht jeder, der diesen Standort für falsch hält, ist ein Kulturverächter, sondern hat vielleicht seit Jahrzehnten ein Abonnement für das Ingolstädter Stadttheater. Zudem gibt es neben dem Theater jede Menge von unterstützungswürdigen kulturellen Projekten in unserer Stadt. Wie Leserbriefe im DONAUKURIER zeigen, erwarten Bürgerinnen und Bürger gerade seit der letzten Stadtratswahl Entscheidungen, die ein Großteil der Wählerschaft gutheißt. Auch in unserer liebenswerten kleinen Großstadt mit einer aktiven und interessierten Bürgerschaft gilt schließlich der Grundsatz, dass man in der Politik nur - auf Zeit - gewählt wird, aber nicht erwählt ist.
Brigitte und Gottlieb
Schellnhuber
unmittelbare Anwohner
Ingolstadt