Ingolstadt
Anstellen zum Radeln

Andrang bei den Fahrradhändlern fiel am Samstag gemäßigt aus - Kauflust herrschte trotzdem

17.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:20 Uhr
Nur wenige Kunden gleichzeitig durften am vergangenen Samstag - wie im neuen Cube Store im Gewerbegebiet Süd (oben) - wegen der aktuell geltenden Kontaktbeschränkungen die Ingolstädter Fahrradgeschäfte betreten. Vor einigen Läden bildeten sich deshalb Schlangen, wodurch es zu etwa halbstündigen Wartezeiten kam. So auch vor Fahrrad Brenner im Süden (links). −Foto: Brandl

Ingolstadt - Wer am Samstag radeln wollte, musste zunächst anstehen und warten.

 

Freilich nur dann, wenn das Wunschfahrrad aus dem Laden erst noch erworben oder abgeholt werden wollte. Die ganz langen Schlangen vor den Ingolstädter Fahrradgeschäften waren am Samstagvormittag zwar nicht zu beobachten. Wer in die Läden wollte, musste in der Regel dennoch etwas Geduld mitbringen: Der Personeneinlass war wegen der Corona-Auflagen begrenzt. Für die Kunden konnte es daher zu Wartezeiten von bis zu einer halben Stunde kommen.

Bei endlich wieder wärmeren Temperaturen und reichlich Sonnenschein stellte das für die Wartenden - etwa bei Fahrrad Brenner im Süden der Stadt - offenbar kein Problem dar. Hans Wiedemann aus Geisenfeld stellte sich mit seinem Sohn Elias an. Dieser habe sich eine Woche zuvor ein neues Mountainbike bestellt, das nun - fertig montiert - abholbereit sei, erzählten die beiden. "Das hatte aber nichts mit der Krise zu tun. Das alte Jugendrad war mir einfach zu klein geworden", sagte der 14-Jährige. "Wir haben mit etwas Wartezeit gerechnet, das war auch gestern im Ingolstadt Village so", berichtet Hans Wiedemann.

Inhaber Otmar Brenner war sich dennoch sicher, dass der Trend hin zum Rad, der bei ihm seit Ende April spürbar sei, durchaus auch mit Corona und den damit einhergehenden Beschränkungen zu tun hat. "Wir erleben das, was in Corona-Zeiten möglich ist: Spazierengehen und Fahrradfahren", sagte er. Er rechne damit, dass der Ansturm auf Neuräder diese Woche noch stärker ausfallen werde - so wie es vor dem 1. Mai schon der Fall gewesen sei. "Dann kommt das lange Wochenende mit dem Feiertag am Donnerstag und dem Brückentag am Freitag", sagte er.

Klar erkennbar sei der Trend hin zum E-Bike. "80 Prozent der Kunden fragen danach", so Brenner. Das seien Leute, die das Rad für den Weg zur Arbeit und für die Freizeit nutzten. Brenner findet es gut, dass jetzt viele Menschen Fahrrad fahren und dabei auf eine gute Qualität bei den Rädern achten. Nur eine Überlegung schüre bei ihm Bedenken: "Dass es in der Corona-Krise vielleicht zu einem Rückfall kommt. "

 

Vor dem neuen Cube Store im Gewerbegebiet Süd fachsimpelten die Wartenden, um sich die Zeit bis zum Einlass zu vertreiben. Drinnen wurde derweil quasi ohne Atempause bedient und beraten - wenn sich zugleich auch nur wenige Kunden gleichzeitig im Geschäft befanden. Sebastian aus Eichstätt hatte tatsächlich die Corona-Pandemie nach Ingolstadt getrieben. "Ich spiele um diese Jahreszeit normalerweise Vereinsfußball, aber immer nur pausieren ist nichts für mich", räumte er ein. Jetzt gönne er sich ein Mountainbike für etwa 800 Euro. "Vorher bin ich nur wenig Rad gefahren", sagte der junge Mann.

Auch Geschäftsführer Peter Penzkofer bestätigte, dass der Höhepunkt des ersten Ansturms bereits gut zwei Wochen zurückliegt. "Das war irre. Es gab zum Teil Wartezeiten von mehr als zwei Stunden", erinnerte er sich und ergänzte: "Es kommen definitiv viele wegen der Krise. " Darunter einige Kunden, deren Räder jahrelang unbenutzt im Keller gestanden seien und die dann festgestellt hätten, dass diese nicht mehr fahrtüchtig seien, und deshalb ein neues suchten. Es herrsche ein "extremer Zulauf", wenn auch unter "erschwerten Bedingungen", meinte der Filialleiter. Mit Umsatzeinbußen wegen des verspäteten Saisonstarts rechne er aber nicht. "Das gleicht sich wieder aus", sagte Penzkofer .

Ein ähnliches Bild zeigte sich am Samstag auch vor dem Radhaus bei der Saturn-Arena und bei Fahrrad Willner in Friedrichshofen. Einzig ein Paar, das eines der Fahrradgeschäfte besuchen wollte, mochte während des Besuchs unserer Zeitung kein Verständnis dafür aufbringen, dass es am Eingang warten sollte. "Das ist doch affig", meinte die Frau zu ihrem Mann, wo sie sich doch nur kurz umschauen wolle. In den Laden konnte an dem Tag offenbar aber nur, wer auch eine Beratung wünschte.

DK