Geisenfeld
Anwohner plädieren für Sackgasse

Zwei Stadträte ecken an: Einbahnregelung in der Grabengasse ist nach wie vor umstritten

11.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:56 Uhr

Geisenfeld (GZ) Zu einer offenen Aussprache hat Bürgermeister Christian Staudter von den Unabhängigen Sozialen Bürgern die Hausbesitzer und Anwohner der Grabengasse zu sich ins Rathaus geladen.

Sie sollten sich zur Einbahnregelung, die vor einem guten Jahr eingeführt wurde, äußern - und das taten die Anlieger auch, ausgesprochen eindeutig sogar.

Seit der Neuregelung ist es also möglich, mit dem Auto durch die Grabengasse zu fahren. Allerdings nur in eine Richtung. Nämlich vom Edeka-Parkplatz raus zur Augsburger Straße. In die Gegenrichtung geht motorisiert nichts - lediglich Radlfahrer dürfen sowohl nach Süden als auch nach Norden strampeln. Und das sogar auf einem abgetrennten Streifen.

Laut Plan, so Bürgermeister Staudter, sollte jetzt eigentlich der zweite Teil dieser Testphase folgen, die eine Einbahnregelung in Richtung Edeka-Markt, also nach Norden, vorsieht. Auf diese Weise könnten die Geisenfelder, die auf der B300 in Richtung Engelbrechtsmünster unterwegs sind, die vielbefahrene Stadtplatz-Kreuzung vermeiden, an der es vor allem für Linksabbieger immer wieder zu langen Wartezeiten und Staus kommt.

Im Gegenzug würde diese Neuerung natürlich auch erheblich mehr Verkehr für die enge Grabengasse bedeuten, die dann zu einer kleinen Umgehungsstraße würde. "Die heißt aber halt nicht umsonst Gasse - und nicht Straße", meinte mit Sepp Bauer einer der betroffenen Anwohner. Er machte seinem Unmut über diese angedachte Änderung deutlich Luft. Er brachte als einer von zehn Anliegern seine persönliche Wunschlösung ins Spiel: eine Sackgasse. Die Ein- und Ausfahrt in die Grabengasse macht dann nur noch für die Anwohner Sinn. Alle anderen müssten die kleine Straße meiden. "Stellt doch einen großen Blumentopf vorne an die Einfahrt in die Augsburger Straße hin", sprang Bauer ein Nachbar zur Seite. "Dann können Radler durch, Fußgänger auch - aber sonst keiner. "

Und exakt dieser Meinung schlossen sich nach und nach alle Geladenen im Rathaussaal an. Die Ausfahrt auf die Augsburger Straße sei nur selten problemlos möglich. "Da ist doch alles überlastet - und das ständig", warf eine Anwohnerin ein. Nach links auf die B300 einzubiegen sei ein Ding der Unmöglichkeit, ergänzte deren Nachbarin wiederum. Wer als Anwohner nach Norden zu den Supermärkten wolle, müsse also erst nach rechts in Richtung Augsburg, dann wenden, dann an der Stadtplatz-Kreuzung nach links - was ein einziges Geduldsspiel sei - und schließlich auch noch über die Steinbräu-Ampel. "Da ist man ganz schön unterwegs. Für eine eigentlich sehr kurze Strecke", hieß es weiter.

Letztlich war das Meinungsbild eindeutig. Alles ist besser als eine Einbahnstraße in Richtung Edeka - egal, ob als Anliegerstraße oder nicht. "Weil dann haben sowieso plötzlich alle das unbedingte Anliegen, beim Edeka einkaufen zu wollen", entgegnete ein Anwohner diesem Vorschlag. Bei viel Verkehr - und Geisenfeld leide immer unter ausgesprochen starkem Verkehr - würde sich sowieso keiner mehr an derartige Einschränkungen halten. "Dann fahren die einfach alle durch die Grabengasse. Und das ist dann brandgefährlich für die Radler - und vor allem für unsere Kinder", lautete ein Einwand.

Dass sie mit ihren Meinungen anecken würden, muss den beiden Stadträten Sebastian Zimmermann von der Initiative Lebendiges Miteinander und Hans Schranner (CSU) schon vorab klar gewesen sein. Derart herbe Widerworte, wie ihnen bei dieser Versammlung entgegenschlugen, hatten sie aber vielleicht dann doch nicht so erwartet. Zimmermann plädierte dafür, bei der Lösung den gesamten Innenstadtverkehr im Blick zu haben - und nicht nur die Wünsche der Anlieger. Er warb kräftig für die umgekehrte Einbahn-Regelung in Richtung Norden. Man könne sie ja durch ein Anlieger-frei-Schild flankieren, oder mit einem verkehrsberuhigtem Bereich. Er erntete nur Kopfschütteln für seine Ausführungen. "Da hält sich dann sowieso keiner dran", lautete die einhellige Antwort.

Noch schärfer urteilten die Anwesenden über Schranner, der gerade dem Edeka-Markt diese spezielle Zufahrt gönnen möchte. "Wir haben viel Aufwand betrieben, um ihn im Zentrum zu halten. Jetzt müssen wir ihm auch helfen", meinte er und votierte dafür, die Einbahnregelung nach Norden wenigstens sechs Monate zu testen. Sepp Bauer entgegnete: "Bei uns wird immer nur ans Auto gedacht - und nicht an die Menschen", wetterte er und forderte ein Umdenken. "Jetzt wird uns schon die Umgehungsstraße, die viel bringen würde, nicht ermöglicht. Und dann soll die Grabengasse auch noch als Versuchsfeld herhalten", schimpfte er.

Bürgermeister Staudter hatte spätestens jetzt genug gehört. "Das Meinungsbild ist klar", sagte er und zeigte Verständnis, dass sich kein Anwohner mehr Verkehr vor seiner Haustür wünscht. Der Stadtrat müsse sich nun erneut mit der Problematik befassen. "Wir werden uns Gedanken machen. Aber wir haben euch deutlich gehört", meinte er und beendete das Treffen.

Patrick Ermert