Pipinsried
Arbeit ist eigentlich immer da

Auch in der Winterpause ist Andreas Thomas, der Cheftrainer des FC Pipinsried, fleißig am Planen und Grübeln

04.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:51 Uhr
Blick in Richtung Regionalliga: Cheftrainer Andreas Thomas (r.) fühlt sich wohl beim FC Pipinsried. −Foto: M. Schalk

Pipinsried - Von wegen "staade Zeit".

 

Auch in den Wochen vor Weihnachten ist Andreas Thomas voll beschäftigt - so, wie es sich für einen ambitionierten Fußball-Cheftrainer gehört. "Wunschzettel schreiben, Trainingspläne vorbereiten, Kader planen, Spiele im Fernsehen anschauen", so beschreibt der 39-Jährige sein aktuelles Freizeitprogramm: "Und über allem steht die Hoffnung, dass es bald wieder für uns losgeht. "

"Für uns", damit meint Thomas natürlich seinen FC Pipinsried. Die Gelbblauen hätten vor der Winterpause nur mehr zwei Partien gewinnen müssen, um sich bereits in diesem Herbst endgültig den Meistertitel 2019/21 der Bayernliga Süd zu sichern - aber die Corona-Pandemie und ihre zum Teil chaotischen Auswirkungen auf den Terminplan machten den Kickern aus dem Dachauer Hinterland einen dicken Strich durch die Rechnung. "Selbstverständlich hätten wir diesen großen Erfolg schon jetzt gerne mitgenommen", so Thomas dazu: "Nun müssen wir halt weiter abwarten - und fest hoffen, dass im Frühjahr überhaupt weitergespielt wird. "

Der 39-Jährige ist grundsätzlich ein großer Optimist. Aber die vergangenen Monate haben auch ihn nachdenklich, ja sogar skeptisch werden lassen. "Wir müssen einfach sehen, wie's kommt. Ändern können wir es ja sowieso nicht", so mittlerweile seine Meinung. Und so versucht er, aus der momentanen Lage das Beste zu machen - was für ihn bedeutet, sich auf alle Eventualitäten bestens vorzubereiten. Beziehungsweise genauestens auszuloten, inwieweit der jetzige FCP-Kader bereits regionalligatauglich ist, wo noch nachgebessert werden muss. Denn dass die Pipinsrieder in der neuen Saison eine Etage weiter oben kicken dürfen, daran bestehen bei 19 Punkten Vorsprung acht Runden vor Schluss nur mehr theoretische Zweifel.

Folgerichtig blickt Thomas auch jetzt schon, in der angeblich "staaden" Zeit, gerne mal auf andere Mannschaften sowie dessen kickendes Personal. Und ja, lose Gespräche mit interessanten Kandidaten würde er zudem führen. "Aber das mache ich eigentlich immer", ergänzt der in Baar-Ebenhausen wohnhafte Chefcoach sofort: "Man informiert sich, man tauscht sich aus, man bleibt in Kontakt. Und wer weiß, irgendwann wird es vielleicht tatsächlich mal konkret. "

Andererseits möchte Thomas noch gar nicht so gerne über frisches Blut für die Gelbblauen reden. Zunächst habe für ihn Priorität, sich Gedanken über die aktuellen Spieler zu machen. "Dass wir einen eminent starken Kader haben, ist ja allein schon beim Blick auf die Tabelle erkennbar", so der 39-Jährige völlig richtig. Bloß wollen wirklich alle vom jetzigen Team mit hoch in die Regionalliga gehen? Laut Thomas sei das eine ausgesprochen wichtige Frage - denn daraus würde sich ableiten, wo vor allem nachgebessert werden müsse. Und selbst, wenn alle bleiben würden, habe der FCP trotzdem zu handeln. Man braucht ja nur an so manches Match der Gelbblauen nach dem Re-Start im Herbst zurückzudenken, als sich lediglich noch ein Feldspieler auf deren Ersatzbank befand. Zweifellos hatte in dieser Zeit auch das Verletzungspech gnadenlos im Dachauer Hinterland zugeschlagen, aber solche Engpässe auf so hohem Niveau sollten dennoch nicht vorkommen - das weiß Thomas ("Natürlich benötigen wir in der Breite mehr Optionen") genau.

Ausreichende Quantität im Kader? Also nein. Wobei Thomas nun einfach hofft, dass nach der Winterpause alle vorherigen Verletzungen auskuriert sind - und allein schon deshalb wieder ein üppiges Spielermaterial vorhanden ist. "Dank unseres komfortablen Vorsprungs in der Tabelle können wir dadurch vielleicht auch das eine oder andere in Sachen Sy-stem ausprobieren und wirklich jedem Aktiven ausreichend Spielpraxis geben. Ja, ich sehe hierin durchaus einen sehr schönen Vorteil für uns", erklärt der FCP-Cheftrainer.

Was allerdings nicht bedeutet, dass ihm die restlichen Ergebnisse in der Bayernliga Süd nicht mehr ganz so wichtig wären: "Das ist natürlich Quatsch. Ich will immer jedes Match gewinnen und ärgere mich noch heute darüber, dass wir in unserem allerletzten Punktspiel im Jahr 2020 doch noch völlig unnötig unsere erste Saisonniederlage hinnehmen mussten. Ich hätte diese tolle Serie liebend gerne bis zum Schluss aufrecht erhalten. "

Jenes 0:1 gegen den SV Pullach vom 17. Oktober - auch ein Zeichen dafür, dass beim Pipinsrieder Team etwas die Konzentration flöten ging? Thomas schüttelt den Kopf: "Unsere Mannschaft besitzt zwar weiterhin eine hohe Qualität, aber auch sie hatte in der mehrmonatigen Corona-Zwangspause einen gewissen Umbruch verkraften müssen - mit einigen Ab- und Zugängen sowie einem Wechsel hin zu mir auf dem Trainerposten. Das hat sie dann hervorragend geschafft, blieb bis auf den Ausrutscher gegen den SV Pullach stets in der Erfolgsspur. Nein, das war keine Selbstverständlichkeit. Deshalb kann ich dem Team nur mein größtes Lob für seine vorbildliche Einstellung aussprechen. "

Geht es nach den Planern beim Bayerischen Fußballverband, dann stehen die Pipinsrieder bereits am 20. Februar wieder auf dem Rasen - und zwar im Rahmen des Ligapokalwettbewerbs. "Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass dieser Termin wirklich zu halten sein wird, aber aktuell muss ich davon ausgehen. Und das bedeutet, dass wir bereits vier Wochen davor wieder mit dem Training beginnen müssen", so Thomas. Sein Blick dabei wirkt nachdenklich. "Es bleibt wohl noch einige Zeit so, das von uns und allen anderen Vereinen eine sehr hohe Flexibilität erfordert wird", weiß der 39-Jährige. Und was steht eigentlich jetzt auf seinem anfangs erwähnten Wunschzettel? Thomas schmunzelt: "So schnell wie möglich endgültig Meister der Bayernliga Süd werden sowie keine Verletzungen mehr erleiden. Das reicht erst einmal. "

SZ

Roland Kaufmann