Ingolstadt
Appelle an das Selbstbewusstsein der Frauen

13.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:05 Uhr

Ingolstadt (sic) Diese beiden Frauen wissen genau, was eine echte Männerdomäne ist, denn sie sind beruflich in solchen unterwegs. Aber das hat sie nie weiter bekümmert. Als Andrea Mickel 2008 zur Bürgermeisterin von Gaimersheim gewählt wurde, gab es im Landkreis Eichstätt nur noch eine weitere Amtskollegin. "Heute sind von 30 Bürgermeistern vier Frauen", erzählte die Sozialdemokratin in einem Podiumsgespräch nach Frank Bsirskes Rede bei der Frauentagsveranstaltung des DGB im Foyer des Theaters.

Gundi Tillmann ist Regionalleiterin der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt - eine männerdominierte Branche, wie sie bestätigte, aber mit einem erfreulich steigenden Frauenanteil. "Der liegt im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung jetzt bei 30 Prozent. Das ist ein toller Erfolg! Und das lässt sich nicht etwa damit erklären, dass die Männer im Bauhauptgewerbe seit Jahren immer weniger werden, sondern es liegt wirklich am Bewusstsein der Frauen."

Dass nur wenige Frauen an der Spitze einer bayerischen Kommune stehen, habe nicht damit zu tun, dass die Bürger sie nicht wählen würden, sondern eher damit, dass so wenige kandidieren, findet Andrea Mickel. "Als ich mich 2007 dazu entschlossen habe, bei der Bürgermeisterwahl anzutreten, waren es nicht die Männer, die angezweifelt haben, dass ich das schaffe. Mich haben vielmehr immer wieder Frauen angesprochen und gesagt: ,Des kannst ja gar ned schaffen!'" Aber sie, ihr Mann und die drei Kinder bekamen alles gut hin. "Wir haben das Ganztagsangebot in der Gemeinde genutzt. Es wird kontinuierlich ausgebaut."

Die Bürgermeisterin sieht eine Menge Potenzial für politische Betätigung von Frauen: "In den Kommunalparlamenten liegt der Frauenanteil ungefähr bei einem Drittel. Wenn ich an die vielen Bürger denke, die sich in Gaimersheim ehrenamtlich engagieren, zum Beispiel für Flüchtlinge, dann liegt da der Frauenanteil bei über 90 Prozent." Andrea Mickel fände es sehr schön, viele dieser Gaimersheimerinnen bei der nächsten Wahl auch auf Gemeinderatslisten wiederzusehen.

Die Bürgermeisterin würde es auch begrüßen, wenn mehr Männer in Kindertagesstätten arbeiten würden, "denn es erziehen immer nur die Frauen unsere Kinder - und das geht in der Grundschule so weiter". Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Erzieherinnen und Erziehern wäre sehr gut. "Aber das schafft man nur, wenn die Gehälter entsprechend sind. Denn sonst sagen die Männer: ,Da gehe ich doch nicht hin, das lohnt sich nicht! Von dem Geld kann ich keine Familie ernähren.'" Dieses Rollenbild sei nach wie vor fest verankert. "Um das zu ändern", sagt die Gemeindechefin, "werden wir noch viel tun müssen."