Architekten bringen sich in Stellung

12.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Der Wolkenbügel, Entwurf von Stephan Braunfels aus Berlin, überragt das Kavalier Dallwigk und schiebt sich über die Donau.? Montagen: oh

Ingolstadt (DK) Wer baut das Museum für Kunst und Design? Das Münchner Büro Morpho-Logic wird am Donnerstag aller Voraussicht nach vom Stadtrat den Laufpass bekommen. Zwei Favoriten aus dem Jahr 2002 sind dann noch übrig: Stephan Braunfels aus Berlin und Meinrad Morger aus Basel.

Der Münchner Architekt Michael Gebhard vom Büro Morpho-Logic hat am Freitag erfahren, dass, so die Mail aus dem Kulturamt, die Stadtverwaltung den Eindruck habe, nicht zum gewünschten Museumsbau zu kommen – unterzeichnet von Kulturreferent, Stadtbaurätin und Baureferent. Ohne weitere Begründung.

"Das kam völlig überraschend", sagte Gebhard, der 2002 den ersten Platz beim Wettbewerb gewonnen und sich auch im Stadtrat durchgesetzt hatte, gestern dem DONAUKURIER. Im Frühjahr 2009 erhielt er den Auftrag, seine Planung für das Projekt zu überarbeiten. "Ich kann aber natürlich nicht einfach hergehen und vom alten Entwurf etwas abschneiden", sagt Gebhard, kontert Kritik an mangelnder Anpassung seiner Pläne ("Wir waren noch mitten im Vorentwurfsstadium") und verweist auf die weiteren Pläne für das Gießereigelände – mit Kongresszentrum und Hotel, mit Audi-Akademie und FH-Erweiterung (siehe Artikel unten). "Wir wollten da natürlich was Neues machen."
 
Schriftliche Absage
 
Dazu wird es nicht kommen, die Ausführungen der Verwaltung haben die Stadträte am Mittwoch offenbar überzeugt. Engert setzte sich am späten Donnerstagnachmittag hin und sagte Gebhard schriftlich ab. Der wiederum kündigte Widerstand an: "Wir prüfen das jetzt rechtlich." Erschwerend kommt hinzu, dass Engert für Gebhard bis gestern nicht zu sprechen war, wie dieser sagte.

Kein Wunder, denn die Diskussion ist längst weiter gediehen. Viel weiter. Denn eigentlich sollten die zwölf Stadträte in einer Geheimsitzung am vergangenen Mittwoch dem Büro Morger & Dettli (vormals Morger & Degelo) den Zuschlag geben. Doch die Stadtverwaltung hatte die Rechnung ohne Manfred Schuhmann (SPD) gemacht – den großen Freund des Entwurfs von Architekt Stephan Braunfels für einen T-förmigen Bau, einen Wolkenbügel. Schuhmanns Vorstoß, doch auch Braunfels eine Chance zu geben, bekam Unterstützung von Angelika Wegener-Hüssen (Grüne) und setzte sich durch. Jetzt sind noch mindestens zwei Architekten im Boot, Morger und Braunfels. Oder noch mehr, falls der Stadtrat sich in seiner Sitzung am Donnerstag entscheidet, nicht nur die beiden einstigen Favoriten, sondern alle vier verbliebenen Preisträger aus dem Wettbewerb von 2002 noch einmal zu hören.
 
"Kann auch billig bauen"
 
Braunfels, der den Wolkenbügel entworfen hat, reagierte gestern jedenfalls euphorisch. Stadtrat Schuhmann hatte er am Donnerstag bereits versichert hatte: "Ich kann auch billig bauen." Dem DK sagte Braunfels, dass er jetzt erst einmal abwarten wolle, wie die Ingolstädter seinen Entwurf heute sehen. Seine Freude konnte er jedoch nicht verbergen: "Der Wolkenbügel ist einer meiner allerbesten Entwürfe. Er ist nicht mein größtes, aber er ist mein Lieblingsprojekt – eine ungewöhnliche Lösung für eine ungewöhnliche Situation."

Braunfels erläuterte seinen Entwurf, als sei er nicht schon vor zehn Jahren entstanden, sondern als habe er gerade erst daran gearbeitet: Mit dem mächtigen T dreht Braunfels die ursprüngliche, längst nicht mehr erhaltene Form des Kavalier Dallwigk auf dem Gießereigelände um. So werde der Festungsring auf moderne Weise geschlossen. Und da das Museum über die Donau rage, schaffe er eine Verbindung zu den Bauten im Klenzepark.

Drei Entwürfe galten als Favoriten, bevor sich der Stadtrat vor sieben Jahren entschied. Morpho-Logic steht jetzt in der Kritik, Braunfels würde gerne bauen – bleibt noch Meinrad Morger. Der Schweizer hat bereits vor gut drei Wochen von der neuen Entwicklung erfahren, wie er gestern sagte, hält sich aber dezent zurück. "Wir sind grundsätzlich an Museumsbauten interessiert", sagte er dem DK diplomatisch. "Wir haben zwei Museen gebaut und sind am dritten, in Vaduz, dran."

Morger sagt, er kenne die jüngste Entwicklung in Ingolstadt nicht, wisse nicht, was sich geändert habe, kenne auch die Probleme nicht. Aber es klingt so, als ob er sich nicht so einfach geschlagen geben will, wenn er hinterherschiebt: "Wir haben den Wettbewerb mitgemacht, um zu gewinnen."