Kösching
Applaus für die Köschinger Jugend

19.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

So viele junge Besucher hat der Köschinger Gemeinderat selten. Jugendpfleger Alex Fischer hatte sich für seinen Bericht jugendliche Verstärkung mitgebracht. - Foto: Stückle

Kösching (DK) Die Jugendarbeit in Kösching nimmt konkrete Formen an. Der Sozialpädagoge Alex Fischer erhielt für seinen ersten Situationsbericht am Donnerstagabend im Gemeinderat lang anhaltenden Applaus: von Gemeinderäten, Zuhörern der öffentlichen Sitzung und über 30 anwesenden Jugendlichen.

Der Garderobenständer vor dem Sitzungssaal war proppenvoll. Die bunten Sturzhelme, die auf dem Boden aneinandergereiht waren, ließen bereits erahnen, dass bei der Marktgemeinderatssitzung am Donnerstag ein anderes Publikum anwesend sein wird als sonst. Tatsächlich waren so viele Zuhörer da wie selten zuvor – über die Hälfte davon waren Jugendliche.

Mucksmäuschenstill lauschten sie dem Vortrag Fischers. Keinerlei Störung, kein Zwischenruf. An Benehmen mangelte es den Jugendlichen nicht. Dass der Ingolstädter Sozialpädagoge, der wöchentlich 20 Stunden für die Jugendarbeit in Kösching tätig ist, die jungen Leute fest im Griff hat, merkte man spätestens daran, dass sie – erst zwei Tagesordnungspunkte nach dem für sie interessanten Thema – sich auf sein Zeichen hin von ihren Stühlen erhoben und den Sitzungssaal ohne großes Lärmen verließen.

In seinem sehr engagierten Bericht hatte Alex Fischer zuvor eine Lanze für die Köschinger Jugendlichen gebrochen. "Hut ab vor den Kids, dass die sich so engagiert zeigen", meinte er, nachdem er eine ganze Reihe von Aktivitäten aufgezählt hatte, an denen sich die Jugendlichen beteiligen; neben diversen Arbeiten beim Umbau des neuen Jugendtreffs im Alten Knabenschulhaus wollen sie auch bei der Aktion Saubere Landschaft mit zupacken. Als erlebnispädagogische Maßnahme sei eine Raftingtour geplant. Beim Bürgerfest zur 700-Jahr-Feier wollen die Jugendlichen mit Chilistand und Breakdanceaufführungen mitmischen. Eventuell werde man sich auch am Festzug beteiligen, meinte er.

Zugang von außen

Was Fischer über die Jugendlichen und die Pläne in Sachen Treff zu erzählen hatte, stimmte die Markträte hoffnungsfroh. Ein Schülercafé und ein Internetcafé seien geplant, ferner drei Gruppenräume – einer davon als Fitnessraum ("Für Boxtraining zum Aggressionsabbau"), ein anderer, schallgedämmter, als Musikraum. Der Eingang zum Treff erfolgt über die Feuertreppe von außen. Die Kernöffnungszeiten (16 bis 20 Uhr) könnten nach vorne und hinten (bis 22 Uhr) ausgeweitet werden. Der Treff sei nur unter Aufsicht geöffnet. Koordiniert wird die Jugendarbeit von Fischer und Rebecca Schmidt. 20 weitere Jugendliche würden derzeit in Workshops des bayerischen Jugendrings zu Jugendleitern ausgebildet.

Eines freilich vergaß der Sozialpädagoge nicht: darauf hinzuweisen, dass die Fun-Arena sehnlichst erwartet werde. Und: Der Jugendtreff sei dringend auf Sachspenden angewiesen. Ausgelegte Spendenaufrufe wiesen darauf hin, was alles benötigt werde: vom Sofa über Boxsack und Drucker bis hin zur kompletten Schalldämmung und Einbauküche. Auch, wer eine Garage zu vermieten hat, ist bei Alex Fischer richtig. Benötigt wird sie für Bastelarbeiten und zum Restaurieren von Möbeln. Zu erreichen ist Alex Fischer unter Telefon (0 15 78) 3 61 88 02.

Zwischen 30 000 und 40 000 Euro rechnet die Gemeinde für den Umbau des Obergeschosses im Alten Schulhaus zum Jugendtreff. Die Baupläne, betonte Bürgermeister Max Schöner, lägen momentan noch beim Landratsamt in Eichstätt. In Sachen Fun-Arena verwies er auf eine Rundfahrt des Bauausschusses am 8. April. Hier will man mögliche Standorte in Augenschein nehmen.

"Freund, kein Vorgesetzter"

Bürgermeister und alle Fraktionen zollten dem Engagement des Sozialpädagogen allgemein Lob – nicht zuletzt angesichts der negativen Erfahrungen, die die Gemeinde in der Vergangenheit mit Jugendlichen in Kösching gemacht habe. Die Arbeit Fischers, so der Tenor, scheint sich zu bewähren. Jugendbeauftragter Werner Krammel (CSU) fasste zusammen: "Ich bin überzeugt, dass wir den richtigen Mann haben. Die Kids brauchen einen Kumpel, einen Freund, keinen Vorgesetzten."

Auch die Seniorenarbeit soll in Kösching weiter verfolgt werden. Einstimmig wählte der Gemeinderat die Vorsitzende der Frauen Union, Erika Heide-Kowarsch, und SPD-Rat Manfred Hofweber zu Seniorenbeauftragten. Sie sollen Bindeglied zwischen der Kommune und Senioren sein. Es sei jedoch "nicht die Aufgabe der Seniorenbeauftragten, sich ins Auto zu setzen und für die älteren Mitbürger die Einkäufe zu erledigen", meinte Hofweber.

Ganze 24 Abstimmungen hatte der Gemeinderat in Sachen Nordtangente Kösching zu bewältigen. Alle erfolgten einstimmig – ein klares Bekenntnis zur Umgehung. Sachbearbeiter Thomas Heinz musste die im Zuge der vorgezogenen Bürgerbeteiligung eingegangenen Einwendungen alle einzeln vorlesen. Weil der Landesbund für Vogelschutz den Lebensraum der Fledermäuse gefährdet sieht und mit Klage drohte, wird die Gemeinde ein weiteres Gutachten in Auftrag geben. Dass die Einwendungen eines einzelnen Bürgers Wort für Wort die gleichen waren als bei der letzten Anhörung, brachte Bürgermeister Schöner auf die Palme. Seine These lautet: "Der will das Amtsgericht. Und er wird es wahrscheinlich auch kriegen."