Rennertshofen
Appelle an die Kultur des Nichtvergessens

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Rennertshofen feierte den Tag der Heimat

15.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:57 Uhr

Bei bester Laune verbrachten die Sudetendeutschen den Tag der Heimat 2012 im Pfarrsaal von Rennertshofen - Foto: Habermann

Rennertshofen (ggh) Beinahe voll war der Saal im Rennertshofener Pfarrheim am Sonntagnachmittag. Auf das Eintreffen des Hauptredners der Heimatvertriebenen, den oberbayerischen Bezirksvorsitzenden Hans Slezak aus München, wartete man allerdings vergebens.

Wie sich später herausstellte, war er einem Terminirrtum aufgesessen, der ihn erst gar nicht nach Rennertshofen hatte aufbrechen lassen.

Landrat Roland Weigert, gleichzeitig auch Schirmherr der Veranstaltung, unterstrich, dass die Sudetendeutschen schon seit geraumer Zeit als der „vierte Stamm Bayerns“ zählten. Er erinnerte an die schwere Zeit während und nach der Vertreibung aus ihrer alten Heimat und den Verlust ihres materiellen Besitzes. Doch ihr geistiges Erbe habe ihnen keiner nehmen können – eine wichtige Eigenschaft, um in der neuen Heimat Fuß fassen zu können. „Sie haben in den vergangenen sechs Jahrzehnten Deutschland nicht nur mit aufgebaut, sondern sich auch zielstrebig im gesellschaftlichen Leben eingesetzt“, betonte Weigert. Auch wenn diejenigen, die die Vertreibung miterleben mussten, immer weniger würden, fuhr er fort, sei es wichtig, das Brauchtum und die Traditionen zu pflegen.

Der Rennertshofener Bürgermeister Ernst Gebert gab seiner Freude Ausdruck, dass die Veranstaltung bereits zum sechsten Mal in der Marktgemeinde stattfindet. Zurückblickend stellte er fest, dass bei einer Volkszählung im Jahre 1950 festgestellt worden sei, dass jeder dritte Einwohner ein Heimatvertriebener war. Das sei ein deutliches Zeichen für die damalige Situation. Weiterhin erinnerte er auch an die große Aufbauleistung nach dem Krieg – besser bekannt als Wirtschaftswunder – die zum großen Teil auch auf das Konto der Heimatvertriebenen gehe. „Durch Ihren Einsatz sind Sie zu einem Vorbild geworden“, unterstrich Gebert und erinnerte an dabei an die Kultur des Nichtvergessens. Auch wenn man die Zeit nicht zurückdrehen könne, „soll der Tag der Heimat die Erinnerung wach halten“, schloss der Bürgermeister sein Grußwort.

Der seit 1996 tätige Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Rennertshofen, Adolf Hohenschläger, beklagte „das Unrecht der Vertreibung“. Weiter kritisierte er, dass die Klagen gegen die Tschechische Republik bei der EU nicht zu einer Verhinderung des EU-Beitrittes geführt hätten. Bedauerlicherweise sei die Jugend in der Landsmannschaft nicht mehr so aktiv, was er aber auch verstehen könne: Schließlich sei das jetzt schon die dritte Generation, die hier aufwächst.

Mit zünftiger Musik sorgte die Marktkapelle Rennertshofen für die festliche Begleitung auch bei der gemeinsam gesungenen Sudeten-Strophe der Bayern-Hymne. Und der Trachtenverein „D‘ Schuttertaler“ sorgte mit traditionellen Tänzen für gute Unterhaltung.