Irfersdorf
Anschluss an Beilngries oder große Sanierung?

Irfersdorfer Kläranlage würde wasserrechtliche Genehmigung nicht mehr erhalten - Für die Ortsbewohner wird es teuer

21.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:52 Uhr
Wie geht es mit der Irfersdorfer Kläranlage weiter? Diese Frage wurde definitiv nicht zum letzten Mal diskutiert. −Foto: F. Rieger

Irfersdorf - Man könnte vom kleinen gallischen Dorf sprechen, das als einziger Ortsteil in der Großgemeinde Beilngries noch eine eigene Kläranlage hat. Nach derlei Scherzen dürfte in Irfersdorf seit Dienstagabend aber niemandem mehr der Sinn stehen. Bei einem Informationsabend in der örtlichen Sporthalle übermittelten Stadtverwaltung und Vertreter zweier Planungsbüros eine ebenso klare wie unerfreuliche Botschaft.

Die wasserrechtliche Genehmigung für die Irfersdorfer Kläranlage ist turnusgemäß abgelaufen - und ohne umfassende Baumaßnahmen wäre eine solche nicht wieder zu erlangen. An Beilngries anschließen oder sanieren? Das ist nun die Frage. Fest steht dabei schon jetzt: Für die Ortsbewohner wird es teuer.

Neben Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW) und Stadtbaumeister Thomas Seitz waren Andreas Vogl und Josef Goldbrunner von den beiden beauftragten Planungsbüros zu der gut besuchten Versammlung gekommen. Wie Schloderer eingangs betonte, sei eine Sache unumstößlich: In Sachen Kläranlage Irfersdorf "gibt es Handlungsbedarf". Man habe den Informationsabend einberufen, um die möglichen Optionen vorzustellen. Was man hingegen noch nicht liefern könne, seien verlässliche Aussagen darüber, welche Kosten letztlich auf jeden einzelnen Haushalt in Irfersdorf zukommen würden. Diese Frage müsse man aufgrund bislang fehlender belastbarer Zahlen ausklammern, so der Rathauschef - was im Laufe des Abends nur mäßig gelingen sollte (eigener Bericht, auch zur Diskussion, folgt online und in der Donnerstags-Print-Ausgabe).

Zunächst war es dann an Vogl, die Sachlage zu erläutern. Eine wasserrechtliche Genehmigung wird immer für einen Zeitraum von 20 Jahren erteilt. Bei der Irfersdorfer Kläranlage ist dieses Wasserrecht inzwischen ausgelaufen. Ein neuer Antrag auf Genehmigung wird dann jeweils auf Basis der aktuellen Rechtsnormen und Verordnungen behandelt. Und all das, was Vogl dann an Problemen hinsichtlich Zustand und technischem Stand der Irfersdorfer Kläranlage aufzählte - ein zu hoch liegendes Zulaufpumpwerk, das manuelle Entleeren des Regenüberlaufbeckens, veralteter Sandfang, fehlende Steuer-/Regulierungsmöglichkeiten und vor allem eine zu geringe Wasser-Verarbeitungskapazität pro Sekunde infolge von verschärften Vorschriften - lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Eine neuerliche wasserrechtliche Genehmigung wäre in dieser Form nicht mehr zu erhalten.

Nun gebe es drei grundsätzlich realistische Handlungsoptionen, so Vogl: ein Anschluss an die Beilngrieser Kläranlage, eine umfassende Sanierung der Anlage in Irfersdorf oder eine auf das allernötigste beschränkte Überholung, um irgendwie noch einmal eine vorübergehende Genehmigung zu erhalten. Letztere Variante scheide aber im Grunde aus - da sie für die Aussicht, dann schon in wenigen Jahren und nicht erst nach zwei Jahrzehnten wieder tätig werden zu müssen, zu teuer sei. Man müsste hier mit Bruttokosten von 1,57 Millionen Euro rechnen. Bei einem Anschluss an die Beilngrieser Kläranlage - hier müsste eine Pumpstation errichtet und ein Anschluss an das bestehende Netz bei Neuzell hergestellt werden - stehen Kosten von 1,65 Millionen Euro im Raum. Und für eine große Sanierung, in deren Folge man das Wasserrecht wieder für 20 Jahre bekommen würde, nannte Vogl zu erwartende Kosten in Höhe von 2,33 Millionen Euro. Insgesamt wurde von den Fachleuten die klare Botschaft übermittelt, dass es aktuell landauf, landab so sei, dass man das Thema Abwasser zentralisiert und kleinere Einrichtungen an größere angeschlossen werden. Es wurde keine explizite Empfehlung ausgesprochen, die Signale gingen aber schon dahin, dass Irfersdorf an die Beilngrieser Kläranlage angeschlossen werden sollte - was bei allen anderen Ortsteilen der Gemeinde bereits der Fall ist. Dass es dazu aber noch gehörigen Gesprächsbedarf gibt, zeigte die Diskussion am Dienstagabend.

Ein entscheidender Knackpunkt ist die Finanzierung. Die Kosten für Maßnahmen an der Abwasseranlage sind auf die Bürger umzulegen. Das geschehe in der Regel über eine Satzung und dann auf Basis der Grundstücks- und Geschossfläche eines jeden Haushalts, so Schloderer. Man prüft derzeit alle potenziellen Fördermöglichkeiten, wobei es einen Zuschuss des Freistaats (in Höhe von gut 300000 Euro) wohl nur bei einem Anschluss an Beilngries gäbe. Sobald man belastbare Zahlen habe, werde man die Bürger informieren. Die Entscheidung, wie es letztlich mit der Irfersdorfer Kläranlage weitergeht, fällt dann der Stadtrat.

Erschwerend kommt hinzu, dass unabhängig von der Frage zur Kläranlage selbst noch eine weitere Abwasser-Maßnahme in Irfersdorf erforderlich wird. Das erläuterte Goldbrunner. Ähnlich wie in zahlreichen anderen Ortsteilen besteht rund um das Regenüberlaufbecken, das bei allen Varianten erhalten bliebe, Handlungsbedarf. "Achillesferse" sei die Doline. Damit dort bei Starkregen durch das Mischsystem des Kanals kein Schmutzwasser direkt in den Untergrund dringen kann, brauche man einen neuen Retentionsbodenfilter. Die aktuelle Fläche sei zu klein. Hierfür sind inklusive Baunebenkosten etwa 600000 Euro zu erwarten. Auch diese Summe dürfte noch von der Irfersdorfer Ortsgemeinschaft allein zu stemmen sein, selbst dann, wenn man durch einen Anschluss an die Beilngrieser Abwasseranlage automatisch in die dortige Solidargemeinschaft eintreten würde, so die Botschaft am Dienstagabend.

DK

Fabian Rieger