Aresing
Aresinger Jugend setzt auf die Vereine

30.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:00 Uhr

"Mich sprechen Vereine nicht so an": Julian Themel spielt lieber Schlagzeug.

Aresing (SZ) Die Arbeit des Aresinger Jugendreferenten Albert Streicher ist einfach und schwer zugleich. Wenn er viele Jugendliche erreichen will, geht er zu den Vereinen. An die wenigen, die nirgendwo Mitglied sind, kommt er dagegen umso schwerer heran.

Samstagnachmittag in Aresing. Auf dem Sportplatz der Gemeinde kickt gerade die B-Jugend des BC Aresing gegen die TSG Untermaxfeld. Es geht um Tore und Punkte. Auf dem Platz nebenan spielen Dominik Felber und seine beiden Freunde Timi Hübner und Daniel Streicher Fußball. Den Dreien geht es nicht um Tore und Auf- und Abstieg, sondern nur um den Spaß. "Einmal in der Woche bin ich schon hier", sagt Dominik. Der 14-jährige Realschüler ist ebenso wie sein Freund Timi nicht im Fußballverein, dafür sind die beiden Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr.
 

Jugendliche ohne Vereinsmitgliedschaft gibt es wenige in Aresing. Rund 80 Prozent sind in Vereinen organisiert. Das entspricht auch der Zielvorstellung der Kommunalpolitik. "Wir sehen die Förderung der Jugendlichen in den Vereinen", erklärt Bürgermeister Horst Rössler. Die Gemeinde unterstützt die Jugendarbeit der Vereine mit 10 000 Euro – für jeden Jugendlichen gibt es 20 Euro. In der laufenden Wahlperiode wurde die Jugendförderung von zwölf auf 20 Euro pro Jugendlichem im Verein angehoben.

Förderung erhöht

"Es war der gemeinsame Wille von Bürgermeister und Gemeinderat", erklärt Jugendreferent Albert Streicher. Er ist mit 30 Jahren der Jüngste im Gemeinderat und habe, wie er selbst sagt, einen guten Bezug zu den Jugendlichen. Vor drei Jahren übernahm er das Amt von Siegfried Sibinger. "Ich habe mich zum Gemeinderat aufstellen lassen, weil ich mich für die Jugend einsetzen wollte", erklärt Streicher. Wie Rössler sieht auch er den Schwerpunkt der Jugendarbeit in den Vereinen. "Es ist wirklich alles sehr auf die Vereine ausgerichtet, auch in den Ortsteilen", so der Jugendreferent.

Auch Dominik und Timi fühlen sich in Vereinen gut aufgehoben, allerdings in anderen Orten: Dominik kegelt für den SC Mühlried und Timi reitet beim PSC Schrobenhausen. Bei der Frage, ob das Angebot an Vereinen ausreichend ist, sind sich die beiden 14-Jährigen nicht einig. "Ein Verein zum Voltigieren fehlt", meint Timi. Sein Freund ist anderer Meinung. Es gebe doch genügend Vereine, sagt er und zählt auch gleich eine ganze Reihe davon auf. In Aresing und den dazugehörigen Ortsteilen gibt es allein vier Schützenvereine und ebenso viele Feuerwehren.

Auch die 13-jährige Gymnasiastin Lea Laberer findet, dass schon ziemlich viel in Aresing geboten sei. Eine Handballabteilung gebe es allerdings nicht. Sie selbst spielt seit fünf Jahren Fußball für den BC Aresing.

Aber nicht alle Jugendlichen gehören einem Verein oder einer kirchlichen Einrichtung, wie beispielsweise der Katholischen Landjugend an. Während die Jungs auf dem Fußballplatz noch weiterspielen, sitzt Julian Themel hinter seinem Schlagzeug. Der 18-jährige Gymnasiast ist Drummer in zwei Bands. Gerade hat er mit seinen Freunden der Band The Eyes Wide Shut geprobt.

Legendäre Weiherpartys

"Mich sprechen Vereine nicht so an", sagt Julian. Er fährt lieber Motorrad und macht Musik. Die Zeit, als er noch beim BC Aresing Fußball und Tennis spielte, liegt schon länger zurück. Beim Skifahrerstammtisch war er allerdings noch bis vor kurzem Mitglied. Eine Jugend in Aresing ohne Vereinsmitgliedschaft hatte also auch er nicht. Ist das denn überhaupt möglich? "Wir haben immer irgendeine Beschäftigung gefunden", erinnert sich Julian. Ob Klingelstreiche im Ort oder Lagerbauen im Wald, langweilig sei es ihm nicht geworden. Und dann gab es ja noch die "legendären Weiherpartys". Was es genau damit auf sich hatte, möchte er lieber nicht verraten und grinst nur vielsagend.

Um die Jugendlichen zu erreichen, die bislang nicht in einem Verein sind, plant Jugendreferent Streicher eine Zusammenarbeit mit der Mittelschule Aresing und ihrem Rektor Anton Knöferle. "Vereine sollen die Möglichkeit bekommen, sich bei den Schülern vorzustellen", erklärt Streicher sein Ziel. Er gibt aber zu, dass es schwierig sei, diejenigen zu erreichen, die bislang noch keiner Organisation angehören. Streicher ist dagegen gut zu erreichen. "Viele Jugendliche haben meine Handynummer", so der Jugendreferent.

Auch der Bürgermeister ist für die Jugendlichen als Ansprechpartner da. Vor einigen Jahren kamen beispielsweise mehrere ins Rathaus, die sich für ein Beachvolleyballfeld einsetzten. Das gibt es jetzt auch. "Sogar normgerechter Sand wurde geliefert", erzählt Rössler.

Dominik und Timi würden auch gerne dort Volleyball spielen. Aber: "Der Sand ist verschmutzt." Es werde nie sauber gemacht. Auch der Bürgermeister weiß das. Seit einem Jahr sei das Feld nicht mehr abgedeckt worden. "Wir hatten auf die Freiwilligkeit der Jugendlichen gesetzt", so Rössler. Vielleicht liegt das Problem auch in der Kommunikation. Timi meinte, er wäre durchaus bereit, mal mit einem Rechen das Feld sauber zu machen. Timi und der Bürgermeister sind Nachbarn. Da sollten sie doch zusammenfinden.