Arbeit zu den Menschen bringen

20.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:34 Uhr

Bayerns Finanzstaatssekretär Franz Josef Pschierer (links) eröffnete die neue Bearbeitungsstelle des Finanzamtes München, die sich im ersten Stockwerk des Eichstätter Postgebäudes am Domplatz befindet. - Foto: aur

Eichstätt (aur) Sie kommen aus Stammham und Denkendorf, aus Gaimersheim, Schernfeld oder Thalmässing, und sie alle haben eines gemeinsam: Bis vor wenigen Tagen arbeiteten sie beim Finanzamt in München, also fern der Heimat.

Ihre Arbeit bleibt dieselbe, der Arbeitgeber auch, doch seit 1. Oktober ist ihr Arbeitsplatz mitten in Eichstätt. In bester Lage im ersten Stockwerk des Postgebäudes am Domplatz, befindet sich nun die "Teilkasse Eichstätt des Finanzamts München".

Die Stadt Eichstätt hat bekanntlich das Postgebäude am Domplatz in einem Bieterwettbewerb gekauft, und Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer war schon von Anfang an im Gespräch mit der Münchner Finanzverwaltung, die in Eichstätt Räume suchte. Die Postzusteller, die bis dahin im Obergeschoss gearbeitet hatten, wurden daraufhin in ein eigens neu errichtetes Gebäude ins Gewerbegebiet Sollnau umgesiedelt.

Für wie wichtig das bayerische Finanzministerium solche Auslagerungen aus München hält, zeigte sich allein darin, dass der Finanzstaatssekretär Franz Josef Pschierer zur offiziellen Eröffnung der Teilkasse Eichstätt kam. "Wir verbessern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für unsere Steuerbeamten, die natürlich heimatnah arbeiten wollen", sagte Pschierer. Deshalb gelte für die Finanzverwaltung das Motto: "Die Arbeit zu den Menschen bringen", wo immer es organisatorisch sinnvoll sei. Im Eichstätter Fall werden 24 Beschäftigte für einen Teil der Münchner Steuerbürger die Steuerzahlungen verbuchen.

Zur Leiterin der Teilkasse wurde Edeltraud Albrecht bestellt, die bisher im Finanzamt Eichstätt tätig war. Wie Albrecht berichtete, gab es für die nach Eichstätt auszulagernden Stellen eine lange Liste von Interessenten. "Es konnten nicht alle berücksichtigt werden."

Ein beträchtlicher Teil der Beschäftigten sind Frauen: 20 von 24, und viele von ihnen können nun Teilzeitmodelle nutzen, die in München für sie wegen der langen Fahrtzeiten nicht in Frage gekommen waren. Die stellvertretende Landrätin Rita Böhm nahm in ihrem Grußwort darauf direkt Bezug und würdigte die neuen Chancen für Frauen. "Denn das Thema Teilzeit hat sich erledigt, wenn ich eineinhalb Stunden lang mit dem Zug nach München fahren muss." Die Auslagerung der Münchner Finanzverwaltung nannte sie "eine aktive Stärkung des ländlichen Raums".

Oberbürgermeister Neumeyer freute sich über die gelungene Neugestaltung der Räume: "Es ist hier sehr ansprechend und nicht mehr wieder zu erkennen", sagte er. Weitere Festredner waren Abteilungsleiter Hans-Herbert Szymanski, der Vizepräsident der Bayerischen Landesamtes für Steuern, Reinhard Heger, Christoph Hütt, der Leiter des Finanzamts München und die Vizevorsitzende des Personalrats, Cornelia Perl.

Die Auslagerung von Arbeit und Personal der Münchner Finanzämter an verschiedene Bearbeitungsstellen in Südbayern hat sich seit mehr als zehn Jahren bewährt – und von Anfang an konnte die Stadt Eichstätt davon profitieren. "Münchner" Finanzbeamte arbeiten an der Weißenburger Straße und am Burgberg.

Dass nun auch die Finanzkasse München "aufs Land" wechseln kann, ist erst neuen Möglichkeiten der Datenverarbeitung zu verdanken. Für die Finanzkasse gibt es künftig sechs externe Standorte: Deggendorf, Dillingen, Eichstätt, Ingolstadt, Mühldorf und Zwiesel. Der Standort Ingolstadt soll im ersten Quartal 2010 eröffnet werden.

Insgesamt sind nun in die Stadt Eichstätt 64 "Münchner" Arbeitsplätze ausgelagert.